Ziel des Bloggs

Dokumentation EZA Aktivitäten von Sven Schoderböck u. Sarah Namirembe in Kampala, Busia, Kayunga u. Luwero mit folgenden Zielen:
Armutsbekämpfung, Waisenhaus, Schulen, Abfall, Siedlungswasserbau; motivieren mitzumachen oder selber etwas zu versuchen
Kontoinformation Spenden: Bank Austria: Konto Nr.50293147800 (IBAN: AT70 1200 0502 9314 7800, BIC: BKAUATWW) Bitte Namen des Spenders angeben! Spenden
die nach Projektende eintreffen werden für eine Fortsetzung gesammelt bzw. nach Uganda bevorzugt für Maßnahmen im Waisenhaus überwiesen.

27.03.12

Den Schwung mit nach Hause mitnehmen?!

Mein Afrikaaufenthalt war sehr erfogreich. Es ist mehr geschehen als ursprünglich geplant. Es wurde ein Wasserbehälter aus Plastikflaschen gebaut, die Wasserversorgung bei einem Waisenhaus verbessert und gleichzeitig ein Sickergraben errichtet, Krankenhausrechnungen, Hühnerfutter und Nahrung bezahlt, bei einer Schule in Busia weitergebaut, bei einer Abfallorganisation mitgeholfen und beraten, Projektüberlegungen angestellt und Solarmodule montiert. Alles weitgehend aus eigener Finanzierung mit dem Geld, das ich in Österreich als Abfallberater verdient habe. Ich möchte die Projekte weiter verfolgen und ich möchte alles stärker mit meiner Arbeit in Österreich verbinden. Mit diesen Zielen bin ich sehr motiviert zurückgekommen. Leider wird es ganz anders kommen.


Ich bin gut angekommen. In der Wohnung ist einiges neu und schöner. Meine Mutter hat viel gemacht. Auch Verbesserungen, die eine Energieeinsparung bringen sind dabei. Für mich ist vieles davon allerdings weniger wichtig. Das Wichtige benötigt einen Bezugspunkt und der stimmt bei mir noch nicht, wird vielleicht nie an seinen Ausgangspunkt zurückkehren, war auch nie dort wo der sogenannte Durchschnitt seinen Bezugspunkt hat. Wichtig ist die Arbeit zu Hause, mit der ich mich sehr identifiziere. Man sieht diese Identifikation in den Bildern bei den abfallwirtschaftlichen Projektteilen in Uganda an der Arbeitskleidung, die jener in Österreich entspricht. Ich war immer auf der Suche wie man etwas besser machen kann,  immer auf der Suche nach neuen Herausforderungen. Auch diese Motive haben mich nach Uganda gebracht. Durch die neue Perspektive wird auch meine Arbeit zu Hause provitieren. Vielleicht ist das "in der Lage sein" Müll global zu denken und zu kommunizieren eine Qualifikation die positiv angenommen wird.

Der erste Termin bei einem Auftraggeber bei dem ich nur sehr wenig mache läuft super, trotz Übermüdung. Es ist eine Schulmüllanalyse mit Kindern und ein Kompliment, dass ich gut mit Kindern umgehen kann, freut mich. Ungewohnt ist, dass man sich die Aufmerksamkeit der Kinder zu Hause "erkämpfen" muss, in Uganda war die Hautfarbe und die Kammera ein Startvorteil. Mutschungu, Mutschungu, lachende Kindergesichter; es ist hier anders, auch ist der öffentliche Raum großzügiger als in Kampala, es gibt aber keine Menschen, die diesen nutzen und keine Kinder die im Alltag überall mit anzutreffen waren. Auch ist wieder eine Anfrage meiner Doppelstunde "Müll global gedacht" in meiner Mailbox. Das möchte ich verbessern und ausbauen. Vielleicht kann ich einiges von der Energie und Dynamik mitnehmen, aus Afrika. Ich komme einen Tag später, mehr als eine Stunde früher zu meinem Hauptarbeitsgeber. Ich will mich zurückmelden, kurz erzählen wie es gelaufen ist, erzählen dass es gut gelaufen ist und ich will etwas über meine zukünftige Arbeit anschneiden. Anschließend habe ich geplant, wegen einer anderen "besseren" Jobchance nachzufragen. Ich bin sehr nervös und rechne damit, dass es nicht so einfach wird wie meine Arbeit in Afrika und dass ich vieles von dem Schwung nicht mitnehmen werde können. Mit einer versprochenen Verbeserung der Vertragssituation rechne ich nicht, mit einer Verschlechterung aber auch nicht.

Es fängt gut an. Ich werde ohne etwas zu sagen gebeten Platz zu nehmen. Ich bin positiv überrascht so empfangen zu werden. Ich hatte schon ein Tür - und Angelgespräch befürchtet.

Die Fortsetzung erfolgt in 2 Varianten. Ich verlasse die autobiographische Ebene. Ziel ist es den Leser zum Nachdenken anzuregen.

Variante 1:

"Willkommen zurück. Das mit dem Behälter aus Plastikflaschen und die Mitarbeit bei der Müllsammelaktion in Busia Uganda hat uns gut gefallen. Auch ....... (ein Höherer) hat davon gehört. Den Blog hat zwar keiner gelesen weil er zu lang ist, es gibt aber einige Bilder die uns gut gefallen und man könnte eines davon auf die Hompage stellen oder für die Mitarbeiterzeitung verwenden. Auch das mit dem Müllkompost war super. Da sieht man wie gut es uns mit unserem A+ Kompost geht."

Ich bin froh darüber, auch wenn konkretere Fragen bezüglich eines Projektes oder einer verstärkten Mitarbeit in Arbeitsgruppen nur eine sehr vorsichtige Zustimmung finden. Es ist auch nicht möglich direkt ein weiteres Projekt in Afrika zu fördern, aber indirekt, über die Bildungsarbeit in Österreich kann ich damit auch Geld verdienen, was wieder wichtig für die teilweise steuerliche Absetzbarkeit ist. Ich bin Froh, dass es so gelaufen ist. Auch die Kollegen haben mich gleich gefragt wie es war und ich habe kleine Geschenke (Art Badeschwamm) verteilt. Das Gespräch, wegen des "besseren" Jobs war ohne weitere Erkenntnisse. Diesmal war es ein Tür und Angelgespräch. Mehr als dass meine Chancen noch intakt sind, kann ich nicht in Erfahrung bringen.

Es gibt auch eine Liste von Verbesserungsvorschlägen aus den Kontrollanrufen beim Misttelefon. Die Kommunikation in diesem Bereich zu Verbessern war einer meiner Vorschläge, vor meinem Afrikaflug, aber wahrscheinlich war das nicht der einzige Grund für diese Verbesserung. Ich bin froh einen kleinen Anstoß gegeben zu haben. Ich freue mich auf meine Aufgaben zu Hause und ich freue mich, dass ich als "Spezialist" an der Schnittstelle Abfall und Entwicklung etwas Anerkennung gefunden habe. Es waren 7 harte und teure Wochen. Ich glaube ich habe mir das auch ein wenig verdient. Ein positiver Aspekt wäre noch anzusprechen. Ich brauche keine Schulter mehr um mich "auszuweinen" wenn ich mich nicht einbringen darf. Das hat meine Mutter und manchmal auch einen Kollegen betroffen.


Variante 2
Die Variante zwei wird in überarbeiteter Form in meinem neuen Blog "Sven Uganda danach" Einzug finden und wird hier gelöscht. Es wird weniger das erzählerische Detail, sondern das daraus ableitbare allgemeiner gültige im Vordergrund stehen (induktives Verfahren).
Ich werde versuchen öffentlich nicht zugänglich diese beiden Ebenen zu verknüpfen. Sollte jemand Beispiele kennen, wie man so etwas ausdrücken kann ohne anzuecken, bitte melden!

18.03.12

Zeit für Grundsätzliches und letztes Treffen mit Robert

Ich werde die chronologische Schreibweise bei meinem wahrscheinlich letzten Eintrag endgültig aufgeben und über ein paar Dinge berichten die irgendwie dazu gehören sollten, zu meinem Blog; die aber  nirgends erwähnt wurden. Es wird kaum mehr etwas über die Projekte dabei sein , da war das Vorgenommene schon nach der Halbzeit abgeschlossen und die Verlängerung war nur in den ersten zwei ein halb Wochen intensiv. Es soll wie schon beim letzten Eintrag etwas aus dem Leben gegriffenes dabei sein. Das nehme ich mir vor für die Nacht von Samstag auf Sonntag, weil es unmöglich ist zu schlafen; weil mit dem öffentlichen Raume in Uganda anders umgegangen wird als in Österreich; übrigens auch mit dem privaten; mir hat nachdem ich immer unvorsichtiger geworden bin, tatsächlich jemand das Handy gestohlen. Ich habe es mir ganz entspannt wieder zurückgenommen und mich; das war allerdings ungeplant und nicht zynisch gemeint sogar dafür bedankt, unabsichtlich bedankt; entschuldigt habe ich mich aber nicht dafür, für das unabsichtlich bedanken; aber alles nach der Reihe und nicht zu ausschweifend, sonst verbringe ich die letzten Tage mit schreiben. Nachtrag: Es wurden mir wahrscheinlich beide Handys gestohlen und das Fehlen meines i - Phones habe ich erst zu Hause bemerkt.

Bei der Nutzung des öffentlichen Raumes möchte ich kurz ausholen um eine Schieflage zu vermeiden. Wenn man den Begriff sehr weit interpretiert und die Atmosphäre als "öffentlichen Raum" betrachtet gehen die reichen Länder am Sorglosesten damit um. Ich meine nicht die nahe Umweltverschmutzung durch abgebrannte Kunststoffabfälle, das geht auf das Konto der „ärmeren“ Länder, ich meine die Verschmutzung durch Klimagase, die das Leben global verändert, ungerechter Weise dort wo am wenigsten davon produziert werden am Stärksten. Dass sich in Uganda die Regenzeiten verändern habe ich sicher schon erwähnt, dass mehr als 80% der Bevölkerung von einer Subsistenzlandwirtschaft leben auch; dass diese Kombination einen Einfluss auf grundlegende Aspekte der Daseinsvorsage hat, ist leicht nachvollziehbar.

Der öffentliche Raum, den ich hier meine und der diesmal der Grund ist nicht zu schlafen, sondern zu schreiben wird beschallt. Diemal ist es Techno; es könnte auch religiöser Singsang oder eine Werbedurchsage sein. Da werden Boxen hinausgestellt, gute und laute Boxen die die ganze Nacht lärmen. Es scheint niemanden zu stören. Um fünf Uhr, ich will damit nicht in eine religionsfeindliche Ecke gedrängt werden, bitte nur das lesen was da steht, ertönt laute religiöse Musik aus einem Megafon. Das war in Busia ganz schlimm. Ab 5 Uhr kein schlafen mehr möglich, der erste Singsang dann eine viertel Stunde Pause oder eine halbe und dann wieder. Eine andere Variante, mitten in der Nacht Techno aus lauten Boxen, auch am potentiell ruhigsten Platz meines Aufenthalts, am einsamen Strand am Viktoriasee in Uganda Muchangi beach oder so ähnlich, nahe an der kenianischen Grenze. Da werden wegen zwei Besuchern Boxen eingeschaltet. Die Elektrogeräte verkaufenden Stände überbieten sich mit lauter Musik. Ich muss immer fragen ob sie entweder lauter sprechen können oder alternativ leiser drehen können. Es gibt auch einen andern Umgang mit Respektabständen auf der Straße. Ich steige weit ausholend und schnell aufs BodaBoda und erwische einen Passanten voll in den Weichteilen. Er geht weiter als wäre nichts geschehen. Auch wenn man im Straßenverkehr jemandem touchiert wird das mit einer Gelassenheit hingenommen, die Vorbildhaft für Wien wäre. Bei uns ist der Aggressionspegel im Straßenverkehr, trotz wesentlich besserer Bedingungen viel höher.

Verschiede Kulturen sind eine Bereicherung sagen die Guten, der andere Umgang mit Kulturen muss gelernt und toleriert werden sagen die Mittleren und man muss sich anpassen sagen die Schlechten, die mit anpassen oft nur jene Gäste meinen, die im eigenen Land sind und nicht sich selber in einem anderen Land; die schlauen Schlechten sagen übrigens statt anpassen integrieren, wobei in dieser Gruppe auch mittlere dabei sind oder sogar gute, die das System nicht ganz durchschaut haben. Ich zähle mich zu den Guten bis Mittleren wenn man schon unbedingt mit der vereinfachten Kategorisierung arbeiten muss, die eigentlich zu den Schlechten gehört. Mittel deshalb weil ich Kultur für überbewertet halte und Mittel weil es auch ein Instrument ist unnötige Grenzen zu ziehen also sogar eine schlechte Komponente beinhaltet. Ich glaube dass die Kulturgrenzen nicht mehr Ländergrenzen oder religiöse Grenzen sein werden sondern z.B.: die Konsumkultur, die mir Angst macht, auch in Afrika.
Außerdem gibt es Dinge die über Kultur stehen. Viele NROs kümmern sich um die Beschneidungskultur bei Frauen. Da könnte man kritisieren warum man sich nicht stärker darum bemüht, unsere falschen Verhaltensmuster wie das Konsummuster zu hinterfragen und  kritischer darzustellen, und warum es nicht gelingt andere nachhaltigere Ziele, Träume und Pespektiven zu vermitteln und vorzuleben. Inhaltlich gibt es an Maßnahmen gegen Beschneidung von Frauen nichts auszusetzen, man sollte dagegen intervenieren, auch wenn dadurch kulturelle Wurzeln verändert werden müssen. Mit dem Lärm ist es anders. Wenn er nur mich stört, sollte ich  mich in der konkreten Situation aufregen dürfen, mehr aber nicht. Eine Situation, die irgendwie dazwischen steht ist das mit der Bademode. Ich habe schon darüber geschrieben. Für den zweiten Schwimmlernversuch habe ich für Sarah einen gebrauchten Badeanzug gekauft, an dem Platz an dem sie mir das Handy fast gestohlen hätten, oder eigentlich kurz gestohlen haben; was ich damit aber sagen will, es war anstrengend auf dem größten Markt Kampalas, es war ein riesiger Aufwand einen Badeanzug zu bekommen und dann, er ist zu klein. Nach unseren Maßstäben ist er eher konservativ. Auch gegen meine Badehose hat er einen Einwand, der Bademeister. Bademode ist keine afrikanische Kultur sondern übernommenes, andere Mode oder Anstandsregeln haben vielleicht etwas mit Kultur zu tun. Trotzdem! Ich sage ganz klar, dass die Badesachen sicher nicht wechseln werden und lasse es darauf ankommen hinausgeschmissen zu werden. Wir werden nach dieser Klarstellung in Ruhe gelassen. Eine Sache, die mir unangenehm ist und tief verwurzelt zu sein scheint ist das nieder knien bei der Begrüßung. Vielleicht ist es nur eine Respektbekundung aber es hat auch etwas hierarchisches unterwürfiges an sich und wird auch in entsprechenden Zusammenhängen angewendet. Wenn es mir unangebracht erscheint gehe ich einfach auch in die Knie. Anderes Verhalten von Fremden wird, abgesehen von der Badekleidersache normalerweise mit einem Lächeln akzeptiert und warum soll man nicht zeigen, dass man Unterwürfigkeit für unangebracht hält.

