Ziel des Bloggs

Dokumentation EZA Aktivitäten von Sven Schoderböck u. Sarah Namirembe in Kampala, Busia, Kayunga u. Luwero mit folgenden Zielen:
Armutsbekämpfung, Waisenhaus, Schulen, Abfall, Siedlungswasserbau; motivieren mitzumachen oder selber etwas zu versuchen
Kontoinformation Spenden: Bank Austria: Konto Nr.50293147800 (IBAN: AT70 1200 0502 9314 7800, BIC: BKAUATWW) Bitte Namen des Spenders angeben! Spenden
die nach Projektende eintreffen werden für eine Fortsetzung gesammelt bzw. nach Uganda bevorzugt für Maßnahmen im Waisenhaus überwiesen.

19.01.14

Waisenhaus Oasis und Gerechtigkeit (Aufenthalt Ende 2013)


Cäsar, Sarah and Robert at Oasis
Robert, Sarah and some of the caretakers at
Boys place where kitchen is planes
Für das Waisenhaus "Oasis of life" haben wir diesmal keine Infrastrukturmaßnahme finanziert, sondern nur unmittelbar anstehendes (Essen, Klo auspumpen,....). Wir haben versucht Kontakte mit anderen Organisationen die besser "aufgestellt" sind aufzunehmen um vielleicht einige Kinder in ein Patenprogramm zu integrieren und bezüglich Küche bei den Burschen einen neuerlichen Versuch gestartet an externe Gelder zu kommen. Die Bilder 

zeigen Cäsar den "hohen" Besuch von einer gut aufgestellten Organisation und der Bereich bei den Burschen, wo die Küche situiert werden könnte. In diesem Link sind aktuelle (nicht ganz vollständige) Fotos der Kinder. Nicht mehr funktionierende links des Blogs werden in den nächsten Wochen erneuert. Das grundsätzliche Problem für das Waisenhaus bzw. für Robert hat sich nicht geändert. Mit Einnahmen aus dem Hühnerstall und unregelmäßigen Spenden ist es schwierig ein Waisenhaus zu betreiben. Robert strebt neben der kirchlichen Zertifizierung eine NRO Zertifizierung an, was zwar die Betreuungsqualität erhöhen würde, aber Kosten verursacht. Außerdem besteht die Gefahr dass einige Kinder (wieder) auf der Straße landen.  Es gibt noch sehr viel zu tun. Einer meiner Blogeinträge vor inzwischen schon mehr als 2 Jahren lautete "Halbzeit und schon fast alles erledigt"; diesmal ist es anders. Das "alles" von damals mit Schulbau, Waisenhaus, Wasserbehälterbau, Mithilfe bei abfallwirtschaftlicher Organisation, Solaranlagenmontage, hat sich  in der Vielfalt der Einzelaktivitäten reduziert und ist in der Erweiterung in der Vertiefung auf alle Problemfelder des Waisenhauses etwas

