Ich werde die chronologische Schreibweise bei meinem wahrscheinlich letzten Eintrag endgültig aufgeben und über ein paar Dinge berichten die irgendwie dazu gehören sollten, zu meinem Blog; die aber nirgends erwähnt wurden. Es wird kaum mehr etwas über die Projekte dabei sein , da war das Vorgenommene schon nach der Halbzeit abgeschlossen und die Verlängerung war nur in den ersten zwei ein halb Wochen intensiv. Es soll wie schon beim letzten Eintrag etwas aus dem Leben gegriffenes dabei sein. Das nehme ich mir vor für die Nacht von Samstag auf Sonntag, weil es unmöglich ist zu schlafen; weil mit dem öffentlichen Raume in Uganda anders umgegangen wird als in Österreich; übrigens auch mit dem privaten; mir hat nachdem ich immer unvorsichtiger geworden bin, tatsächlich jemand das Handy gestohlen. Ich habe es mir ganz entspannt wieder zurückgenommen und mich; das war allerdings ungeplant und nicht zynisch gemeint sogar dafür bedankt, unabsichtlich bedankt; entschuldigt habe ich mich aber nicht dafür, für das unabsichtlich bedanken; aber alles nach der Reihe und nicht zu ausschweifend, sonst verbringe ich die letzten Tage mit schreiben. Nachtrag: Es wurden mir wahrscheinlich beide Handys gestohlen und das Fehlen meines i - Phones habe ich erst zu Hause bemerkt.
Bei der Nutzung des öffentlichen Raumes möchte ich kurz ausholen um eine Schieflage zu vermeiden. Wenn man den Begriff sehr weit interpretiert und die Atmosphäre als "öffentlichen Raum" betrachtet gehen die reichen Länder am Sorglosesten damit um. Ich meine nicht die nahe Umweltverschmutzung durch abgebrannte Kunststoffabfälle, das geht auf das Konto der „ärmeren“ Länder, ich meine die Verschmutzung durch Klimagase, die das Leben global verändert, ungerechter Weise dort wo am wenigsten davon produziert werden am Stärksten. Dass sich in Uganda die Regenzeiten verändern habe ich sicher schon erwähnt, dass mehr als 80% der Bevölkerung von einer Subsistenzlandwirtschaft leben auch; dass diese Kombination einen Einfluss auf grundlegende Aspekte der Daseinsvorsage hat, ist leicht nachvollziehbar.
Der öffentliche Raum, den ich hier meine und der diesmal der Grund ist nicht zu schlafen, sondern zu schreiben wird beschallt. Diemal ist es Techno; es könnte auch religiöser Singsang oder eine Werbedurchsage sein. Da werden Boxen hinausgestellt, gute und laute Boxen die die ganze Nacht lärmen. Es scheint niemanden zu stören. Um fünf Uhr, ich will damit nicht in eine religionsfeindliche Ecke gedrängt werden, bitte nur das lesen was da steht, ertönt laute religiöse Musik aus einem Megafon. Das war in Busia ganz schlimm. Ab 5 Uhr kein schlafen mehr möglich, der erste Singsang dann eine viertel Stunde Pause oder eine halbe und dann wieder. Eine andere Variante, mitten in der Nacht Techno aus lauten Boxen, auch am potentiell ruhigsten Platz meines Aufenthalts, am einsamen Strand am Viktoriasee in Uganda Muchangi beach oder so ähnlich, nahe an der kenianischen Grenze. Da werden wegen zwei Besuchern Boxen eingeschaltet. Die Elektrogeräte verkaufenden Stände überbieten sich mit lauter Musik. Ich muss immer fragen ob sie entweder lauter sprechen können oder alternativ leiser drehen können. Es gibt auch einen andern Umgang mit Respektabständen auf der Straße. Ich steige weit ausholend und schnell aufs BodaBoda und erwische einen Passanten voll in den Weichteilen. Er geht weiter als wäre nichts geschehen. Auch wenn man im Straßenverkehr jemandem touchiert wird das mit einer Gelassenheit hingenommen, die Vorbildhaft für Wien wäre. Bei uns ist der Aggressionspegel im Straßenverkehr, trotz wesentlich besserer Bedingungen viel höher.