Das letzte Treffen mit Robert gestaltet sich schwierig, da ein Kind zum zweiten Mal abgängig ist und er in die Innenstadt fährt während wir in die andere Richtung nach Natete fahren. Robert hat Kinder, die sehr gut in der Schule sind. Ein älteres Mädchen ist ohne Anstrengung mit Abstand die Klassenbeste und gehört eigentlich später auf eine Universität. Vielleicht ließt jemand diese Zeilen und kann die Finanzierung übernehmen!? Es gibt aber auch einige Kinder die viel erlebt haben und sich ungewohnt verhalten und /oder ungeschminkt ausgesprochen, geistig zurückgeblieben sind. Dazu gehört auch ein sehr junges Mädchen, das verschwunden ist. Robert setzt sich in so einer Situation voll für das Kind ein. Ich muss an die Straßenkinder in Busia denken, die da in einer wesentlich schlechteren Position sind. Warum gibt es da niemanden?
Robert besucht uns schließlich doch im Schwimmbad in Natete. Ich muss einen überhöhten Preis für ein Getränk zahlen damit er als nicht schwimmberechtigter Gast herein darf. Robert kann auch nicht schwimmen und ist zum ersten Mal an diesem Ort. Er hat bisher ein Schwimmbecken nur von der Weite gesehen. „Das wäre für seine Kinder auch toll“ meint er. Es gibt aber wichtigeres, es gibt immer wichtigeres und immer zu wenig Geld das auch für viel Wichtigeres nicht ausreicht; diesmal ist es das abgängiges Kind. Robert gibt mir die von mir verlangten Rechnungen und Bestätigungen über Arztbesuche von Joyce und dem schwangeren Mädchen. Über die Baukosten habe ich auch Bestätigungen, die  ich zugegebener Weise nie richtig kontrolliert habe, da man ja den Baufortschritt sieht und da vieles informell geschieht also ohne Rechnung.

Ich bekomme einen handgeflochtenen Korb mit meinem Namen als Geschenk und es wird ausgemacht, dass Sarah manchmal vorbei schaut, dass sie in meiner Abwesenheit Oasis im Auge behält. Nur wenn noch zusätzliche Spenden herein kommen ist auch finanziell etwas möglich. Das muss ich klar stellen. Aber und das ist ein Lichtblick die finanzstarke englische Gruppe kommt im Sommer wieder nach Uganda. Eine Art von Entwicklungszusammenarbeit von der ich nirgends etwas gelesen habe, von der ich aber viel halte. Nicht ein Zweijahresprojekt einer bezahlten Organisation, mit dem großen Risiko, dass es nach zwei Jahren eben nicht wie schöngeredet bzw. geschrieben alleine weiter läuft, sondern ein loses Netzwerk von Caretakern mit verschiedenen fachlichen Hintergründen, die miteinander in Verbindung stehen, die andere Leute motivieren und die wieder kommen, ihr Wissen zur Verfügung stellen, oder Spenden sammeln.

Matoke (Kochbananenzubereitung), Posho (Maiszubereitung fest), Porridge (Maiszubereitung flüssig), Cassava, Yam, Süßkartoffeln und Jackfruits, Reis, Nudeln und Tomaten Soße, darüber weiß man Bescheid wenn man an der Basis war. Es schmeckt auch gut und ist gesund. Manchmal Fleisch oder Fisch dazu mit viel Soße. In Kampala gibt es Konkurrenz, nämlich das westliche Essen, Hühnchen mit Chips. Wenn man die beiden Komponenten mischt landet man beim westlichen Essen. Zumindest ist es mir so ergangen. Es schmeckt intensiver. Man gewöhnt sich aber auch daran und dann braucht man Geschmacksverstärker und ähnliche Zusätze. Man hat nichts gewonnen, es hat sich nur eine Schwelle verschoben. Matoke mit einer guten Soße und Posho können genauso gut schmecken. Ein Problem des Kochens ist der Energiebedarf der durch Holz oder Holzkohle gedeckt werden muss. Man kann die einfachen Gerichte nicht kalt zubereiten und essen. Ich habe ein Bild von einer halben Holztüre beim Waisenhaus Oasis ins Netz gestellt. Es war weder Brennmaterial da noch Geld um etwas zu kaufen. Essen oder Klotüre. Diese Frage stellt sich nicht jeden Tag in einem afrikanischen Waisenhaus, nur fast jeden Tag ähnliche Fragen. Es ist an uns die Türe zu ersetzen oder den Rahmen zu verändern, damit Türen Türen bleiben können.

Wie es mit dem Blog weiter geht weiß ich noch nicht. Vielleicht werde ich eine überarbeitete Version, eine Art Dokumentation daraus machen. Vielleicht werde ich Ihn reduziert auch zu Hause weiter führen. Sollten noch Spenden herein kommen, garantiere ich dafür, dass diese zur Bekämpfung der Armut und / oder für ein kleines Umweltprojekt in Uganda verwendet werden. Übermorgen geht mein Flug zurück nach Wien. Beim Abflug habe ich gedacht dass ich so etwas das letzte Mal mache. Ich bin durch den erfolgreichen Verlauf selbstbewusster geworden. Bessere Rahmenbedingungen wären allerdings wünschenswert.

17.03.12

Lebensumstände "einfacher" Leute, Goetheinstitut

Die "harte" Projektphase ist vorbei.
Wir installieren noch die Solaranlage in Sarahs Haus, eigentlich auf dem Dach eines Hauses in dem Sarah ein Zimmer mit ihrer Mutter teilt. Der Raum den Sarah und Ihre Mutter zur Verfügung haben ist klein, sehr klein. Zwei Betten nehmen eine Drittel der zur Verfügung stehenden Fläche ein. Eine weitere Fläche gibt es hinter einer Zimmertür. Die ist aber verschlossen und hat auf der anderen Seite des Hauses eine Türe, mit einem ähnlichen Zimmer. Insgesamt gibt es 5 oder 6 solcher Türen in dem kleinen Haus. Manchmal schlafen sie zu dritt in dem kleinen Raum, da die Familie einen Waisen aufgenommen hat, der abwechselnd bei Ihnen oder einer Schwester schläft; auf dem Boden. Mehr als 15 Leuten leben in dem Haus. Immerhin sind sanitäre Anlagen ganz in der Nähe und es gibt eine Ausweichmöglichkeit zum Kochen und es gibt auch eine Ausweichmöglichkeit bei Verwandten, die eventuell ein wenig mehr Platz haben. Es gibt auch den Koffer, den ich im Waisenhaus in den Betten gesehen habe auf Sarahs Bett. Da sind bei den Waisen alle Habseligkeiten drinnen. Bis zu 6 Kinder in einem 3er Stockbett. Koffer waren es aber nur immer einer pro Etage. Vielleicht muss da auch der Koffer geteilt werden. Da geht sich nicht viel Privates aus. Bei Sarah ist es schon besser, weil man einiges auslagern kann aus dem Koffer, den sie seit ihrer Kindheit hat. An der Wand hängen Schuhe. Die kann man leicht auslagern, an die Lehmwand, mit Kleidern geht das nicht meint Sarah, da die Kleider schmutzig werden. Auch finden wir in einem riesigen Metallfachgeschäft mit westlichem Sortiment, wahrscheinlich dem größten entsprechenden Geschäft in ganz Uganda keinen einzigen Nagel der für die Kabelbefestigung geeignet ist und auch Sarah zusagt. Die halten nicht, man braucht da einen bestimmten, nein das geht auch nicht. Wahrscheinlich hat sich bei den Reichen noch nicht so herumgesprochen dass dieses Material Vorteile hat und temperatur- und feuchtigkeitsausgleichend wirkt. Angesprochene Nachteile könnte man mit einem schlichten Kleiderkasten kompensieren.

Sarah hat keinen richtigen Job. Die Volunteergesellschaft bei der sie mitgearbeitet hat existiert in dieser Form nicht mehr. UVDA besteht zwar noch und könnte wieder Aufwind bekommen und Sarah pflegt auch die Kontakte aber ein richtiger Job wird es nie werden und war es auch nie. Aber wer hat hier schon einen richtigen Job. Dann gibt es noch den Markt, auf dem Ihre Mutter arbeitet. Da kann sie auch öfter etwas  helfen und dann die Hausarbeit, die viel mehr ist als bei uns, da vieles Umständlicher ist und da es im Umfeld so viele Kinder gibt die mitversorgt werden  wollen. Sarah muss sich einen Job suchen; Sarah muss sich auch eine Beschäftigung suchen. Warum nicht deutsch lernen. Sie interessiert sich für Sprachen und hat im Laufe Ihrer Volunteerstätigkeit schon einiges aufgeschnappt. Oft sind es nur die wichtigsten Wörter in den verschiedensten Sprachen. Aber das ist immerhin ein Anfang. Das Goetheinstitut Kampala liegt im reichen Teil der Stadt, wo die großen teuren oft weißen Geländewagen das fast menschenleere Straßenbild prägen. Leer ist im Verhältnis zu anderen Stadtteilen gemeint, wo man straßennah Geschäfte machen kann und Geschäfte machen muss um zu überleben. Dort, in der Reichenzone gibt es kaum Geschäfte, die man machen kann. Die leben in Ihrer eigenen Welt und brauchen abgesehen von der billigen Arbeitskraft wenig von dem außen vor dem sie sich mit Stacheldraht oder diesem noch schlimmeren Draht, den ich bei uns nur einmal beim Bundesheer gesehen habe abschotten. Hoffentlich kommt es nicht auch bei uns durch die Eurokrise nicht zu einer Verschärfung dieser Situation, weil bei den schlechter gestellten gespart wird.

Am Schlimmsten ist es am Golfplatz, der zweite große stadtplanerische Fehler Kampalas, neben der Bevorzugung des motorisierten Individualverkehrs und Benachteiligung der Fußgänger. Da laufen auf einer riesigen Fläche 2 oder 3 Leute herum, während sich ein paar hundert Meter abseits die Leute gegenseitig auf die Füße steigen. Die Dekadenz der Reichen ist kaum irgendwo anders sichtbarer, zumindest für mich; aber ich glaube, dass man auch ohne 4 Jahre Praxis in der Raumplanung und ohne auf der TU nachgeholtem Knoflacher zu diesem Ergebnis kommen kann wenn man mit offenen und kritischem Blick durch Kampala geht.

Im Eingangsbereich des Goetheinstitutes muss man sich eintragen, dann geht es in ein Büro in dem zwei junge Leute sitzen. Ich vermute Volunteere aus Deutschland und liege damit, wie sich später herausstellen wird richtig. Ein Sprachkurs für 10*6 Stunden liegt preislich auf eher afrikanischem Niveau als auf deutschem. Mit einem kleinen Mitgliedsbeitrag hat man auch freien Zugang zur Bücherei und kann gratis Veranstaltungen besuchen. Es gibt auch einen EDV Raum in dem man Lernsoftware verwenden kann. Mindestens einmal im Monat gibt es einen Film auf deutsch mit englischen Untertiteln, der für Mitglieder gratis ist. Alles in allem könnte man die Liegenschaft nach Deutschland oder Österreich versetzen und es würde nur an wenigem auffallen, dass sich die Sprachschule nicht in Deutschland oder Österreich befindet. Vielleicht die Pflanzen im Garten, vielleicht der hohe abgesicherte Eingangsbereich, vielleicht die doch alten deutschsprachigen Bücher; Hesse und Böll stechen mir ins Auge. Ein Viertel dieser Bücher stehen in Wien in meinem Bücherregal und mehr als ein Viertel davon habe ich irgendwann einmal gelesen oder lesen müssen. Vom Heinrich Böll habe ich mehr Bücher zu Hause. Ich frage ob sie auch Bücher in Deutsch über Uganda haben, auch davon habe ich mehr zu Hause. Vielleicht sollte die Österreichisch Ugandische Freundschaftsgesellschaft, die ja Ihr Treffen immer in einer Büchereizweigstelle mit einer großen Ugandaecke hat da aushelfen.

Die Person die für die Kursanmeldung zuständig ist, ist krank und die Anmeldung für den nächsten Kurs beginnt erst nächste Woche erzählt mir die Vollunteerin, und dann wieder ein Klischee, ich weiß, aber es passt so gut zu der Situation, eine Mischung aus deutschem Pflichtbewusstsein und deutscher Gründlichkeit und der afrikanischen Improvisiergabe. Es wird in deutschen Zeitmaßstäben alles unter Dach und Fach gebracht. Das eröffnen eines Kontos an einer großen ugandischen Bank war dagegen eine Tortur.

Hinter dem Eingang des Institutes steht ein Elefant aus alten Plastikflaschen. Das passt gut zu meinem Flaschenschwerpunkt. Sarah meint es ist eine Landkarte und kein Elefant. Ich bleibe bei meinem Elefanten. Wir fragen die Frau am Eingang mit der Besucherliste. Sie meint, es sei eine Landkarte. Ich frage nicht nach ob es in Uganda auch Elefanten gibt oder nur in Kenia. Das gehört auch zu den wenigen Dingen, die mich kaum interessieren, auch weil sich so viele andere dafür interessieren, die sich für anderes wichtigeres und vor allem für die Menschen nicht interessieren.

Wir gehen in ein Restaurant, in dem Sarah lange gearbeitet hat und das nicht weit vom Goetheinstitut entfernt liegt. Es ist sehr nobel. Ich will eigentlich für so etwas nicht viel Geld ausgeben, ich will diese Szene nicht, aber da Sarah dort gearbeitet hat, mache ich Ihr die Freude unter der Bedingung, dass es kein reiches Mochungogehabe gegenüber ehemaligen Arbeitskollegen geben darf. Es ist überwiegend koreanische Küche, die Speisen entsprechen ungefähr unseren Chinarestaurants, die Preise sind auf Wiener Mittagsmenüebene in einem entsprechenden Lokal, also erschwinglich für zwei Personen einmal in sieben Wochen, trotz prekärer Abfallberatergehalts und Vertragssituation. Wir bekommen einen eigenen Raum für zwei Personen. Die Schiebtüre wird jedes Mal leise auf und zu gemacht wenn jemand hereinkommt. Das dauernde andienende Bemühen der Kellner ist mir unangenehm, die Klimaanlage auch, die daraufhin abgeschaltet wird. Das Essen ist sehr gut. Mit den vielen zusätzlichen kleinen Tellerchen ist man auch beschäftigt.