regungsloses Kleinkind auf Kampalas Gehsteig
ins Stocken geraten. Manchmal denke ich über Verantwortung nach. Wer ist verantwortlich wenn Robert aufgibt oder einen Unfall hat. Bin ich es, sind es jene die meine Möglichkeiten reduziert haben zu helfen, ist es das Gesellschaftssystem, oder ist es mein (Denk)Fehler. Wenn die Kinder auf der Straße landen oder die älteren Mädchen ausgenutzt werden, worüber ich noch schreiben werde, ist das nicht gut. Ich sehe in Kampala ein kleines Kind regungslos  mitten am Gehsteig liegen, wie schlafend. Ich kann mich daran nicht gewöhnen, eigentlich sollte nach dem vierten Ugandabesuch langsam eine Abstumpfung eintreten. Alle gehen an dem Kleinkind vorbei. Ein Mann im Anzug der fast über das Kind drüber steigt, bemerkt dass ich und Sarah das Kind und ihn verunsichert anschauen, geht zwei Schritte zurück, fühlt den Puls des Kindes mit einem professional anmutenden Griff auf den Hals, nickt mir beschwichtigend zu und eilt weiter. Es ist alles in Ordnung, soll das heißen. Vielleicht mache ich mir einfach wirklich zu viele Gedanken. Das gibt es ja bei uns auch (schon) und in Adis ist es noch schlimmer und das Kind wird wahrscheinlich nur instrumentalisiert, die Geschwister sind in der Nähe, sagt mir eine Straßenverkäuferin in der Nähe. Die Frage warum, wenn es überhaupt stimmt, die Mütter Ihre Kinder so zum Betteln animieren müssen, stelle ich mir später, nehme ich mir vor später zu stellen. Ich gehe weiter, muss auch zum Arzt, kaufe dann doch wie immer in einer ähnlichen Situation eine aufgeschnittene Mango, lege noch Kekse aus Sarahs Rucksack drauf, die eigentlich für ihre Verwandtenkinder bestimmt waren, gebe es einem anderen Straßenkind, schimpfe auf die Reichen und die großen Autos , die gegenüber Fußgängern rücksichtsloser sind als bei uns und fühle mich danach etwas besser. Mir fällt ein, dass ich länger nach der Mutter fragen hätte können, oder oder das Kind zu Oasis mitnehmen hätte können. Mir fällt ein, dass uns Robert auf Grund eines Anlasses den ich hier nicht näher ausbreite, immer wieder fragt ob wir nicht ein Kind übernehmen oder adoptieren wollen. Das geht in der Situation in der ich mich befinde nicht.

kurz zu meiner persönlichen Situation:
Sarah vor Hochzeit, bürokratisches
Oasis, Essenszeit
Für mich hat Uganda an Bedeutung gewonnen. Ich habe Sarah mit der ich die Projekte gemeinsam durchgeführt habe geheiratet. Die Hürden für Ihre Einwanderung nach Österreich haben viel Zeit, Energie und auch Geld gekostet. Sie ist noch immer in Uganda, momentan ohne Zugang zu Strom und sauberem Trinkwasser; ich bin in Österreich auf Jobsuche. Ohne Job werde ich die Aktivitäten zur Armutsbekämpfung in Uganda nicht weiter führen können. Ich würde auch sehr gerne einen bezahlten Job in der EZA in Uganda annehmen. Meine Referenzen sind gut (Kulturtechniker, Pädagoge, umfangreiche Berufserfahrung und vor allem die richtige Einstellung). Ich hoffe dass sich da etwas bewegt und dass sich nach mehr als einem Jahrzehnt anklopfen eine offene Tür findet. Sollte jemand diese Zeilen lesen, der eine Chance für mich und in weiterer Folge für die (armen) Menschen in Uganda sieht würde ich mich über eine entsprechende Spende freuen. Mit Spende ist hier nicht Geld gemeint (dennoch ist im Seitenkopf das Spendenkonto eingeblendet) sondern einen Kontakt, eine Chance, eine institutionelle Basis, eine Verwirklichungsmöglichkeit oder schlicht eine bezahlte sinnvolle Arbeit in Österreich oder in Uganda (vielleicht in Gulu bei PACHEDO; ich Hoffe!).
Vielleicht wäre auch ein beherzter und fröhlicher Pragmatismus hilfreich, wie ihn Robert noch an den Tag legen kann, wenn er nicht weiß wie das Essen für den nächsten Tag auf den Tisch (eigentlich oft eine Aluplatte am Boden mit Poscho oder Reis; siehe Bild) kommen soll. Mein Problem ist, dass ich momentan nicht viel aktiv bewegen kann. Mir sind die Hände gebunden. Job suchen ist vielleicht zermürbender als ein nahes bedrohliches Problem wie Zugang zu Nahrung und Wasser, das man unmittelbar angehen kann. Ich würde mir genau jetzt die Trommeln der Kinder und die unbeschwerte Aufrichtigkeit wünschen, die ich im nächsten Absatz aus einem theoretischen Hintergrund kritisch beleuchte.
 