Verschiede Kulturen sind eine Bereicherung sagen die Guten, der andere Umgang mit Kulturen muss gelernt und toleriert werden sagen die Mittleren und man muss sich anpassen sagen die Schlechten, die mit anpassen oft nur jene Gäste meinen, die im eigenen Land sind und nicht sich selber in einem anderen Land; die schlauen Schlechten sagen übrigens statt anpassen integrieren, wobei in dieser Gruppe auch mittlere dabei sind oder sogar gute, die das System nicht ganz durchschaut haben. Ich zähle mich zu den Guten bis Mittleren wenn man schon unbedingt mit der vereinfachten Kategorisierung arbeiten muss, die eigentlich zu den Schlechten gehört. Mittel deshalb weil ich Kultur für überbewertet halte und Mittel weil es auch ein Instrument ist unnötige Grenzen zu ziehen also sogar eine schlechte Komponente beinhaltet. Ich glaube dass die Kulturgrenzen nicht mehr Ländergrenzen oder religiöse Grenzen sein werden sondern z.B.: die Konsumkultur, die mir Angst macht, auch in Afrika.
Das letzte Treffen mit Robert gestaltet sich schwierig, da ein Kind zum zweiten Mal abgängig ist und er in die Innenstadt fährt während wir in die andere Richtung nach Natete fahren. Robert hat Kinder, die sehr gut in der Schule sind. Ein älteres Mädchen ist ohne Anstrengung mit Abstand die Klassenbeste und gehört eigentlich später auf eine Universität. Vielleicht ließt jemand diese Zeilen und kann die Finanzierung übernehmen!? Es gibt aber auch einige Kinder die viel erlebt haben und sich ungewohnt verhalten und /oder ungeschminkt ausgesprochen, geistig zurückgeblieben sind. Dazu gehört auch ein sehr junges Mädchen, das verschwunden ist. Robert setzt sich in so einer Situation voll für das Kind ein. Ich muss an die Straßenkinder in Busia denken, die da in einer wesentlich schlechteren Position sind. Warum gibt es da niemanden?
Robert besucht uns schließlich doch im Schwimmbad in Natete. Ich muss einen überhöhten Preis für ein Getränk zahlen damit er als nicht schwimmberechtigter Gast herein darf. Robert kann auch nicht schwimmen und ist zum ersten Mal an diesem Ort. Er hat bisher ein Schwimmbecken nur von der Weite gesehen. „Das wäre für seine Kinder auch toll“ meint er. Es gibt aber wichtigeres, es gibt immer wichtigeres und immer zu wenig Geld das auch für viel Wichtigeres nicht ausreicht; diesmal ist es das abgängiges Kind. Robert gibt mir die von mir verlangten Rechnungen und Bestätigungen über Arztbesuche von Joyce und dem schwangeren Mädchen. Über die Baukosten habe ich auch Bestätigungen, die ich zugegebener Weise nie richtig kontrolliert habe, da man ja den Baufortschritt sieht und da vieles informell geschieht also ohne Rechnung.
Wie es mit dem Blog weiter geht weiß ich noch nicht. Vielleicht werde ich eine überarbeitete Version, eine Art Dokumentation daraus machen. Vielleicht werde ich Ihn reduziert auch zu Hause weiter führen. Sollten noch Spenden herein kommen, garantiere ich dafür, dass diese zur Bekämpfung der Armut und / oder für ein kleines Umweltprojekt in Uganda verwendet werden. Übermorgen geht mein Flug zurück nach Wien. Beim Abflug habe ich gedacht dass ich so etwas das letzte Mal mache. Ich bin durch den erfolgreichen Verlauf selbstbewusster geworden. Bessere Rahmenbedingungen wären allerdings wünschenswert.
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