Wieviel hat Sarah in dem Restaurant verdient? 3000 Schilling am Tag also einen Euro pro Tag. Das Essen war gratis dabei. Für zu spät kommen oder zum Arzt gehen gibt es Abzug. Wenn ein Geschirr  kaputt gegangen ist musste man das bezahlen. Sie zeigt mir ein kleines Geschirr in dem Salat drinnen ist und meint: „Das waren 20 000“. Ich frage nach wie es mit dem Trinkgeld ist und schaue dabei aus dem Fenster, wo auf einem großen Parkplatz zwei zu groß geratene Geländewagen stehen. Daneben putzt ein Mann penibel Servierwagerl. Es gibt kaum Trinkgeld bzw. es ist nicht bei Ihr abgekommen. Es gab auch ganze Tage, an denen kein einziger Gast gekommen ist, oder eben nur eine kleine Gruppe. Heute ist das große Restaurant für eine Veranstaltung gebucht, da gibt es viel zu tun. Koreanische beschäftigte verdienen viel mehr und arbeiten dafür weniger. Ich frage warum sie aufgehört hat. Es war das nach Hause gehen oft nach Mitternacht. Das kann für eine Frau gefährlich sein. Das war auch ein Grund.

Zurück im Hotel!
Die Rezeption im Hotel ist eine Nische im Stiegenhaus, in der gerade 2 Personen eng nebeneinander sitzen können. Das Mädchen an der Rezeption unseres Hotels fragt mich nach meinen Kollegen in Österreich. „Die interessieren sich nicht besonders für Afrika und etwas abschwächend um sie nicht vor den Kopf zu stoßen, vielleicht einer oder zwei“ antworte ich halbwegs wahrheitsgemäß. „Sie studiere auf der nahen Makerere Universität“ meint sie daraufhin. Mir fehlt irgendwie der Zusammenhang. „Es ist teuer und sie will mit einem Freund von mir studieren, etwas internationales“ Der Zusammenhang ist noch immer etwas verworren aber ich habe die Chance zu fragen wie viel sie verdient. 120 000 Schilling im Monat. Das sind 1.33 Euro pro Tag. Ein gemietetes Zimmer in der Nähe kostet mindestens 85 000, die sind aber schwer zu kriegen, bei teureren ist es leichter. Dann braucht man noch Geld zum studieren und bräuchte man noch Geld für eine Sozialversicherung. Auf eine entsprechende Frage bekomme ich keine Antwort, also die Frage ob sie spät Abends nach Hause gehen muss. Nein sie muss nicht. Immerhin! "Wo kann sie dann schlafen", frage ich. Sie deutet auf den Stuhl auf dem sie sitzt bzw. auf den Boden. Wie sind die Dienstzeiten? 24 Stunden Dienst dann 24 Stunden frei. Ab 2 Uhr darf sie schlafen, im sitzen oder eben zusammengekauert am Boden. Wenn ein Hotelgast nach 2 Uhr etwas will, was allerdings bei der geringen Belegung selten vorkommen wird, muss sie jederzeit zur Verfügung stehen.

15.03.12

Montage Solarmodul, technisches

Es ist in den letzten 6 Wochen viel geschehen: Wassertank aus alten Plastikflaschen an einer Schule in Uganda Kayunga gemeinsam mit Eltern und Schülern errichtet; anderer Wassertank angeschlossen + eine grosse Sickergrube + ein neuer Eingang finanziert + viele kleine Massnahmen in einem Waisenhaus in Natete Kampala; Schule in Busia Dabani weitergebaut, mehr als geplant. Auch in meinem nahen fachlichen Umfeld der Abfallwirtschaft konnte ich in Busia einiges lernen und einen kleinen Beitrag leisten. Einen Baugrund habe ich vorläufig nicht gekauft. Als kleinere Aktivität für die letzte Woche habe ich mir die Montage der Solarlösung für Sarah bzw. ihre Mutter und einige andere Kleinigkeiten vorgenommen. Da ohnehin mehr geschafft ist als ich mir vorgenommen habe und da ich mit der Arbeit zu Hause gleich voll durchstarte, gehe ich es jetzt etwas entspannter an. Joyce das Mädchen mit den Anfällen bekommt jetzt Tabletten und wahrscheinlich werde ich Robert am Samstag noch einmal treffen.

Solarlösung
Die Suche nach einer halbwegs guten Solarmodullösung hat viel Zeit gekostet. Es hat sich aber ausgezahlt. Die Lösung ist der Situation gut angepasst und reicht für zwei Lichter zwei Handys und eventuell einem kleinen 12 V Fernseher. Meinen Solar Dynamoradio kann man auch damit laden. Für alles habe ich die entsprechenden Steckverbindungen und Anschlüsse zusammengesammelt. Der Solarregulator gehört vielleicht nicht ganz zu den professionellen Geräten. Die haben aber nur einfache Kabelanschlusslösungen. Der von mir verwendete hat eine Digitalanzeige, 2* 12 V, 3V, 6V 9V Steckverbindungsausgänge, USB einen 12V Autoadapter und eine Anzeige für Tiefebtladung und Vollandung. Die Maximale Soalreingangsleistung ist mit 10 Amper groß genug (man könnte damit Module bis 120W anschließen). Über den 12V Caradapter könnte man problemlos einen DC AC + Spannungswandler anschließen um auf Netzspannung zu kommen. Das Solarmodul hat 25 Watt, die Batterie 26Ah. Die 2 Lichter (1*Energiesparlampe 5W + (teure) LED mit 4W) mit langem Kabel und Schalter kann man über 2 Adapter direkt an des Solarregler anschließen. Für die Handys habe ich einen Ladekabelverteiler gefunden, der die beiden in Frage kommenden Handys gleichzeitig über eine USB laden kann und auch der Radio kann betrieben werden. Alternativ gibt es einen 12 USB an dem man z.B. meine letzte (anderen entweder verschenkt oder kaputt gegangen) kleine USB Taschenlampe laden kann auch wenn der andere USB Port besetzt ist. Laut Auskunft des Geschäftes laden die meisten Ihr Handy über den 6V Port. Die Spannung ist aber meiner Meinung nach zu hoch und ich habe auch die entsprechenden Verbindungen nicht. Das funktioniert über USB besser.


Es gibt übrigens in diesem Geschäft auch eine Licht / Handylösung unter 30 Euro. Genau das was meiner Meinung nach einen größeren Bedarf und Markt haben sollte.  Es handelt sich um ein Solarmodul mit dem man bei Sonne ein Handy laden kann, also ohne in diesem Segment fehleranfälligem Zwischenspeicher. Der Akku fürs Licht ist dezentral im Licht untergebracht. Im selben Geschäft gibt es übrigens auch einen Solarnotebooklader mit ganz ähnlichen Daten wie meiner. Leider ist er auch etwas teurer. Wenn das Solarladen in Gegensatz zu meinem dafür ordentlich funktioniert wäre das trotzdem eine Lösung.

Der Techniker kommt nach angemessener Nachintervention und Verspätung. Diesmal bin ich etwas genervt und da der Text etwas besserwisserisch geraten ist und darüber hinaus sehr technisch ist werde ich dieSchrift verkleinern Ich neheme mir darüber Hinaus vor für beim nächsten Eintrag etwas allgemeiner gülitges zu schreiben.

Viel theoretische Ahnung hat er nicht, der Techniker und der Preis den er verlangt ist viel zu hoch. Ich habe das Messgerät dabei, ich muss erklären, dass er das Solarmodul auf keinen Fall direkt an die Batterie hängen soll, nur weil bei einem Betrieb ohne Batterie das Licht flackert und ich muss erklären dass die Kabellänge bei dem großen Durchmesser und maximal 2,1 Ampere vom Modul zum Solarregler weniger ausmacht als die Kabellänge von der Batterie zum Solarregler, wo die Belastung kurzzeitig höher sein kann. Das Flackern ist meiner Meinung nach eine kleine aber verzeihbare Schwäche des Solarreglers der die gefährlich hohe Leerlaufspannung des Moduls nicht stufenlos auf ca. 13,5V herunterregelt. Das war übrigens auch der Grund warum ich kein 12V Gerät direkt ans Modul hängen wollte, wie der Techniker es versuchen wollte. Die Spannung bei einem 4W GerätBelastung und einem 25 W Modul würde nicht stark genug zusammenbrechen. Bei voller Batterie und voller derzeitig möglicher Belastung (3 Handys gleichzeitig +USB Licht + 5W+0,7+4W Ledlicht + Energiesparlampe) bin ich in etwa bei der Hälfte der Leistung, die das 25W liefern kann. Die Eingangsspannung schwankt im Takt von mehreren Sekunden von 20,5 auf 13,5 V. Genau das was zu erwarten war wenn die Batterie voll aufgeladen ist, entladen wird, dann der Ladestrom aber höher ist als der Verbrauch und dadurch das Laden abgeschaltet wird, nach einer gewissen Entladung wird das Modul zugeschaltet, wodurch die Spannung unter Belastung hinuntergeht usw.

Die Verhältnisse sind nicht so wie auf dem Land. Eigentlich brauche ich den Techniker nur, weil ich mich nicht traue aufs Dach zu klettern und weil ich eine ordentliche diebstahlsichere Befestigung will. Die Befestigung und Kabelverbindungen macht er dann auch geschickt und schnell, mit einem einfachen Draht, ohne Gestell. Die Diebstahlsicherheit ist durch das Umfeld gegeben. Die Nachbaren stehlen nichts. Bei Tag ist immer irgend jemand vor dem Haus und bei Nacht im Haus. Es ist immer irgend jemand im Haus, vor allem in der Nacht und man kann sich nicht geräuschlos am Blechdach bewegen. Ob sich das bestätigt wird die Zukunft zeigen.

13.03.12

Kony, Widerspüche arm, reich, Grundkaufüberlegungen

60 Millionen innerhalb kürzester Zeit das lese ich in einem Rundmail der Oesterreich Ugandischen Freundschaftsgesellschaft; 60 Mio Zugriffe auf YouTube über Uganda, wenn man Vergangenes oder fast Vergangenes aufwärmt. Eine NRO har eine Internet -Kampagne im amerikanischen Stil "die Guten Jagen die Bösen" über Kony gestartet. Kony hat den Norden Ugandas mit Kindersoldaten unsicher gemacht und ist einer der grausamsten Verbrecher der jüngsten Geschichte, hat aber praktisch keinen Einfluss mehr auf die derzeitigen Geschehnisse in Uganda und wird im Südsudan oder Ostkongo vermutet. Die NRO sammelt Spenden, sagt aber nicht was sie damit macht.

Ich habe bei meinem Blog 600 Aufrufe, das heikle Video "singen für Joyce" ist auf Youtube nur erreichbar wenn man den Link kennt. Dazu muss man sich vorher mit meinem Blog auseinander setzen in dem die Hintergruende erklaert sind und auch der Link zu finden ist . Von meinen Spenden habe ich Robert etwas für eine Untersuchung von Joyce und für die neue Eingangstüre des Waisenhauses gegeben. Wer seine Spenden anderen Ausgaben zugeordnet sehen will, ist das unproblematisch. Ich hoffe, dass ich Robert vor meiner Abreise noch einmal besuchen kann. Da ich in einen anderen Stadteil Kampalas umgezogen bin u.a. weil das Hotel billiger als packpackers ist. Es gibt noch immer viel zu tun.

Es gibt viele Widersprueche, denen man in Afrika begegnet. Es gibt nicht gut und boese oder richtig und falsch, es liegt alles Nahe beisammen. Der Unterschied von arm und reich macht nachdenklich.
1 Ich habe nach Kayunga noch einmal etwas Geld geschickt, nicht viel, genug fuer gut 2 Saecke Zement weil bei diesem Projekt keine Mittel der Organisation eingebracht wurden. Ich treffe im Hotell eine nahe Verwandte von Steven, dem Leiter des Plastikflaschenprojektes in Kayunga. Das Kind muss im nahen Krankenhaus behandelt werden, da es so etwas wie einen Wasserkopf hat. Das ist schlimm. Das Hotell in dem sie wohnen ist ca. 4* so teuer wie Unseres. Das daempft die Freude ueber die Fertigstellung des Behalters ein wenig, da Steven auch bei der Verpflegung der Leute sehr knausrig war.

2 Ich gehe mit Sarah in ein nahes Schwimmbad, da das Internet im Packpackers nicht funktioniert und Sarah nicht schwimmen kann und man diesen Umstand mit Geduld Zeit und einer Schwimmmoeglichkeit aendern koennte. Die Umwaelzung der Filter funktioniert nicht und das wird mit einer grossen Menge Chlor kompensiert. Sarah hat keine Badebekleidung aber eine Unterwaesche bei der man es nicht sofort sieht. Der Bademeister will wissen ob das Badekleider sind. Ich sage nein. Der Bademeisster stellt wieder die selbe Frage, ich sage wieder nein und erklaere genervt, dass diese Frau einige Wochen hart fuer die Armutsbekaempfung in diesem Land gearbeitet hat und jetzt in ruhe schwimmen lernen will. Wieder die selbe Frage. Ich sage genervt, er koenne Ihr ja welche spendieren. Er deutet auf einen Tisch mit Badeanzugverleih. Aha, damit habe ich nicht gerechnet. Sarah faellt mir in den Ruecken und will keine gerade verwendeten Badekleider. Ich spreche sie auf ihre vielen Kleider an und frage, ob die neu sind. Nein die sind alle gebraucht und als sie den Preis des teuersten nennt verraucht mein Aerger schlagartig. Alles Altkleider aus unserer Kleidersammlung, das teuerste 3 Euro, die billigsten unter einem Euro. Ich bedanke mich verlegen, dass sie es irgendwie schafft, eine meiner nur 2 Hosen immer irgendwie sauber zu halten. Beim Schwimmkurs habe ich meine Ruhe wieder. Die braucht man dazu auch, da ein grosser Teil des Lernens darin besteht die Angst vor dem Wasser aufzugeben und da hat genervt sein keinen Platz.