dancing and singing at Oasis
Der Empfang beim Waisenhaus Oasis findet mit Musik und Tanz statt. Die Kinder werden darin immer besser, Robert der Waisenhausleiter ein immer besserer Animateur. Es hat auch eine peinliche Komponente, weil man "Geber" eben so behandelt, damit sie gerne geben, weil ich diesmal weniger geben kann als sonst und weil und jetzt kommt wieder der theoretische globale Kontext wir die Reichen (Länder) vorher mehr genommen haben und das Geben in Form von Almosen, wonach man sich besser fühlt, nichts an den zugrundeliegenden Ungerechtigkeiten ändert, ja diese vielleicht sogar verstärkt. Hannah Arendt und Richard Sennet haben das u.a. in "Respekt im Zeitalter der Ungleichheit" besser gesagt, mir fallen aber die genaue Formulierung nicht mehr ein. Mir fällt auf dass mein Rechtschreibkorrekturprogramm meinen Namen mit einer roten Wellenlinie quittiert den von Arendt aber nicht; Respekt! Ein gewisser respektloser praxisorientierter Pragmatismus schadet trotzdem nicht. Nichts geben ist auch nicht besser. Und wenn die vor Maden wimmelnde Senkgrube über geht und die Kinder in der Umgebung, sprich irgendwo aufs Klo gehen müssen ist es gut wenn man das Auspumpen finanziert. Oasis lieg am Rand von Kampala nicht am Land wo der Zugang zu sanitären Anlagen unter 40% (der Bevölkerung) liegt  und wo es kein Klo aber immerhin "stille Orte" (und große Blätter) gibt. Denkweisen und Strukturen der Reichen zu verändern in Kombination mit Geben als Überbrückung wäre besser. Ich bin mir dessen bewusst, dass ich beides nicht zur Gänze schaffen kann. Vor zwei Jahren musste ich den Weg aufgeben die entwicklungspolitische Inlandsarbeit mit kleinen Projekten in Uganda zu verknüpfen. Ich würde gerne im Umweltbereich und / oder Entwicklungsbereich mit Jugendlichen arbeiten. Ich würde gerne etwas gesellschaftlich sinnvolles machen. Ich weiß nicht ob ich diese Chance jemals wieder bekommen werde!?

Man lässt sich von der guten Stimmung mitreißen.  Eine schlechte Mine zum ambivalenten Spiel ist schlechter als eine gute Mine dazu. Die Kinder werden ausgerechnet zu Weihnachten nicht satt werden; es ist ein Leben im Jetzt und vielleicht noch für die nächsten Tage; beim Finanziellen bezüglich Schulbesuch für eines der Kinder vielleicht für das nächste halbe Jahr. Mehr ist nicht planbar. Vielleicht muss man schon am nächsten Tag entscheiden Schulgeld für dich dafür Medikamente für dich, oder umgekehrt, oder sollen wir auf beides verzichten und einen Rechtsanwalt bezahlen der die NRO Zertifizierung des Waisenhauses vorantreibt. Dadurch hätte man eine bessere Zukunftsperspektive und vielleicht einen besseren Zugang zu offiziellen Spendentöpfen. Immerhin muss man sich diesmal nicht entscheiden zwischen Hühnerfutter, damit man später Eier verkaufen kann, die die Ernährungssicherheit in Zukunft erhöhen oder alternativ Essen für die Kinder das sie unmittelbar brauchen, weil die Alternative zu Hungern keine Alternative ist.

Belegung Oasis bis zu 3 Ebenen*2 Kinder
Belegung Oasis neu 2 Ebenen*1 Kind
Sarah macht Film und Fotoaufnahmen. Ich kenne die meisten Gesichter, einige sind neu und das ist das wirklich neue an der Situation, viele fehlen. Es sind viel weniger Kinder, überhaupt sieht das Waisenhaus aufgeräumter aus. Beim Dreierstockbett wurde die oberste Lage entfernt. Die Kinderanzahl wird wesentlich reduziert, muss auf gut 20 Mädchen und 20 Burschen  reduziert werden, da sonst die behördlichen Auflagen bezüglich Zertifizierung für das Waisenhaus nicht zu schaffen sind. Die Zertifizierung wird vom Staat verlangt, der Staat zahlt aber nichts dazu, ganz im Gegenteil es sind Gebühren fällig. So kann man auch ein mehr an Straßenkindern erzeugen. Bettelnde kleine Kinder gehören zum Straßenbild in Kampala, noch schlimmer ist es in Adis Abeba wo das Straßenbild davon geprägt wird und der Kontrast zum Reichtum noch größer
ist.
Es drängt sich eine andere Frage  den Vordergrund: „Wo sind die anderen Kinder hin?“ . Das ist eine schwierige Frage. Eine der Helferinnen ist überwiegend mit diesem Thema beschäftigt. Einige Kinder sind nicht direkt beim Waisenhaus untergebracht sondern im Umfeld der Kirche. Auch Joyce treffe ich dort wieder. Das Mädchen hat wieder Platzwunden am Kopf. Die Anfälle haben nicht aufgehört. Im Waisenhaus kann sie nicht bleiben, da sich die anderen Kinder vor Ihr fürchten. Das ist schade. Mit Medikamenten könnte man die Situation verbessern. Anmerkung: Über Joyce habe ich bei älteren Einträgen viel geschrieben und auch ein Kurzfilm ist mit dem Blogg verlinkt.

Vieles hat sich nicht wesentlich verändert. In Roberts Büro stapeln sich keine Lebensmittelsäcke, wie ich es früher selten aber doch erlebt habe, da es keine großen Vorräte mehr gibt. Die Senkgrube geht fast über. Wenn man durch den beschädigten Deckel hinunter schaut wimmelt es vor lauter Maden. Es liegen offene Rechnungen auf dem Schreibtisch.  Wir sprechen über die diesmal sehr begrenzten Finanzierungsmöglichkeiten. Es ist ruhiger als bei anderen Besuchen.
Es werden Familien für die Kinder gesucht, im Idealfall die leiblichen Eltern. Im Prinzip eine nicht so schlechte Idee; für die vergangenen Verhältnisse im norden Ugandas ebenfalls eine ambivalente Strategie um die Kinder, die im schlimmsten Fall Kindersoldaten waren, zurück zu ihren Familien zu bringen. Manchmal mussten die Kinder Gräueltaten an ihren eigenen Verwandten begehen. Die Verhältnisse bei den Waisenhauskindern in Kampala sind damit Gott sei Dank nicht zu vergleichen, die gesetzlichen Rahmenbedingungen und die Ziele scheinen jedoch ähnlich zu sein. Die Kinder sollen in einer Familie untergebracht werden. Die Waisen in Kampala sind aber nicht verschleppt worden entrissen von Eltern die den Kindern ein zu Hause bieten können und wollen;  es sind „echte“ Waisen, deren Eltern, falls sie noch existieren, keine Entwicklungsbasis für Ihre Kinder bieten konnten und können. Viele dieser Eltern haben Lebensumstände die es nicht zulassen Ihre Kinder wollen zu dürfen. Pflegefamilien zu finden ist schwierig. Uganda ist ein Land, in dem es mehr als 50% unter 15 Jährige gibt, also die Hälfte der Bevölkerung Kinder sind. Da gibt es bei einer Familie der es etwas besser geht als der Verwandtschaft ohnehin oft ein Kind aus dem Umfeld das aufgenommen wird.