3 Es gibt in Kampala viele grosse Gelaendewagen. Niemand stoesst sich daran, auch nicht an den bettelnden Kleinkindern, die oft daneben sitzen und die Hand aufhalten. Wenn man einem Kind etwas gibt, ist man in gewissen Zonen der Innenstadt schnell von anderen Kindern umringt. Aufgeschnittene Mangos, die Strassenverkauferinnen anbieten, gehoeren da zu den sinnvolleren Gaben. Man hat immer das Gefuehl, dass man mehr machen sollte. Im Packpackers sind die Gesichter ueberwiegend weiss die Preise hoch und es gibt einen Abstellplatz fuer einen riesigen Gelaendewagen und daneben noch ein teures BMW Motorrad. Vor meinem Hotellwechsel gibt es weder Strom noch WLan noch ueberall Wasser die WCs sind mit wenig Wasser kaum sauber zu halten und daher oft entsprechend schmutzig und die verfuegbaren Zimmer liegen immer weiter abseits der Sanitaeranlagen. Das ist aber nicht der Hauptgrund fuer meinen Wechsel. Der Besitzer hat kein Interesse die Eier des Waisenhauses zu einem guten Preis zu uebernehmen um dadurch indirekt ein Projekt zu Unterstuetzen. Es gibt am Gelaende eine Baustelle, die ich mir genauer anschaue.Sarah unterhaelt sich mit den Arbeitern in Luanda. Sie erzaehlt mir spaeter, dass diese hier nicht gerne arbeiten, da der Besitzer anspruchsvoll ist und trotzdem wenig bezahlt.

Heute werden wir ein Solarmodul 25W bei Sarah installieren. Sie lebt zusammen mit Ihrer Mutter ohne Strom. Ausserdem habe ich mir ein kleines Grundstück angeschaut , das nur ca. 5 km von der Stadtgrenze Kampalas entfernt liegt. Es ist sehr klein 440m², als Baugrund verwendbar, liegt am Weg zum derzeitigen Gartens Sarahs und kostet mit Spesen ca. 3700 EURO. Es ist parzelliert, es gibt eindeutige Besitzverhältnisse und das mit dem Ausländer, der ich ja in Uganda bin sollte in dieser Konstellation kein Problem sein, obwohl ich da gerne noch eine dritte Meinung einholen würde. So etwas wie Aufschliessungsgebühren (Zufahrtsstraße soll verbessert werden) und Steuern gibt es angeblich nicht (auch kritisch zu sehen) und man ist am Land mit schönem Ausblick auf den gegenüberliegenden Hügel. Der nächste Markt ist gut 10 Gehminuten entfernt. Wahrscheinlich koennte die Flaeche vorrübergehend von Sarahs Familie zur Gemüseproduktion verwendet werden. Sollte jemand einen Kleingarten in Afrika haben wollen, in ruhiger ländlicher Lage, aber nahe der Hauptstadt, die Nachbarparzelle ist auch noch frei (selber Preis, geringfügig größer, aber ein Nachbar mehr). (Meine Vermittlungsprovision in beliebiger Höhe wird dem Waisenhaus zur Verfügung gestellt, Geschäftemacherei in Richtung land grabbing wird nicht unterstützt.) Das Risiko, dass bei einem Grundkauf etwas schief geht ist höher als in Österreich. Angeblich! Auch bei meinen EZA Projekten habe ich das Risiko des Scheiterns als hoch eingetuft. Es hat aber alles gut geklappt; in Afrika; mit "Einheimischen" nur bei den Schnittstellen zur "Heimat" war und ist es teilweise schwieriger.

Der Wasserbehälter aus Plastikflaschen ist jetzt angeschlossen und auch im Entnahmebreich wurden die restlichen Restarbeiten beendet. Entsprechende Fotos und weitere Infos folgen.

Das mit dem Grundkauf ist doch nicht so einfach. Ich beklage mich nicht darüber, dass es einen Schutz vor einem Ausverkauf von Grund und Boden gibt. Eine staerkere Nachfrage einer finanzkraeftigen Schicht wuerde im harmloseren Fall die Grundstueckspreise fuer aermere die vielleicht schon laenger dort leben in die Hoehe treiben, die schlimmeren Faelle sind durch das Phaenomaen  land grabbing bekannt. Ein wenig ärgerlich sind die Fehlauskünfte, die man bekommt und ein wenig ärgerlich ist der Umstand, dass diese Schutzmechanismen schwach sind und umgangen werden können, zumindest für die Reichen mit einem guten Anwalt. Man kann als Ausländer Grund nur leasen, auf z.B.: 50 Jahre. Man bekommt angeblich problemlos gegen geringe Spesen eine Verlängerung. Es handelt sich praktisch um einen Kaufvertrag den man verlängern kann ohne alles neu bezahlen zu müssen. Man kann das Land auch weiterverkaufen. Die zweite Variante wäre, dass das Land von einem Einheimischen gekauft wird und man privatrechtlich  die Nutzungsbedingungen so regelt, dass es einem Kauf nahe kommt. Beides ist mir für die kurze zur Verfügung stehende Zeit zu viel und an Sarah möchte ich den Grund nicht ganz verschenken. Ich habe bei meinem Aufenthalt viel gegeben und man sollte irgendwo Grenzen ziehen.

Die Solarmodulmontage ist wegen der Grundkaufprobleme auf einen Tag verschoben. Auch hat es nichts genuetzt fuer eine Woche Internet auf dem eigenen Netbook, quer durch die Stadt zu fahren und sich lange anzustellen. Es hat nur einen Tag funktioniert. Im Internetkaffee ist gerade der Notstromaggregat angesprungen, ohne Internetaussetzer wie in Busia in dieser Situation, dafuer lauft die Zeit aber schneller. Da ich in der Naehe des Aggregates sitze und nicht nur dem Laerm sondern teils auch dem Geruch ausgesetzt bin werde ich die letzten 5 Minuten trotzdem verschenken. Kein besonders erfolgreicher Tag heute!

11.03.12

Abschlussworkshop bei Yes


Workshops und Schulstunde, beides war schon Programm innerhalb meiner 7 Wochen Aktivitäten in Uganda, also nichts neues. Beim Vortrag oder Workshop, wie immer man das nennt, es war wohl irgend etwas dazwischen, hatte ich mehr bedenken, als bei anderen Aktivitäten: Fachlich auf „heimischen Boden“ auch über verfügbare Technologien oder weiter formuliert angepasste Strategien viel Gedanken gemacht, mögliche Fragen oder Abläufe mehrfach im Gedanken durchgegangen, viel mehr als ich zu Hause für einen ähnlichen Vortrag (z.B.: vor einer Anlagenbesichtigung) noch  machen muss, da es schon Routine ist. Aber auch hier wären Verbesserungen möglich wenn diese gewollt sind (und bezahlt werden).

Kurz nach acht im Büro von Yes angekommen! Ein Raum wird aufgeräumt. Der Tisch landet in einem Hinterzimmer. Lauter aus Altmaterial gebastelte Kleider! Warum haben Sie mir das nicht auf meine Fragen über Aktivitäten gezeigt; ist ja nett und sicher kein Betriebsgeheimnis. Ich lasse mir die Begeisterung dafür anmerken, die Bemerkung, nichts für die Regenzeit löst angesichts des verwendeten Materials (kartonnahes Papier) Gelächter aus. Ich finde das trotzdem super und denke an die ganz frühen Müllmodeschauen der Wiener Abfallberatung auf der Donauinsel. Dass man damit die ganz großen abfallwirtschaftlichen Probleme nicht lösen wird können, nicht in Österreich und nicht in Uganda muss nicht immer mitgedacht werden. Mit den Getränken gibt es mit der ursprünglichen Variante Probleme und ich kaufe für jeden eine Flasche Wasser. Das ist hochquellenwasserverwöhnten Wien ein unnoetiger Luxus, in Uganda nicht. Größere Flaschen und ein guter verdünnbarer Saft wären abfallwirtschaftlich und „kulinarisch“ besser gewesen. Zu den Chabatis (Palatschinken ohne Marmelade) und Mandasis (Krapfen ohne Marmelade) gibt es Bananen. Alles aus lokalen Produkten und preiswert. Dann zum Sessel mieten! Es ist ein Haus ganz in der Nähe unsichtbar von der Hauptstraße und es gibt auch kein Schild. Hier hat jemand eine klevere Verdienstmöglichkeit gefunden die noch dazu abfallwirtschaftlich „ausborgen statt besitzen“ relevant ist. Ich nehme mir vor das in den Vortrag einzubauen „Sie sitzen auf einem Beispiel für Müll vermeiden“; wo Afrika in fast allen Bereichen den sogenannten entwickelten Ländern überlegen ist, weil……; ich glaube ich habe darauf vergessen, weil es so viele andere gute Beispiele gibt.

Am Weg zum Sesselverleih; Kinder die mit einem Ball spielen. Das Alternativprogramm zur stressigen Kayungareise, nämlich ein Besuch in Dabany wo zwischen Schule und Baustelle immer Kinder Ball spielen ist gefährdet, denn den Ball den ich unbedingt haben will gibt es auch hier, ohne 10 minuetigem Moped oder 25 Minuten FahrradBodaBoda. Das unbedingt haben wollen ist eigentlich ein Mechanismus der viel Müll erzeugt, aber in diesem Fall ist es komplizierter. Der Ball ist von den Kindern gemacht und besteht aus alten Folien bzw. Plastiksäcken die geschickt mit Kunststoffbändern zusammengehalten werden. Zum Fußballspielen ein gutes Größen / Gewichtsverhältnis und das Elastizität / Dämpfungsverhältnis stimmt auch halbwegs. Ein Austria - Fußballfan oder Materialwissenschaftler würden das vielleicht anders sehen, aber von denen machen wenig in Uganda Projekte, also gilt vorläufig das was ich behaupte. Der Ball ist super! Er dürfte auch langlebig und von Kindern reparierbar sein. Ich brauche den Ball für die abfallwirtschaftliche und entwicklungspolitische Bildungsarbeit zu Hause. Er hat für mich hohen Wert. Was kann ich den Kindern dafür bieten? Ich Frage ob der Ball allen oder jemand Bestimmten gehört. Er gehört jemandem. Das macht es leichter. Ich Frage ob er, der Junge, den Ball selber gemacht hat. Er hat; das macht es auch leichter. Ich habe einen eindeutigen „Geschäftspartner“. Ich habe nichts für Kinder geeignetes dabei, als Tausch. Das macht es schwieriger. Mein letzter nicht verschenkte Wasserball wäre (obwohl er eine etwas andere Spielnische besetzen würde) kontraproduktiv. Wie lang hat er dafür gearbeitet “eine Stunde“ meint er. Das Gespräch ist gekuerzt niedergeschrieben, die Kommunikation ist nicht so treffsicher wie hier nacherzählt und es sind am Schluss wie immer in solchen Situationen plötzlich 12 Kinder da, die drängeln und sehen wollen was los ist und es kommen immer mehr dazu. Also schnell die Frage wie viel er in einer Stunde einmal verdienen wird. Der schon etwas ältere Junge durchschaut die Situation und nennt einen Preis der wesentlich über dem durchschnittlichen Stundensatz liegt. Ich akzeptiere sofort, habe aber kein gutes Gefühl dabei, nicht wegen der zu hohen oder zu geringen Summe sondern weil ich lieber etwas anderes als Geld gegeben hätte. Auch den anderen Kindern, die sich jetzt nicht mehr mit dem Ball beschäftigen können gebe ich eine Kleinigkeit. Es haette vieles gegeben, wovon die Kinder mehr profitiert haetten. Aber man kann nicht alles Ideal machen. Ich freue mich über meinen neuen, alten Ball.

Es geht los, nicht mit der akademischen Viertelstunde Verspätung sondern mit 3 Vierteln einer Stunde. Ob das typisch afrikanisch ist und ob Klischees auch Wahrheiten enthalten, ist nicht jene Frage mit der ich mich an dieser Stelle eingehender beschäftigen will. Österreich und meine Arbeit zu Hause kurz vorstellen; mache das was Yes auch macht, nur unter anderen Rahmenbedingungen; erklären der Abfallwirtschaft im Ländervergleich, ähnlich wie bei meiner Schulstunde zu Hause „Müll global“, auch das vorläufig polarisierende Besser (Technologie, keine Gesundheitsgefährdungen) und Schlechter (Mengen, Klimagasausstoß) lasse ich nicht ganz weg, obwohl es darum nicht gehen sollte, daher auch die Komponente voneinander lernen drinnen.

Mein Schwerpunkt wird Müll vermeiden. Nirgendwo anders wird so viel repariert wiederverwendet anders weiterverwendet, für mehrere Zwecke gleichzeitig verwendet und/oder länger verwendet wie in Afrika. Ein entsprechendes Kompliment ist ein guter Einstieg und ich zeige als Beispiel meinen gerade erworbenen Ball aus Plastikfolien. Bei den Plastiksäcken, die nicht als Ball oder in anderer Form weiterverwendet werden sieht es leider anders aus, auch gibt es kaum aufladbare Batterien.
Ich werde gefragt welche Ideen ich habe. Zuerst das ehrliche Eingeständnis, dass ich am vierten Tag keinen Weg vorgeben kann. Ich will es auch nicht und es wäre auch gefährlich. So entstehen Projekte, oft teure und große, die nicht verwurzelt sind und eine kurze Halbwärtszeit haben. Auch Ökofundamentalisten oder Sozialromantiker können den Bezug zur Realität verlieren, das ist auch eine Gefahr. Also der Apell einen eigenen Weg zu finden und da ich dann doch etwas eigenes konkretes und  lebensweltliches einbringen will, erzähle ich doch von meinen weiter vorne schon angeführten Projektideen.

Dazu gehören Tragtaschenverwendung, mit Synergieeffekten im Litteringbereich und die Möglichkeit Sammel und  Verwertungsstrategien von der Basis aus zu verbessern und nicht nur die ökologische sondern auch die soziale Komponente mitzudenken. Da es schwierig ist, die Müllgesetze so zu verändern, um gewisse Abläufe zu ermöglichen und Vergehen besser ahnden zu können gehe ich verstärkt auf  positive Anreize, Vorbildfunktion und Bildung ein. So kann man die Bevölkerung besser mit ins Boot nehmen und weniger andere Maßnahmen sind nötig. Verschiedene Länder mit unterschiedlichen Ausgangssituationen aber wichtige grundsätzliche Fragestellzungen und Probleme die identisch sind. Wo endet die Dienstleistung der Kommune und wo beginnt die Eigenverantwortung, oder besser wie kann man gemeinsam die Situation verbessern. Der Spielraum der Kommune ist gering, da keine Müllgebühr eingehoben wird und die Möglichkeiten dafür auch beschränkt sind. Im informellen Sektor, bei den Müllsammlern funktioniert das zum Teil. Beim ohnehin überfrequentierten Sammelfahrzeug auch noch während der Sammlung Geld einzuheben ist zu zeitaufwändig, es an irgend eine Steuer anzuhängen, die jeder zahlen muss ist im Haushaltsbereich ebenfalls schwierig, da viele gar keine Steuer zahlen (weder Strom noch Wasser noch Abwasser noch Grundsteuer).  Die Müllgebühr beim Produktkauf mit einzuheben ähnlich dem ARA System nur auch für Restmüll wäre vielleicht eine Möglichkeit, die man aber regional nicht umsetzen kann. Wahrscheinlich gibt es da noch andere Lösungsmöglichkeiten, die stärker mit Aktivitäten des privaten Sektors vernetzt sind. Da bräuchte man bessere Hintergrundinfos und Behördenkontakte.