Robert hat wie immer eine Liste von dringend anstehenden Problemen, die sich zum Teil in offenen Rechnungen ausdrücken zu einem anderen Teil sind es dringende Bedürfnisse wie Nahrung, die nicht erfüllt werden können. Da ich meine Arbeit (mit der ich Geld verdiene) in Österreich nicht weiterführen kann und da meine Hochzeit mit Sarah auch Geld kosten wird sind meine Möglichkeiten diesmal stark eingeschränkt. Mit den 192€ Spenden die ich kurzerhand von meinen Arbeitskollegen nach meiner Kündigung noch gesammelt habe komme ich auch nicht sehr weit. Trotzdem ein großes Dankeschön an die Geldgeber. Ich bin in einer eher bedrückten Stimmung und auch Sarah ist sehr schweigsam. Wir finanzieren das Auspumpen der Senkgrube, Poscho, Taschengeld für die Helferinnen und wie immer innerhalb der nächsten 5 Wochen doch noch zusätzlich einen kleinen Betrag für das und einen mittleren Betrag für das. Das WC ist ineffektiv, da auch das Waschwasser zum Teil in den selben Tank geleitet wird. Außerdem zeigt ein Blick in die Senkgrube dass auch Zeitungen und andere Abfallreste drinnen sind, was den Maden Nahrung gibt.

Ich habe große Hoffnung, dass wir diesmal das Geld für eine Küche bei den Burschen über ein neu eingereichtes Proposel bekommen. Ein Wehrmutstropfen ist für mich in meiner derzeitigen Situation allerdings der Selbstbehalt, den ich übernehmen muss. Außerdem habe ich Kontakt zu einer größeren gut situierten österreichischen privat organisierten Organisation aufgenommen und hoffe dass ein Patenprogramm in Gang kommt. Es wäre ein großer Fortschritt wenn einige Kinder ein sicheres Schulgeld hätten. Dann muss nicht gewürfelt werden welches Kind eine Verwirklichungsmöglichkeit bekommt, welchem Kind man nicht ein Grundrecht vorenthalten muss.
Das mit dem Schmetterlingsflügelschlag der wo anders einen Hurrikan auslöst ist wie Physiker nachgewiesen haben sehr unrealistisch, weil es diese scharfen  Kipppunkte im Wetter nicht gibt (im Klima noch weniger). Eine schwächere Regenzeit, die wir Reichen durch die Klimaveränderung ausgelöst haben verstärkt durch eine "großhebelige" Wette auf den Finanzmärkten auf veränderte Lebensmittelpreise kann aber sehr leicht bewirken dass ein Kind in Oasis nichts mehr zu essen hat. Die Nahrungsmittel fließen nicht in die Richtung wo  sie dringend gebraucht werden, das Geld fließt in die Richtung wo es ohnehin schon zu viel davon gibt und wo Wahnsinnige oder politisch korrekter wahninnige Strukturen hinter denen sich Menschen verstecken,  Instrumente erfinden, die dieses zufällig und sinnlos verteilte Geld das auch nichts sinnvolles reguliert oder absichert arbeiten kann. Eigentlich arbeitet es nicht es liegt, und ist so mit Regeln verknüpft dass irgend jemand das Geld bekommt der ohnehin schon viel davon hat und dass man nach einer vorprogrammierten Krise jene zur Kassa gebeten werden können die nie gespielt haben. Eigentlich liegt es nicht einmal, es gibt kaum Rückhalt in Goldreserven es gibt oft nicht einmal einen konkreten Geldschein es handelt sich um eine Zahl im Computer die durch ihre Zuordnung Macht erlangen kann. Das Giersystem das Grundlage unseres Wirtschaftssystem ist erlaubt das weil es die Politik erlaubt hat, die nichts dafür kann weil sie beraten werden will und weil sie Geld benötigt. Wenn schon die Politik Spielball der Wirtschaft ist können die Menschen die hinter der Politik stehen also die Politiker fast nichts mehr dafür, die Bürger gar nichts mehr. Jene die etwas dafür können wollen (z.B. durch schreiben) haben keine Macht. Nach einem harten Arbeitstag ist die Kronenzeitung oder der Österreicher leichter zu lesen.

Wenn das Giersystem versagt wird denen genommen denen das System vorher schon etwas genommen hat. Es wird am sozialen am Umverteilen gespart und übersieht dabei dass man vorher falsch verteilt hat, das Falsche in Wert gesetzt hat. Ein System das falsches belohnt bewirkt eher ein hungerndes Kind im Waisenhaus als ein Schmetterlingsschlag einen Hurrikan. Sollte mir ein Physiker oder Finanzmathematiker widersprechen ist das Ganze trotzdem ungerecht, man sollte vielleicht bessere Vergleiche anstellen. Der Spruch, wenn in Europa jemand hustet kriegen die in Afrika schnupfen trifft es auch nicht ganz, legt den Finger aber auf eine offene Wunde und sagt viel über die globalen Machtverhältnisse und Vernetzungen aus.

Eine offene Wunde, leider im nicht übertragenen Sinne, einer Wunde über dem linken Auge die von einer hartnäckigen Fliege umschwirrt wird ist das nächste Thema. Dieses Thema hat einen Namen und hinter jedem Namen sollte die Chance stehen so zu leben dass man es menschliches leben nennen kann. Ich habe in diesem Blog schon oft über Joyce geschrieben. Sie ist momentan nicht im Waisenhaus untergebracht sondern nahe der zugehörigen Kirche. Im Waisenhaus kann sie nicht untergebracht werden ,da sich die anderen Kinder vor ihr fürchten. Sie bekommt fast jeden Tag einen Anfall, schlägt um sich, muss festgehalten werden und verletzt sich dabei regelmäßig selbst und manchmal auch Andere. Einige Zeit ist es ihr besser gegangen weil ich Medikamente finanziert habe. Dann war sie einige Monate in einem Art Krankenhaus, wo aber auch die nötige Behandlung nicht durchgeführt wurde. Da auch dieser Kompromiss nicht finanzierbar war ist sie jetzt wieder bei Oasis untergebracht. Es tut mir weh das zu sehen. Ich habe Joyce immer nur bei der Arbeit erlebt (kochen, Wäsche waschen, Regenabfluss frei schaufeln) und dann, wie wenn man einen Hebel umlegt hat sie wieder einen Anfall. Man könnte Ihr helfen. Wenn man in das hübsche Gesicht blickt, dass auf einer Seite durch Wunden entstellt ist, die nicht mehr richtig heilen weil sie sich immer wieder erneuern tut einem das  Herz weh. So sollte keine Jugendliche auf dieser Welt leben müssen.