Ich habe viele Beispiele mit, u.a. eine kleine Kunststoffflaschenmülltonne, eine beschriftete Tragtasche einer Vermeidungsaktion der Stadt Wien die ich zuerst auf Englisch übersetze um anschliessend, wie alles andere auch noch einmal übersetzt zu werden. Mein Tisch ist voll mit Akkus Batterien, Solarladegeräten, verschiedenen Beleuchtungskörpern, eine Pet Flaschen Anwendung zum desinfizieren in der Sonne, eine Anwendung als Tageslichtbeleuchtung bei Blechdächern, einem kompostierbarem Sack, usw.. Ich spreche kurz über den Abwasserbereich und zeige einige Kleinsolar und Dynamolösungen für Licht und Handy. Meiner Meinung nach gibt es da im unteren Segment unter 30 Euro eine Marktlücke. Um auf einem zu Hause ausgedruckten Plakat etwas vorzuzeigen verwende ich als Zeigestab  einen der 4 unzerstörbaren Rechen die ich am Schluss für die Müllsammelaktion übergebe. 2 Mal gebe ich das Netbook mit Bildern durch. Das Bild mit den Wiener Kindern die mit Handschuhen Kapperl und Warnweste Müll sammeln stößt  auf besonderes Interesse. Wir haben Kisten voller Handschuhe in allen Größen in Wien, die wir für die Aktionen frei verteilen erzähle ich mit nachträglich etwas ungutem Gefühl und Verweise in diesem Zusammenhang auf finanzkräftige Sponsoren und Projektgelder. Im Bereich der Aids Prävention einem weiteren Standbein der Organisation ist das ja offensichtlich gelungen. Das (bescheidene) Essen, das anschließend verteilt wird, steht auf Kisten voller gespendeter Kondome.

Dass wir von der 48er bzw. Abfallberatung auch Kondome bei einer Loveparade unter dem Motto „make love not waste“ in großen Mengen verteilt haben, erzähle ich nicht mehr, obwohl ich sehr gerne aus zufällig Vorhandenem abfallwirtschaftliche Kontexte herstelle. Es stehen in Afrika in diesem Zusammenhang andere Ziele im Vordergrund und man könnte das nicht in 5 Minuten erklären. „Im HIV Bereich gibt es im Gegensatz zu anderen wichtigen Themenbereichen wie dem Müll viele NROs die sich mit dem Thema beschäftigen und es sollte dringend auch anderes aufgegriffen werden“ höre ich von vielen Seiten. Es ist bei vielen Projekten auch Geld vorhanden, für gute Hotels und Autos und Koordinationsgespräche, für die administrative Ebene für Konkretes Offensichtliches wie einem Wasserbehälter einer Schule oder Arbeitsbehelfen fehlt dann das Geld. Das hört man auch öfters.

Es ist natürlich auch wichtig grundlegende Strukturen zu Verändern. Dafür benötigt man Fachleute die man in höhere Verwaltungsebenen „entsendet“, dafür müssen andere grundlegende Strukturen (Welthandelssystem, Agrarfördersystem) und auch das alltägliche Handeln  „zu Hause“ geändert werden. Um „dort“ etwas zu verändern muss man „bei uns“ etwas verändern. Das kann eine engagierte Einzelperson nicht alles abdecken. Man sollte das große Ganze aber auch bei kleinen Aktivitäten nicht aus dem Auge verlieren. Deshalb ist für mich die Verbindung meiner Afrikaaktivitäten zur Inlandsarbeit so wichtig. Ich möchte zu Hause eine Version des Blogs erstellen, die erlebtes mit diesen inhaltlichen strategischen Überlegungen stärker verknüpft und dafür tagesaktuelle Informationen wo es wie Strom, Wasser und Internet gibt weglassen. Für Leser, die etwas ähnliches wie ich machen wollen ist das ganz interessant um ein Gefühl dafür zu bekommen, mit welchen kleinen und mittleren Abenteuern man im Alltag rechnen kann. Ich habe aus ähnlichen Blogs bzw. Informationen mindestens genau so viel gelernt wie aus den Hompages großer Organisationen.

 Ich verabschiede mich von der Organisation mit einem guten Gefühl. Es wird vielleicht ein Abschied für länger oder für Immer sein. Ich habe zwar ausgemacht etwas proposalrelevantes zusammenzuschreiben und zu mailen, ich sehe aber im Gegensatz zu den anderen Kontakten weniger Möglichkeit und weniger Chancen etwas mit eigener Finanzkraft beizutragen, beziehungsweise würde ich mir in diesem Fall eine bessere Integration in finanzkräftige Organisationen erwarten. Versuche für eine Förderung zur reinen Projektgeldübernahme im für mich zugänglichen Umfeld waren wenig erfolgreich. Von so etwas wie einem bezahlten Job rede ich gar nicht. Aber vielleicht wird das in Zukunft durch die erfolgreichen Projektverläufe besser, oder es geschieht ein anderes Wunder. Es wäre mein Wunsch in diesem Bereich „richtig arbeiten“ zu können, (ohne die Abfallberatung in Wien aufgeben zu müssen,mit der ich mich sehr identifiziere). Vielleicht kann ich meine Auftraggeber bei der 48er für etwas begeistern. Immerhin gibt es jedes Jahr Sammelaktionen für einen guten Zweck, die nicht im abfallwirtschaftlichen Kontext verwendet werden und die nicht so effizient ausgegeben werden können, da ich mir meine Umkosten weiterhin selber Zahlen würde.

07.03.12

Restmüllkompostierung

Einige Situationen die nachdenklich stimmen, man ist kurz ruhiger, beobachtet und es gibt keine schnellen dringenden Fragen, da es keine schnellen Antworten geben kann. Es ist alles ein Stueck von der Realitaet entfernt in der man trainiert ist schnelle Antworten zu finden. Die Strassenkinder, der Muellkompostund und wieder ein wenig, dass es schwierig ist keine NRO oder ein anderer Auftraggeber oder Arbeitsgeber oder Geldgeber sein zu koennen, in einem Umfeld wo man daran gewoent ist.

Ich kann niemandem ein Gehalt oder etwas aehnliches zahlen, weil auch ich Freiwilliger bin, dem niemand ein Gehalt zahlt und die Spenden die Projektkosten bei weitem nicht abdecken. Ich stelle diesen Sachverhalt noch einmal klar. Dann bestelle ich fuer meinen morgigen Vortrag 30 Chapati und 30 Aequivlente von unseren Krapfen, die unten (eigentlich oben da Busia viel hoeher als Wien liegt) billig und sehr gut sind, nur die Marmelade fehlt. Dann 4 Rechen kaufen, die mehr aushalten, als die beiden, die ich schon gekauft habe! Die gibt es nicht von der Stange, die werden extra zusammengeschweisst, darum hatte ich am Vortag auch keinen Erfolg. Es sind durch meinen Blog und vielleicht auch durch das eine oder andere Mail ein paar Spenden eingelangt, nicht sehr viel, aber ich freue mich sehr darueber und danke den Spendern.

Es geht mit 3 BodaBodas zur Abladestelle ausserhalb der Stadt. Von einer Deponie kann keine Rede sein. Es ist auch kein Berg aus Muell. Es ist eine Flaeche die ins Auge sticht, weil es mehr Plastiksaecke gibt, die auf dem Boden verteilt sind als sonst. Da sind auch LKW Haufen mit Muell, die der Wind noch nicht verteilt hat.

Ein Teil des Materials aus der Strassensammlung + aus dem Muellhaufen (Bringsystem) in der Stadt landet hier, der Rest auf einem Feld in der Nahe. Bis zu einem gewissen Grad kann man es steuern. Touren von Maerkten (die sind hier selten abstrakt und unnoetig wie bei uns (z.B.: Finanzmaerkte)) mit hohem biogenem Anteil kommen eher in die Landwirtschaft. Ein Landwirt ackert das Feld gerade um. Es sieht nicht viel anders aus als die vorher beschriebene Deponieflaeche. Der Landwirt hat fuer den Muell mit zugegeben hohem biogenen Anteil bezahlt. In der Theorie habe ich es schon gewusst, wie das funktioniert aber manchmal sollte man wirklich vor Ort sein, manchmal sollte man es auch sehen. Ich denke an den Beginn der Kompostierung in Wien. Eine getrennte Sammlung von Biomuell, eine getrennte Sammlung von Problemstoffen und trotzdem hat es zu hohe Schwermetallkonzentrationen im Kompost gegeben.

Der Muell wird auf der landwirtschaftlichen Flaeche verteilt, wo er schnell verrottet, schneller als bei uns, auch ohne aufwaendigem Kompostierungsprozess. Anschliessend wird der Boden mit einer Hacke umgegraben und verschiedene Muellfraktionen daraus aussortiert. Auf die Frage ob es auch Vergleichsflaechen gibt wo er keinen Muellkompost verwendet antwortet er zustimmend. Es gibt Vergleichsflaechen und die Ertraege sind dort viel geringer. Auf die Frage ob er dafuer etwas bezahlt, ein Lachen begleitet von einer zustimmenden Geste. Das stimmt nachdenklich. Sind unsere Qualitaetsansprueche ueberzogen, oder ist die ernuechternde Stimmung, die ein vermuelltes Feld hinterlaesst berechtigt, da auch eine wesentliche Beeintraechtigung der Qualitaet zu erwarten ist. Bei uns muesste, derjenige der dieses Gemenge in einem Feld abgeladen hat Schadenersatz bezahlen. Vielleicht ist ein Kompostwerk, das von der Weltbank gefoerdert werden koennte, doch eine vernuenftige Option, neben kleinen dezentralen Loesungen die man parallel fuehren sollte.

Im Hintergrund liegen Saecke mit aussortierten PET Flaschen, die in Kampala landen. Ein dritter moeglicher Stoffstrom fuer Plastikflaschen. Auch wird Glas und Keramik aussortiert. Ich merke an, dass dieses Gemisch auch mit hohem technischen Aufwand kaum getrennt werden kann, was fuer eine Verwertung aber notwendig waere. Die Fraktion wird weiterverwendet wie sie ist. Es werden damit Mauern die Armut von Reichtum trennen bespickt. So kann eine ungerechte Reichtumsverteilung im Land verteidigt werden. Ich merke ohne zu ueberlegen an, dass eine reine stoffliche Verwertung des Verpackungsglases besser waere.

Fortsetzung nachzutragen.....

 Morgen der Vortrag und dann eventuell nach Kayunga, da der Plastikflaschenbehaelter am Freitag endgueltig ans Wasser gehen soll. Die Befestigungen und Drains im Bereich des Auslasses sollen gemacht werden. Wahrscheinlich aber geht es zurueck nach Kampala wo noch kleinere Aufgaben beim Waisenhaus auf mich warten. Dann moechte ich mich genauer Informieren, wie das mit einem Grundkauf funktioniert und ich moechte ein Solarset kaufen und montieren. Damit werden die letzten eineinhalb Wochen schnell vergehen. Ich hoffe es fragt niemand, wie mein Urlaub war, wenn ich nach Hause komme. Ich hoffe, dass ich einiges von dem Schwung mit nach Hause mitnehmen
werde können um auch in der Abfallberatung in Wien mehr zu bewirken.

06.03.12

Müllsammler


Am Montag geht es wieder zur Muellhalde, vorher der Versuch herauszufinden, welche Projektideen Yes hat um dem Muellproblem Herr zu werden. Es ist einfach die Probleme aufzuzeigen , die grundsaetzlichen Beduerfnisse aufzuzaehlen ist auch nicht so schwierig da diese sehr offensichtlich sind. Bei der Umsetzung kommt das Gespraech ins Stocken und ich erzaehle von meinen Ideen. Eigentlich habe ich mir vorgenommen mehr zuzuhoeren. Von Seiten Yes wird ein neues Thema eingebracht, naehmlich die geringe Anzahl an Wasserbehaeltern in Busia im Vergleich zu anderen Distrikten. Der abfallwirtschaftliche Themenbereich ist schon sehr umfangreich fuer die kurze zur Verfuegung stehende Zeit und das ist auch mein Spezialgebiet. Den Trend des immer mehr in immer kuerzerer Zeit werde ich nicht weiter durchhalten koennen, nicht zuletzt deshalb, weil es noch nichts Konkretes gibt. Yes bietet auch Hilfestellung im HIV Aids Bereich. Es gibt unter Anderem betreute Gaerten fuer diese Zielgruppe. Auch in diesem Kontext (Kompostverwendung, ausweiten auf Strassenkinder die Muell sammeln oder Zusammenarbeit mit Slow food, die sowhl in Kenia als auch in Uganda aktiv sind) gaebe es Projektmoeglichkeiten. Da bräuchte man mehr Zeit und Förderungen.

Wir gehen los, 3 bis 4 weitere Mitglieder von Yes sind als Anhang dabei was fuer mich ambivalent ist, denn ich will niemanden von seiner regulaeren Arbeit abhalten. Beim Muellabladeplatz gibt es tatsaechlich Aktivitaeten. Ein Mann sammelt Nichtverpackungs Plastikbestandteile um diese in Kenia zu verkaufen, andere Sammeln HDPE oder kleine Holzkohlenstuecke. 700 Schilling fuer Nicht Verpackungs Kunststoffe pro Kilo in Kenia, fuer HDPE Verpackungskunststoffe gibt es 200 Schilling (10 kenianische) und fuer Pet angeblich nur 100 Schilling pro kg allerdings bei einer Abgabemoeglichkeit auf der ugandischen Seite. Der Junge wuerde uns den Abnehmer zeigen, wir verzichten aber darauf, da er ziemlich weit weg zu sein scheint. Das Lokal hat mir nach einem erneuten Besuch die 100 Schiling pro 3 Flaschen PET bestaetigt, da gibt es offensichtlich unterschiedliche Preise. Offensichtlich ist auch, dass jeder eine bestimmte Muellfraktion sammelt und jeder seine eigenen Abnehmer zu haben scheint. Das erinnert an grosse indische Deponien nur ohne hierarchische Strukturen. Der Abnehmer ist wahrscheinlich ein Zwischenhaendler. Ein Junge kommt mit einem grossen Muellsack. Wir fragen fuer wen er das macht: fuer ein Retaurant und er bekommt Essen dafuer, kein Geld. Er hat auch nur den einen Abnehmer.
Ich Frage Yes Mitglieder ob es detailliertere Erhebungen ueber die fraktionenspezifischen Stoffstroeme die Preise und die Abnehmer gibt. Es gibt Ueberschneidungen mit dem TU Projeket bei dem vieles natuerlich genauer erhoben wurde, auch gibt es eine Muellanalyse. Einige Fragen, die wichtig waeren um vorhandene Strukturen effektiver zu gestalten wurden aber offensichtlich noch nicht bearbeitet. Wie schon erwaehnt ist es eine gute Moeglichkeit bestehende Strukturen aufzugreifen und diese effizienter umweltfreundlicher und vor allem menschenfreundlicher zu gestalten

Die Befragung ist mir in de relativ grossen Gruppe unangenehm und es geht weiter zu einer OekoSun Toilette, die aber noch nicht fertig gestellt ist. Es ist auch eine relativ teure Bauweise. Die Trennung der Fluessigen und festen Ausscheidung zu Verwertungszwecken muesste auch billiger machbar sein. In meinen Computerdateien habe ich da einiges gesammelt, was ich im Buero ohne Internet aber nur teilweise wieder finde.

Unterwegs kaufe ich Annanas fuer alle. Die werden in kleinen Saeckchen ausgegeben damit man sich die Finger nicht schmutzig macht. Ich Frage eine der Yes Begleiterinnen wie sie das Plastiksaeckchen entsorgt. Sie deutet auf den Boden. Ich mache mich wichtig und lehne das Plastiksackerl ab, woraufhin ich eine Frucht mit einem laengeren Stielteil bekomme. Ich kann essen ohne Plastiksackerl und ohne mich schmutzig zu machen. Ich habe auch gleich einen Nachahmer, ein kleines Erfolgserlebnis. Im Buero zeige ich einem Yes Mitarbeiter einige Praesentationen ueber die Wiener Abfallwirtschaft. Der Versuch Filme zu bekommen um am naechsten Tag, an dem ich nicht kommen kann, am Moviemaker etwas auszuprobieren scheitert auch deshalb, weil ich dringend in ein Internetkaffe muss und sich das nicht so schnell kopieren laesst. Es waere ohnehin schwierig geworden, da mein Programm auf dem kleinen Rechner bei groesseren Dateien nicht sehr stabil lauft und ich in diesem Bereich auch keine grosse Erfahrung habe.

Das mit dem Internet gestaltet sich nicht nur schwierig weil, dauernd der Strom ausfaellt, zwar oft nur kurz und es gibt Notstrom, aber das Internet faellt dann immer fuer eine langere Zeit aus. Ausserdem kann ich nicht mit meinem eigenen Computer arbeiten mit dem ich die Texte schreibe und die Photos sind auf verschiedene kleine Speicherkarten verteilt, da meine beiden Hauptspeichermoeglichkeiten diese Funktion nicht mehr erfuellen koennen. Mit anderen Worten, das ganze ist muehsam.

In den Internetpausen versuche ich bzw. Sarah stabilere Rechen zu finden. Es gibt keine. Auch Strassenkinder die mit dem Magnet Muell sammeln sehen wir nicht und bei der Abladestelle ist auch nichts los.

Müllsammelaktion, erste Projektideen

Heute habe ich wieder Zwangspause. Da das Intenet funktioniert waere das nicht so schlimm. Zwangspause da Vorstellungsgespraeche von einer großen österreichischen Entsendeorganisation bei Yes stattfinden. Offensichtlich beginnt da etwas groesseres und meine erste Interpretation bezueglich Rahmenprogramm war vielleicht nicht ganz so falsch. Das ist einerseits verstaendlich, dass es an diesem Tag Wichtigeres gibt, andererseits werde ich das Gefuehl der Ausgrenzung so nicht los. Meine Eltern sind besorgt um meine Gesundheit, weil ich mich ziemlich ins Zeug lege. Krank macht mich nicht Aktivitaet, schon gar nicht wenn diese erfolgreich ist, sondern unfaire und unhoefliche Behandlung und eine gewisse Ohnmacht wenn man von einer Seite eingebremst wird, von der man sich das Gegenteil erwartet haette. Vielleicht ist das eine Ueberinterpretaton, vielleicht nehme ich mich zu wichtig, aber das ist Chance und Risiko eines Blogs, dass Dinge enthalten sind, die man spaeter anders sehen koennte. Wie oft habe ich mir schon gedacht ich koennte das spaeter anders sehen, wenn ich Internationale Entwicklung anfange, wenn ich eigene Projekte im Zielland erfolgreich abschliesse. Ich bin 45.

Am Samstag Vormittag ist die gemeinsame Müllsammelaktion angesagt. In Wien steht bei ähnlichen Aktivitäten die pädagogische Komponente bzw. die Bewusstseinsbildung über Mitmachen im Vordergrund. Die Verhältnisse sind in Busia anders. Es geht um den Müll der den Abfluss bei Starkregen verstopft. Es geht um eine konkrete Geundheitsgefaehrdung. Das kann ein mit Problemstoffen (Batterien) und Öl verschmutztes Gemenge sein, das aus den offenen Gerinnen zu entfernen ist. Keine Handschuhe kein Kapperl und keine Warnweste wie bei uns; nur einige Freiwillige, die das regelmäßig machen und die eine blaue Uniform und ein offizielles Namensschild trage um offiziell auszusehen, denn es geht eigentlich um eine Wast Watcher (Müllkontrollorgan) Aufgabe. Autorität ist wichtig. Das ist mir aber nicht von Anfang an klar.
Treffpunkt ist ein riesiger Haufen Müll, eine offene unbefestigte Fläche. Die Leute sollen ihren Müll dort abladen. Der biogene Anteil ist hoch und es gibt viele Hühner die das entdeckt haben und im Sinne der Verwertung einen wichtigen Umweltbeitrag leisten; später kommen Kühe dazu.

Angeblich holen sich auch Bauern das biogene Material für die Felder, oder es wird von dem Muellfahrzeug hin gebracht, zum trocknen liegen gelassen, nachsortiert und das Biogene aufs Feld gebracht, der Rest auf eine Haufen neben dem Feld. Der diesbezügliche Hauptstoffstrom kommt von den Märkten. Da muss ich aber noch einmal nachhaken, beim Projektblog der Organisation, wo ein entsprechendes Diagramm enthalten ist  und da das Internet leider nicht funktioniert  ist das schwierig. Ich kann auch nachhaken bei der hübschen jungen Kollegin, die mir in schnellem flüssigen englisch bereitwillig alles erklärt. Oft mehrmals, da ich bei der schnellen und nicht akzentfreien Sprechweise oft irgend ein Wort nicht verstehe. Die Kirche church wird so ausgesprochen wie ich laden charge aussprechen wuerde. Wenn dann der Satz auch mit laden, das  wie bekannt im Zusammenhang mit Akkus abfallwirtschaftlich relevant ist Sinn ergibt geraet die Kommunikation ins Stocken, manchmal auch weil ein Wort in meinem Wortschatz nicht vorkommt, nur im technischen und Abfallwirtschaftlichen Bereich habe ich da keine Probleme. Auch Sarah hat zum Teil Probleme, vor allem mit den lokalen Sprachen, die sie zwar zum Teil irgendwie versteht, aber nicht aktiv sprechen kann.

Ein älterer Mann in Lumpen sucht die Müllhalde nach Wertvollem ab. Was sucht er und was hat wo einen Wert und bewirkt damit umweltfreundlichere Stoffströme und wie kann man aus der informellen Tätigkeit eine halbwegs menschenwürdige Arbeit machen? Wie koennte eine Top down Loesung aussehen die von der Behoerde gemeinsam mit Yes initiiert wird, ohne die Situation der Aermsten weiter zu verschlechtern. Auch das kann gute Loesungen ergeben. Ich bin aber der Meinung, dass man bestehende Strukturen nicht zerschlagen sondern schrittweise verbessern sollte, wenn es irgendwie moeglich ist. Die Spekulationen und Fragen sind zu früh gestellt, man muss sich zuerst ueber die Ablaufe genauer informieren.

Der aeltere Mann scheint nichts bestimmtes zu suchen und er findet auch nichts. Später kommen auch Kinder dazu. Entsprechende Abladestellen hat es schon mehrere geben, im verdichteten Siedlungsgebiet, wodurch kleinere Einzugsgebiete entstehen und kürzere Wege die Akzeptanz erhöhen können. Oft sind dies Abladestellen halb legal und koennen auf Grund der Zufahrtsituation nicht angefahren werden. Es koennte aber auch mehrere Fahrzeuge geben, die das abholen. Es gibt nur eines das momentan repariert wird. Es gibt auch so etwas wie eine Tourenplanung. In der Praxis wird gefahren, wenn das Geld dafür verfügbar ist, wenn der Wagen funktioniert und wenn er nicht für etwas anderes benötigt wird. Das ist immerhin, um es nicht zu negativ stehen zu lassen, häufig der Fall. Der Müll kommt übrigens entweder von den Liegenschaftsnutzern oder von Kindern, die eine kleine Summe dafür bekommen, zu der Abladestelle. Teilweise werden die Straßen vom Müllfahrzeug abgefahren und man kann seinen Müllsack auf den Wagen werfen. Da man nicht genau sagen kann wann der Wagen kommt und da er auch nicht bei jedem Sack stehen bleibt, man dem Wagen also eventuell ein Stück nachlaufen muss, ist das Ganze nicht so einfach. Manchmal gibt es eine Vorankuendigung von Freiwilligen im Umfeld von Yes, dann ist es etwas einfacher. Die Haushaltsgrößen wirken sich hier positiv aus, denn irgend ein Sackwerfer wird schon zu Hause sein und ein gutes Einvernehmen mit den Nachbarn bzw. Nachbarschaftshilfe kann auch ganz nützlich sein. Eine Glocke wie im historischen Wien bei aehnlichen Verhaeltnissen, einen Eselskarren oder ein Lastenrad gibt es nicht.

So habe ich das jedenfalls verstanden bzw. interpretiert. Ich sollte an dieser Stelle auf den Schreibstil des Blogs noch einmal aufmerksam machen. Ich erzähle möglichst ehrlich und frei heraus wie ich es erlebe und was ich dabei denke. Nichts davon könnte man in einer wissenschaftlichen Arbeit verwenden, da alles subjektiven Charakter hat und vieles nicht doppelt abgesichert ist. Das meiste wird wohl trotzdem der Realität entsprechen. Es gibt auch Vorteile gegenueber anderer Arbeitsweisen. Man versteift sich nicht auf Dinge, die in ein Schema zu pressen sind, wie einem Fragebogen der auswertbar ist oder sein sollte und der dann vielleicht in einer Schublade landet oder fuer die Praxis nicht viel besser in einer Unibuecherei. Das mit dem strukturiert Fragen halte ich allgemein fuer eine schwierige Angelegenheit, bei uns und in verstaerktem Mass in Afrika. Wie oft habe ich die Antwort bekommen von der der Gespraechspartner erwartet, dass ich mir diese Antwort erwarte. Das faengt schon in den Schulen an. Ich habe das gleichgeschaltete Jess bei meinen Stunden noch im Ohr. Gibt es im Bereich Armut, Abfall, Abwasser Dinge die man nicht gerne ehrlich zugibt? Dazu aber spaeter. Ich habe bei meinen weiteren Recherchen ohnehin keine Zeit dafuer.

Mit einer Scheibtruhe und einem oder 2 Rechen und einer Schaufel geht es los. Es hat sich laut Yes Mitgliedern schon viel verbessert, auch wegen des TU Projekts. Man zeigt mir einen engen Häuserdurchgang in dem tatsächlich nur eine einzige gelitterte Flasche liegt. Der Durchgang war früher fast nicht mehr passierbar. Ich hebe die Flasche auf und kann behaupten, diesen Durchgang ganz alleine gereinigt zu haben, dank der guten Vorarbeit und verbesserten Rahmenbedingungen. Wir stehen vor einem vermüllten Abfluss (offenes befestigtes Rechteck bis Trapezgerinne zwischen Straße und Wohn bzw. Gewerbenutzug). Irgendjemand von den Offiziellen, also jenen mit blauer Uniform und Visitenkarte nimmt kurz den Rechen in die Hand und beginnt mit der Arbeit. Ich will mich einklinken, es gibt aber kein Arbeitsgerät mehr das frei ist. Ich ergattere schließlich doch eine Schaufel. Das Zeug stinkt wenn man eine ordentliche Schaufel voll in die Scheibtruhe wuchtet. Es stinkt besonders wenn es schon länger nicht gereinigt wurde und der Müll in einer schlammig manchmal öligen Brühe eingebettet ist. Es hat früher angeblich Cholerafälle gegeben. Das Wasser kann wenigstens nicht wie bei der Choleraepedemie in Wien 1830 direkt von Oben in die Trinkwasserbrunnen laufen, hoffe ich zumindest.

Muchungo soll nicht schaufeln, nicht wegen dem Mochungo dem stärker Sonnenbrandgefährdeten, wie ich zuerst vermute, was ich auch als Argument nicht akzeptiert hätte, sondern weil es Aufgabe der Anrainer sein sollte das Schaufeln und Rechen zu übernehmen. Es wird diskutiert, manchmal auch laut, das Äquivalent des Wortes Polizei fällt in einer Sprache, die auch Sarah nicht gut versteht weil es nicht Luganda ist. Ich blicke leicht irritiert auf eine Scheibtruhe mit Geschirr und Kochtöpfen, die irgendwie fehl am Platz ist. Sie steht neben dem verstopften Abfluss, dahinter wird diskutiert, gearbeitet und zugeschaut. Die Scheibtruhe scheint niemandem zu gehören. Sarah deutet auf eine Frau, keine offizielle mit blauer Uniform. Sie hat einen Rechen in der Hand und arbeitet auch damit. Sie wirkt bedrückt. Sarah erklärt mir: „Sie bekomme ihre Scheibtruhe erst zurück, wenn sie den Abfluss gereinigt hat.“ Ich frage ob die Frau überhaupt da wohnt und ob es einen Grund für die Annahme gibt, dass Sie die Verursacherin sei. Da ich keine befriedigende Antwort bekomme schaue ich mir die Müllzusammensetzung an (gelittert oder Hausmüll) gehe ohne eindeutigem Ergebnis in ein Geschäft und kaufe 2 weitere Rechen.