http://www.youtube.com/watch?v=KGtVZ_A45FU
Verteilung von Sodas Oasis (klicke Bild für Film)
Bei unserem letzten Besuch haben wir uns etwas Zeit genommen um über Schicksale zu reden. Die Zeit ist knapp, für mich weil es die 5 Wochen so viel Sinnloses in Zusammenhang mit Sarahs Einreise zu erledigen gab und weil ich nicht fit war und Sarah vieles alleine machen musste; für Robert, weil er dauernd ein Problem beim Waisenhaus zu managen gibt. Geredet haben wir über die jungen Mädchen zwischen 12 und 17, die zum Teil von der Straße zu Oasis gekommen sind, zum Teil wieder auf der Straße landen und dann vielleicht mit neuen Problemen oder auch einem Kind zurück kommen. Eines der jungen neuen Mädchen mit nur einer Hand hat ein Baby zu versorgen, das friedlich in einem der Beten schläft. Wie kommt das? Die meisten Dinge erfährt man aus einem banalen Anlass. Diesmal war der Anlass, dass kein Trinkwasser für uns "Verwöhnten" vorhanden war und ich meine angeschlagene Gesundheit nicht mit dem Oasis Trinkwasser aufs Spiel setzen wollte. Kinder holen uns eine Literflasche Trinkwasser und da mir das irgendwie unangenehm ist nur für uns etwas holen zu lassen, lege ich noch etwas drauf für Sodas (Kracherl), die die Kinder gerne trinken. Leider! Besser wäre ein dauerhafter Zugang zu sauberem Trinkwasser und hin und wieder vielleicht ein lokaler Fruchtsaft. Besser wäre es, man würde die globalen Großkonzerne nicht durch den Kauf eines Getränks unterstützen, das über die Werbung ein falsches Lebensgefühl in unsere Köpfe impft, das minderwertig ist und hinter dem Ausbäutungsstrukturen stecken. Diesbezüglich war ich bei meinem ersten Besuch strikter, man zerfleischt sich aber damit nur selbst, weil man nicht an allen Fronten gleichzeitig kämpfen kann und manchmal einfach auch ambivalentes mittragen muss. Das Bild oben zeigt wie Robert die Kracherl verteilt. Der Filmlinkt zeigt das Gerangel für bei uns selbstverständlich gewordenes. Der Schwenk zu Sarah zeigt sie Wasserflasche mit der Aufschrift mehrfach gefiltert. Oft wird beim industriell verpackten Wasser darauf hingewiesen, wie oft das Wasser nicht  gefiltert wurde, als wäre das ein Zeichen für hohe Qualität. Es ist jedoch Unsinn Wasser, das ein entsprechendes Schutzgebiet aufweist und durch einen guten Bodenfilter gegangen ist noch einmal zu filtern. Das macht man nur dann wenn kein sauberes Quellen oder Grundwasser vorhanden ist. Eine Werbung die bei genauerem Hinsehen eine Negativwerbung ist.  Es ist ein Geschrei und ein Gerangel. Ich auch, mir auch eins, Pastor, Pastor, warum hat sie zwei (Filmlink).Darauf hin erzählt Robert, dass es zu Weihnachten besonders schlimm war weil es zu wenig zu Essen gab, zwei Betreuerinnen (kurzfristig) gegangen sind und sich die älteren Mädchen sich dann "etwas Anderes" suchen. Sie gehen wegen 2 Kracherl mit den Burschen mit, viele versprechen ihnen vieles, mehr als 2 Kracherl, was sie selten einhalten. Den Mädchen ergeht es oft nicht gut. Sie werden missbraucht, geschwängert oder werden für minderwertige Arbeiten eingesetzt. Robert erzählt mir von einem Mädchen des Waisenhauses, das einmal bei uns in der Unterkunft war. Ich muss kurz überlegen, erinnere mich dann daran und habe sogar ein Foto von damals gefunden. Wir hatten Probleme die gerade angefertigte Namensliste den Fotos der Kinder zuzuordnen. Eines der Mädchen wollte unbedingt helfen und überredet darüber hinaus Sarah (meine  Projektmitstreiterin und jetzige Frau) ihr bei den Haaren helfen zu lassen. Das mit den Haaren ist für mich etwas Unnötiges, daher zögere ich, ein Waisenkind dafür einzuspannen, habe mit dieser Einstellung aber alle, einschließlich des Mädchens gegen mich und willige schließlich ein. Auf dem Bild ist erkennbar wie glücklich und entspannt sie bei der Arbeit wirkt. Robert erzählt mir, dass sie mitgegangen ist, nicht nur mit uns, dass es Ihr sehr schlecht ergangen ist, dass sie geschlagen wurde, dass sie wo anders hingegangen ist, wo das ganze wieder von Vorne anfing. Robert hat Ihr angeboten ins Waisenhaus zurückzukehren. Sie hat gemeint es sei zu spät, sie kann nicht mehr weg. Sie würden sie finden. Man hätte das vielleicht im Vorfeld verhindern können. Man müsste mehr Verwirklichungsmöglichkeiten für die Mädchen schaffen. man muss die Verhältnisse Ändern, die so etwas ermöglichen. Jene die sich bereichern und sich zu viel nehmen sind anders Schuld als jener der auch nicht viel mehr hat und schlägt; aber sie sind Schuld. Aber es geht nicht alleine um Schuldzuweisungen  sondern um Einsicht in Systemzusammenhänge, die sich in Verhalten und Handlungen fokussieren lassen.
Randbemerkung: Diesmal leben wir nicht im Hotel um wenigstens da Geld für Wichtigeres zu sparen sondern in einem einfachen gemieteten Zimmer ohne Wasser und WC und spartanischem Strom. Würden wir uns in Österreich mit einer entsprechenden ressourcenschonenden Lebensführung abfinden und damit anderen weniger nehmen, würde man uns übrigens nicht belohnen sondern Sarah schlicht ausweisen. Darüber habe ich schon vieles geschrieben, zögere aber das ins Netz zu stellen, da es mir eventuell auch schaden könnte!?