Es ist unangenehm für mich, dass diese Frau das Bummerl abbekommen hat und andere daneben stehen und nichts tun. Ich komme gerade noch zurecht um auch mithelfen zu können. Mein zweiter Rechen ist sofort okkupiert und mir wird klar, dass es nicht an der Motivation mangelt auch mitzuhelfen, dass das  Hände verschränkte zuschauende nicht vordergründig eine Machtdemonstration der Offiziellen ist, sondern dass es schlicht an den Hilfsmitteln mangelt. Das ist schade. Ich muss daran denken welche Summen für Projekte zur Verfügung stehen, welche Positionen da in den Proposals enthalten sind. Vielleicht wurden auf die Schnelle die falschen Rechen gekauft, nämlich solche die nicht lange halten, wie wohl auch meine beiden. Vielleicht sind sie auch schleichend in Privatbesitz übergegangen, was auch verständlich wäre, da es unbezahlte Arbeit ist und man irgendwie zu einem bisserl was kommen dürfen sollte. Ich hätte es wahrscheinlich nicht anders gemacht, aber ich zahle ja dafür, was nur deshalb nicht schlimmer ist weil ich viel bessere Startbedingungen habe. Zurück zu der Ausrüstung. Da sollten, wenn schon keine Kapperl und Warnwesten wie in Wien bei harmloseren Aktionen freizügig ausgegeben, wenigstens ordentliche Arbeitsgeräte finanzierbar sein.

Handschuhe gibt es auch keine. Es fehlt irgendwie auch hier an allen Ecken und Enden, an allem, in einem Umfeld, wo sehr viel Geld im Hintergrund im Spiel war und voraussichtlich sein wird. Der Rechen hat 2.60 Euro gekostet, zwar nicht sehr stabil aber eine Hilfe. 3 bessere Rechen + eine zusätzliche Schaufel pro Gruppe bei 4 Gruppen machen 2,6 * 3 *4 * 2 (Qualitätszuschlag) + 3* 4 (Schaufeln). Arbeitsgeräte würden die Aktion erst sinnvoll machen. Die Offiziellen stärker einzubinden, als anpackendes Vorbild wäre motivierender für die zur Verantwortung gezogenen Anrainer, die der Meinung sind, die Stadtverwaltung wäre dafür zuständig. Sie sind schwer mobilisierbar.

Ich versuche abzuschätzen ob es sich beim Müll eher um eine gelitterte Fraktion (achtlos von Passanten weggeworfen) handelt, oder ob es falsch entsorgter Hausmüll ist. Da kaum Sammelsäcke mit Müll vorhanden sind,  tippe ich auf die Litteringvariante. Auch die Zusammensetzung spricht für diese These, obwohl mich meine Müllanalysen erprobten Augen in diesem Punkt auch täuschen könnten, da die Müllzusammensetzungen völlig anders als in Österreich sind. In diesem Fall wäre es aber ungerecht die Anrainer mit Zwangsmaßnahmen zum Mitmachen zu bewegen. In Österreich wäre ein Beweis nötig, der aber nicht zu erbringen ist. Ich weiß nicht inwiefern kooperative Maßnahmen und Maßnahmen mit Apell Charakter (Seuchengefahr, Gemeinschaftssinn) zielführend wären. Versuchen sollte man es. Beim Essen habe ich eine Idee wie man das mit anderen Projekten oder Kampanien verknüpfen könnte, um ein vielschichtiges Projekt zu ermöglichen, in dem durch Verknüpfung verschiedener  Komponenten aus unterschiedlichen Bereichen Verstärkungseffekte bzw. Synergien entstehen.

Ich sehe Kinder mit großen Ringmagneten, die Metalle sammeln. Warum, Wieviel und Wo und gehen sich auch in die Schule? Gibt es ein Straßenkinderprojekt? Sie bekommen Geld dafür, gar nicht so wenig weil Altmetall momentan teuer ist, wird mir berichtet und es gibt in Busia mehrere Annahmestellen dafür. Es gibt auch eine Plastikflaschensammlung. Wir sitzen nach der Müllsammelaktion mit 2 Kollegen von Yes in einem Lokal,  ; im Hintergrund eine Menge  Plastikflaschen. Ich frage warum die extra gesammelt werden; weil sie extra abgeholt werden und weil man für 3 Flaschen 100 Schilling bekommt. Ist das ein Einzelfall und der Preis nicht zu hoch? Wer holt das ab?!, Die Straßenkinder, aber die haben kaum Geld, nachhaken Wohin!? Nach Kenia weil es dort Recyclingkapazitäten  gibt. Das ist aber noch kein Grund warum nicht auch auf der Ugandaseite Busias gesammelt werden sollte. Es gibt offensichtlich nur eine informelle Schiene für Lokale und Geschäfte. Was ist mit der Haushaltssammlung? Könnten nicht jene Geschäfte die die Flaschen weiterverkaufen, auch Flaschen ab einer gewissen Mindestabgabemenge (damit der Arbeitsaufwand nicht zu groß wird) übernehmen. Was ist mit jenen Anlaufstellen, die Altmetalle übernehmen. Könnte man da eine Sammlung von Flaschen etablieren? Warum hat der private Sektor diese Möglichkeiten, die ja auch Geld bringen könnten nicht selber gefunden. Vielleich braucht das nur einen koordinierten Anstoß oder ist es ein Marktversagen aufgrund fehlender Information und fehlender Koordination. Sind diese potentiellen Anlaufstellen so verteilt, dass auch eine Haushaltssammlung im Bringsystem Sinn machen könnte? Wie kann man das Ganze etwas effektiver transportieren ohne die Umwelt dadurch zu belasten und ohne informelle Strukturen zu zerschlagen, wodurch es den ärmsten noch schlechter gehen würde? Vielleicht gibt es eine Lösung, dass ältere Kinder, das weiterhin machen, aber durch eine Zeitersparnis + Einkommen eine Schule besuchen können.

Es gibt laut Yes ein Potential um Lastenräder zu bauen, es fehlt offensichtlich nur das Geld und eine Strategie diese richtig zu verwenden. Diese könnten auch für den Transport von Restmüll zur Abladestelle genutzt werden, oder in Säcken zu Anfahrstellen der Mülltour. Vielleicht habe ich nach einem Tag noch nicht alle richtigen Fragen gestellt, weil ich einen grundlegenden Aspekt noch nicht einbezogen oder falsch verstanden habe. Vielleicht gibt es auch Profiteure von den derzeitigen Strukturen, die an einer Veränderung nicht interessiert sind.

Beim Essen ist mir eine weitere Idee gekommen die positive Synergieeffekte bringen könnte. Es geht um das Vermeidungspotential von Plastiksäcken, um die handwerkliche Erzeugung von Taschen und eine Verbesserung der Motivation bei den Müllsammelaktionen. Das alte Problem, das in Österreich auch nicht ideal funktioniert, aber im Vergleich zu anderen Ländern sind wir da sehr gut aufgestellt. Offensichtlich hat da die Öffentlichkeitsarbeit und vor allem die Bildungsarbeit der Abfallberatung etwas gebracht. Warum keine Einkaufstasche anstatt der meist schwarzen Plastiksäcke, die vor allem in den mittleren bis größeren oft von Indern gefuehrten Geschäften  mit ausgegeben werden? Das scheint ein kontinentübergreifender Mechanismus zu sein, denn das große indisch / afrikanische Geschäft in Wien gegenüber der Hauptbücherei scheint das selbe Problem zu haben. An der Kassa wird eingepackt. Ich zeige meine Tasche packe aus und werde  schief angeschaut, zwei Wochen später selbes Szenario aber mit Erklärung, einige Zeit später selbes Szenario, diesmal ohne Erklärung und wieder schiefem Blick.

Zurück nach Uganda. Auf den kleinen Märkten funktioniert das manchmal besser. In 2 Fällen hätte ein Verkäufer für einen Plastiksack sogar Geld verlangt; hoffentlich nicht als sonst unübliche Mochungozulage. Das mit dem Geld verlangen hat mich sehr gefreut. Wenn man über direkte Kosten und nicht über indirekte Umwelt und Gesundheitskosten arbeiten kann ist vieles einfacher.

Die Idee ist nicht neu, nur die Kombination von verschiedenen Komponenten ist neu. Warum werden nicht Tragtaschen verteilt? Warum kann man das nicht mit einem Projekt verknüpfen bei dem aus Bananstaudenbestandteilen Taschen gemacht werden? Diese sind teuer, sehr zeitaufwaendig und die Langlebigkeit muesste ueberprueft werden. Es gaebe auch andere Varianten. Wenn ich eine Erklärung von Amos (Chef von Yes) richtig interpretiert habe gibt es auch die Möglichkeit aus alten Folien bzw. Säcken etwas Stabileres zu machen. Vielleicht waren die Mais / Getreidesäcke etz. gemeint, die überstrapziert mit der Zeit immer loechriger werden um schliesslich das von dünnen Folien und Flaschen dominierte Litteringbild abwechslungsreicher zu gestalten.

Warum kann man lokal gefertigte Flaschen aus Müll oder Ernteabfällen nicht bei den Müllsammelaktionen verteilen? Da hätte man Zeit die Anwendung zu bewerben und es wäre eine positive motivierende Komponente, die bei der bisherigen Variante fehlt. Parallel sollte man mit den Ladenbesitzern sprechen. Vielleicht kann man eine kleine Vergünstigung koordinieren, wenn man mit einer Tasche einkaufen geht. Ein schwieriger aber wesentlicher Teil dieses Projektes wäre es, die Automatismen, des  in den Sack einpackens, obwohl man ohnehin eine Tasche dabei hat, zu überwinden.

Anschliessend sitzen wir (zwei von insgesamt vier Sammelgruppen) zusammen und ich werde aufgefordert etwas zu sagen. Ich erzaehle von meiner Arbeit zu Hause und auch dass ich wie sie ein Freiwilliger bin, schon einiges Aufgebaut habe aber nichts mehr finanzieren kann, wie andere Akteure. Auf die Frage, was die dringendsten praktischen Probleme sind kommt die Antwort: Geld und Rechen.

Auch am Sonntag kein Internet, nicht bei der Post die den ganzen Tag geschlossen hat und auch nicht bei einem neu entdeckten Internetkaffee, das zwar nur während der Messe geschlossen hat, das aber auch nachher trotz safaricom einem kenianischen Anbieter keine funktionierende Internetverbindung zustande bringt. Es wird bald eng, da ich am Dienstag meine ersten möglichen Arbeitstermine bekannt geben muss. Es geht also zum Viktoriasee; auf gut 20km schlechter Straße. Die Sonne lässt sich nur kurz blicken, auch gibt es nicht wie bei meinem letzten Besuch Fisch mit Chips sondern Eier mit Chips. Ich bin aber wieder der einzige Besucher und es wird diesmal für mich alleine die Musikanlage aufgedreht. Damals, vor mehr als drei Jahren ist immerhin noch eine kanadische Familie etwas später dazu gekommen. Man hört bei der Musik die Wellen und die vielen Vögel nicht mehr. Ich bitte Sie die Musik leiser zu drehen. Irgendwann kommen Kinder, die mit kleinen Angeln nach einiger Zeit einen kleinen Fisch fangen. Vor dem Eingang einer Fischerhütte, draußen vor der Anlage liegt ein riesiger Fisch, den ich ablichte. Einige „Experten“ oder besser Liebhaber hätten sicher etwas springen lassen mit dem Ungeheuer abgebildet zu werden.

Das Netbook habe ich zwar mit dabei, es wird aber trotzdem ein Tag, der einem Urlaubstag nahe kommt, dem ersten seit 5 Wochen.

Es sollte eigentlich möglich sein mit 20 Euro eine Handy und Lichtlösung und eine Akkuladefunktion zustande zu bringen. Ich bin immer mehr von Kleinstlösungen abgekommen, weil sie nicht funktionieren und/oder zu schwierig zu handhaben sind. Um gut 200 Euro ist ein 20 Watt Modul mit Solarregler und großer Batterie möglich. Es gibt Solarregler mit USB und 12V Steckplätzen, die Licht und Handyfunktionen erfüllen können, wie billigere Setangebote. Die Solarzellen beim Krankenhaus gegenüber meinem Dabany Standort haben vor 3 Jahren noch einen Brunnen angetrieben. Die Pumpen stehen still, der Hochbehälter ist leer. Die Solarmodule wurden leider gestohlen.

Fotos werden bei schnellerem Internet nachgereicht.

05.03.12

Busia Reisebericht, Bauphase, Erster Kontakt bei Yes


Der Bau des Wasserbehaelters ist unter Beteiligung von Schuelern und Eltern abgeschossen, auch die kombinierte wasserwirtschaftliche Massnahme im Waisenhaus wird beim nächsten Regen ihre Tauglichkeit beweisen. Es geht in diesem Post ueberwiegend um die erste Woche in Busia, um die Schulbaustelle.

Das Internet funktioniert nicht, weder am Sa im Packpackers noch in Busia. Das ist der Grund für die späte  Fortsetzung des Blogs. Es gibt auch andere Gründe wie wenig Zeit und weniger Lust weil es im Gegensatz zu den anderen Aktivitäten weniger erfolgreich war, das mit dem Blog und schließlich ganz pragmatisch wenig Orientierung und Erfolg bei der Suche nach einem Internetkaffee in Busia. Es soll eigentlich vier geben, in einem davon war ich vor mehr als 3 Jahren, es koennte auch mein Modem funktionieren. Es gibt lange keine Moeglichkeiten für das Internet, weder über das Modem noch über ein Internetcaffee. Aber alles nach der Reihe.

Die Fahrt nach Busia im Kleinbus. Ich bin etwas nervös weil ich vor drei Jahren eher schlechte Erfahrungen damit gemacht habe. Diesmal war es kein Problem. Echtes Taxi zum old Taxipark. Auf den Ersten Blick eng und Chaos auf den zweiten Blick eng und so etwas wie eine Ordnung, die man nur nicht ganz versteht und die noch so viel Unordnung zulässt, dass ich noch immer der Meinung bin, ein wenig mehr Struktur würde die Abläufe verbessern. Ich bin mir aber nicht mehr so sicher. Vielleicht muss man nicht alles von oben planen und Strukturieren, vielleicht ergeben sich auch anders gute Lösungen. Ich habe mir viel Gedanken gemacht; zu Hause; über den Transport mit viel Gepäck. Stundenlang auf den Schoss nehmen oder zum anderen Gepäck wo es jeder herausnehmen könnte. Wie finde ich überhaupt den richtigen Bus? Ich habe über diese Fragen  nirgends etwas gefunden, weder in einem Reiseführer, noch in einem Ugandablog noch in einem entwicklungspolitischen Text und auch wenig von Ugandaexperten. Es gibt in der Windschutzscheibe Tafeln mit dem Zielort, aber man muss eigentlich nur während man geht den Namen des Zielortes laut aussprechen; hilfreich wäre auch dabei jemanden anzuschauen und dann, irgend jemand fühlt sich zuständig und zeigt einem die Richtung. Auch das mit dem Stehlen ist kein großes Problem, da die Betreiber immer beim entladen mithelfen und wissen wem was gehört.