Es gibt auch etwas Erfreuliches zu berichten. Das Wasserhaltungssystem mit Behälter im Burschenbereich, das wir beim ersten Besuch finanziert haben wurde ausgebaut und auch die andere Dachfläche angeschlossen. Der Sickergraben ist bezüglich Einlauf und Filterstabilität (einschwemmen Feinteilchen) nicht perfekt ausgeführt. Da könnte man mit wenig Geld nachbessern und da habe ich durch meine Tätigkeit in der Bauwirtschaft auch viel dazu gelernt. Auch das Vorzelt das wir letztes Jahr aufgestellt haben steht noch, musste aber nach einem Sturm repariert werden. Erfreulich ist, dass Robert einerseits durch Kontaktstellen auf die ihn father Josef (Busiaprojekt) oder Sarah aufmerksam gemacht haben und auch  durch Austeilen von Zetteln vor großen Einrichtungen zu einem Spender gekommen ist, der einen Wasserbehälter beim Mädchenbereich finanziert hat. Dadurch werden die Wasserkosten durch den öffentlichen Wasseranschluss reduziert, bzw. sollte auch ein Wasser vorhanden sein wenn wegen mangelhafter Bezahlung der Zugang gesperrt wird. Das ambivalente an der Sache ist, dass der Spender eine Bank war, sind es doch die Banken mit ihren auf die Finanzmärkte ausgedehnten Machenschaften, die das gesellschaftliche System destabilisieren. Die Kosten tragen beim systememinenten Zusammenbruch die Armen. Es war auch jene Bank die mir, da die Computer in der Bank 2 Tage nicht funktioniert haben, bezüglich Einreise für Sarah insgesamt 1 Monat gekostet hat.

alte Klotüre für Feuerholz
neue Klotüre
Vor meiner letzten Abreise musste ich miterleben, wie wegen Geldknappheit die Klotür verheizt werden musste. Ohne Feuerholz kann man kein Essen kochen. Diese musste jetzt erneuert werden, da es sonst mit der NRO Zertifizierung schwierig wird. Die zweite Tür für den Waschbereich gehört zu jenen Dingen die man dann doch noch finanziert. Man muss dann an einem anderen Punkt Stopp sagen. Sarahs Bruder hat eine Familie mit zwei Kindern zu ernähren. Er hat sich das mit Botendiensten auf dem Fahrrad verdient. Nachdem ihm das Fahrrad gestohlen wurde ist das nicht mehr möglich. Ein Neustart wäre mit knapp 100€ zu schaffen. Eigentlich lächerlich! Wenn man in Österreich den Job verloren hat, gerade geheiratet hat und viel Geld für behördliches ausgeben muss, damit Sarah mit mir auch in Österreich eine Chance bekommt, ist das nicht mehr lächerlich. Ca. 650€ wären für das Waisenhaus dringend nötig. Das würde die Rechtanwaltskosten für die NRO Zertifizierung abdecken und das würde mich bezüglich Selbstbehalt der Küche entlasten. Für das Waisenhaus wäre es wichtig, dass ein geregeltes externes Geld fließt. Das wäre zum Beispiel über ein Patenprogramm möglich.