Wir haben Glück, noch zwei Plätze frei. Ich lehne dieses Glück ab, weil es dann mit dem Gepäck wieder stressig werden könnte und wir nehmen lieber den nächsten Bus. Eine knappe Stunde warten, dauernd Leute am Fenster, die etwas verkaufen wollen, wider Erwarten funktionierende Sicherheitsgurte. Hin und Her Schieben Gedränge; kein Wiener würde das ohne Wutanfälle aushalten, welch ein Klischee, oder etwa nicht; der Lenker kurbelt entspannt bis gelangweilt an dem Lenkrad bis er draußen ist, aus dem völlig überfüllten Taxipark, bei dem man sich als Laie fragen muss wie man da mit einem Fahrzeug überhaupt rauskommen kann, wenn man schon mit einem breiten Rucksack kaum hinein kommt . Gute 200km; der selbe Zwischenstopp wie vor mehr als drei Jahren, die in einer großen Waldzone die doch in Staatsbesitz geblieben ist; Verkäufer drängen sich mit Getränken, Spießchen und heißen Bananen ans Fenster, bei offenem Fenster ins Auto um etwas zu verkaufen. Es gibt angenehmere Jobs und kaufe von einem weiter hinten, der nicht so viel drängt.

Während der Fahrt ein Telefonat mit Robert. Der Tank ist durch den starken und anhaltenden Regen nicht voll geworden. Das restliche Wasser ist in der Sickergrube. Wasser für die Kinder dort wo es hin gehört in den Tank zum Waschen und eventuell zum trinken und nicht auf die instabile Mauer und auch nicht als kleiner See vor dem Gebäude. Das motiviert.

Der neue Kirchenchef father genannt heißt Oliva. Wir erreichen Ihn telefonisch vorher nicht mehr, nehmen 2 BodaBoda und stehen nach ca. 4km Fahrt vom Zentrum, mit  Gepäck vor dem Anwesen. Oliva begrüßt uns; feudale 50 m² für 2 Personen, WC westlich aber mit Kübel nachschütten. Es gibt lange keinen Strom, da am Vortag unserer Ankunft die Kabel gestohlen wurden. Dann nur einen von zwei Stromkreisen, manchmal, wenn das Netz Strom liefert. Um die Statusmeldung Internet nicht zu vergessen; die ist negativ.
Man findet sich schnell wieder zurecht. Oliver ist neu. Sarah war insgesamt schon länger hier, da es ja auch andere Camps hier gegeben hat. Oliver strahlt nicht den selben positiven Elan aus wie Josef, das ist zumindest der erste Eindruck; auch zahle ich neben dem von mir finanzierten Material (Ziegel, Sand,..) Zement u. Essen für die Helfer und bin jetzt in einer Phase in der ich auf den versprochenen Mitfinanzierungsanteil der Kirche poche. Die zusätzlichen Helfer, waren übrigens von mir nicht unbedingt eingeplant. Mir hätte es diesmal genügt zu dritt also mit Sarah und einem lokalen Experten eine Woche weiter zu bauen. Die Ziele sind jetzt höher gesteckt und da es nicht möglich war, wie beim letzten Workcamp die Eltern der Schüler (und zum Teil auch die Kinder) zu mobilisieren, gibt es 5 bezahlte Helfer.

Ein Besuch bei der Organisation Yes, die etwas verkürzt Abfallberatung, also meinen österreichischen Job in Busia macht. Der Aufgabenbereich nach dem ich jahrelang gesucht habe, für den ich den Großteil meiner Freizeit verwendet und durch vergeblichen Interventionen auch verschwendet habe. Lauter junge Leute, die motiviert aber nicht gerade ueberbeschaeftigt wirken. Da etwas aufzubauen wäre toll. Es wird voraussichtlich viel Geld vom österreichischen Staat und eine bezahlten Job dafür geben. Es gab schon Finanzierungen u.a. von der ARA.  Finanziell kann ich da nichts beitragen, da es um zu große Summen geht. Bei einem bezahlten Job könnte ich nebenbei die Schule in Busia Dabani vorantreiben und würde auch die anderen Projekte im Auge behalten können, in meiner Freizeit und mit eigenem Geld + Spendengeldern natürlich, wie jetzt auch. Aber da sind zu viele „würde“ und ich will diese Aufzählung nicht länger machen, obwohl es noch einige Punkte gäbe (würde ich lieber in Würde schweigen).

Ich bin unter den Rahmenbedingungen einer Freiwilligentätigkeit darauf angewiesen, von den großen „mitgenommen“ zu werden um mich für die Woche sinnvoll einbringen zu können; genauso wie ich versuche andere mitzunehmen, weil das ein wichtiger Teil der Aufgabe ist, wenn man diese gesamtheitlich sieht, ohne die der Sinn verloren geht oder sogar ins Gegenteil verkehrt wird. Und es geht in diesem Fall nicht nur um die Organisation, es geht auch um die damit verbundenen Chance meine entwicklungspolitische Inlandsarbeit und allgemein die Arbeit in der Abfallberatung zu verbessern.  EZA ist nicht Konkurrenz zwischen Akteuren. Das Wort Zusammenarbeit kommt ja im Wort Entwicklungszusammenarbeit nicht zufällig vor und sollte seine Bedeutung im Zusammengesetzten nicht verlieren. Es beinhaltet für mich Synergien ohne die ich keine schönen Lösungen finden kann. Vielseitige und vernetzte Ansätze im Kleinen und im Großen; und ein mit ins Boot nehmen von zu Hause gebliebenen durch ehrliche Kommunikation; Motivation und Basis für ähnliche Kleinprojekte für jene die gedanklich nicht mehr ganz zu Hause sind, oder das zu Hause plötzlich anders sehen. Ich glaube einiges davon mit meinen Kleinstprojekten erreicht oder zumindest angestoßen zu haben. Nicht alles auch gibt es vieles was nachbearbeitet werden sollte, weil ich etwas übersehen habe, das erst mit einer gewissen Distanz deutlicher wird. Zurück zum Sichtbaren konkret Erzählbaren. Am Samstag werde ich voraussichtlich bei einer Müllsammelaktion dabei sein. Ich freue mich schon sehr darauf und lasse das Ganze jetzt einfach auf mich zukommen. Ein billiges Hotel ganz in der Nähe mit Fließwasser im Zimmer und Strom habe ich bereits ausfindig gemacht.

In Busia sind die Kinder aufgeregter, wenn sie einen Mochungo sehen als in den zentrumnahen Gebieten. Sie fragen meistens how do you do oder how are you, kaum Mochungo, wahrscheinlich wegen der anderen Sprache Lusaamwa und nicht Luganda, und manchmal auch Swahili. Die Kinder kreischen fröhlich, wenn sie Ihr gerade geknipstes Foto auf der Anzeige sehen. Schade dass man nicht filmen kann wie sie begeistert reagieren, wenn sie sich selber auf dem kleinen Monitor sehen, schade dass ich nur eine noch dazu auseinander fallende Kamera habe. Da teils Internatbetrieb stattfindet, ist der Boden einer Klasse mit Schlafmatten ausgelegt. Alles ziemlich eng. Für Individualität gibt es zu wenig Raum, sowohl im Sinne des zu wenig an Platz als auch im Sinne von alles gemeinsam zu machen, das mit der Kirche und auch in der Klasse ist vieles gleichgeschaltet. Es war bei meiner Stunde echte Arbeit und wiederholte Intervention nötig das Jess im Chor auszuschalten. Trotz strengem Regime in der Klasse, trotz vorgeschriebenem Kirchenbesuch wirken die Kinder und Jugendlichen meist gut gelaunt und an allem Neuen interessiert.

Auf der Baustelle sind plötzlich Kinder von einer weiter entfernten Schule. Einige treiben sich auf der Baustelle herum und beobachten mich interessiert. Später erzählt mir Sarah ein Kind hat „kyogera“ gesagt. Es war eine nüchterne Feststellung ohne Hintergedanken und bedeutet so viel wie „Es spricht“. Ich war damit gemeint und das trotz Fernseher und überwiegend weißer Schaufensterpuppen. Das ist ein erfrischender Ausreißer und zeigt, dass einheitskulturschaffende Mechanismen nicht überall greifen.

In Busia gibt es kaum Wasserbehälter wie in anderen Regionen,  dafür zahlreiche Schachtbrunnen bei denen immerhin ein Kurbelhebemechanismus (Kurbel + Stange um das sich Seil mit Kübel wickelt) vorhanden ist. An unterschiedlichen Grundwasserständen und Regenmengen liegt es glaube ich nicht. Es scheinen sich einfach Lösungen, die in einem Gebiet erfolgreich sind in anderern Gebieten nicht durchzusetzen. Vielleicht spielt die starke politische Dezentralisierung und unterschiedliche Anstöße durch unterschiedliche NROs eine Rolle. Der Hebemechanismus kostet 50 000 sagt mir ein Experte. Wahrscheinlich sind 500 000 gemeint. Dass man 50 000 sagt und 500 000 meint ist mir schon öfter unter gekommen. Abgesehen von mir wissen aber immer alle was gemeint ist wenn die Zehnerpotenz nicht stimmt. Vielleicht sollte man drei Nullen streichen und die Teuerungsrate bremsen: damit auch Mochungos wissen was gemeint ist.

Heute Mittwoch war leider ein schlecht genutzter Tag. Das Geld von der Kirche für Zement und neue Ziegel ist angeblich gekommen. Trotzdem haben wir den Baubeginn auf 12 verschoben. Die Zeit mit einem Besuch in einem Internetkaffee in Busia zu überbrücken war zwar möglich, das Internet war aber genauso langsam wie meines. Das Öffnen von google dauert 20 Sekunden, das Öffnen einer Hompage wenn man Glück hat 2 Minuten. Das Abrufen meiner Mails ist nicht möglich. Wir erfahren schließlich, dass der Tag ganz ausfällt. Wenn wir das vorher gewusst hätten wären wir zum Lake Viktoria gefahren, das wäre dann der erste wirklich freie Tag für mich gewesen. Sarah war noch nie in einem anderen Land als Uganda, also ein Besuch in Kenia, auch für den Stempel im Reisepass, den sie noch nicht lange hat und der ohne Stempel nichts weltmaennisches bzw. frauliches an sich hat. Für mich würde das 50 Dollar kosten. Für so etwas habe ich kein Geld. Ich will Sarah alleine rüber schicken. Es mischen sich gleich Umstehende ein, die Versichern ich könne für einen kurzen Spaziergang drüben ruhig mit gehen, ohne 50 Dollar, sie würden das mit der Grenzkontrolle schon regeln. Ich will diese Hilfe nicht. Wenn ich als Illegalisierter nur halb so schlecht behandelt werde wie ein afrikanischer Einwanderer bei uns verzichte ich gerne darauf und eine Nacht in einem Schubhaftgefängnis steht nicht auf meiner ohnehin sehr vollen Aktivitätsliste. Also Hotels suchen, Solarlösungen anschauen, Photos machen. Ich kaufe Sandalen aus alten Autoreifen. Leider sind die teurer, auch bei Abzug eines Mochungoaufschlages und außerdem schauen unten Metallteile heraus und oben drücken sich die abgedeckten Metallverbindungen durch. Trotzdem ist das Wiederverwenden von Altreifen toll. Eine Anwendung sind Gummibänder, die einen Expander ersetzen und in diesem Fall nicht nur billiger sondern auch flexibler in der Anwendung sind. Man sieht sie praktisch auf  jedem Rad und jedem BodaBoda.

Donnerstag und Freitag geht auf der Baustelle viel weiter. Es werden bis zu 5 Säcke Zement pro Tag verarbeitet. Das ist mehr als bei dem letzten Workcam, wo wir mehr Leute waren und noch nicht mit Gerüst arbeiten mussten. Bewundernswert wie aus Seilen, Ästen und Brettern in kurzer Zeit ein Gerüst entsteht. Zuerst ein Loch ein dicker Ast hinein, einige zerbrochene Ziegeln werden zerstampft, etwas Erde darüber und weiter verdichtet, die Schnur angebracht, dünnere Äste über die Mauer wo dann ein Ziegel ausgelassen wird und Bretter drauf. Die Ziegel sind leider niedriger als in der ersten Bauphase, auch die Breite variiert. Durch die geringere Höhe wird der Zementverbrauch höher, da wir uns an die vorgegebenen Reihen halten müssen.  Father Oliver, der vorher eher negativ (stielt vielleicht Zement, arbeitet wenig)  gegenüber unserm Experten OMA war ist plötzlich wesentlich freundlicher gestimmt und auch im finanziellen Bereich bleibe ich diesmal knapp unter meinem veranschlagten (Zusatz)Budget,  da die Kirche die weiteren Ausgaben übernimmt. Nur Sarah ist von den Kirchenmännern leicht geschockt weil sie Musikclips anschauen und dabei dauernd über Frauen reden (die hat einen dicken Hintern). Von heilig keine Rede, von scheinheilig auch nicht oder nur dann wenn man es mit dem vergleicht was bei der Messe kommuniziert wird.

Am letzten Tag kaufe ich wieder für alle Getränke und Fleisch. Für die Kirchenläute extra, da diese nicht mitgehen dürfen. Es wird mit den Fingern gegessen, nur ich bekomme eine Gabel. Mit den Fingern ist der braune teigige Brei (Millet, Hirse?)  der zum Schweinefleisch mit viel Saft gereicht wird, viel einfacher zu essen, vor allem bei Dunkelheit, weil man dann fühlen kann ob man Fleisch oder Teig zwischen den Fingern hat und sich der Teig besser reißen lässt. Ein mit Gabel falsch behandeltes Stück verlässt mit hoher Geschwindigkeit meinen Teller. Ich will nicht noch einmal auf diese Art für Belustigung sorgen, auch das Angebot mein Teller als einziges mit der Taschenlampe zu beleuchten ist mir nicht recht also versuche ich es auch mit dieser Technik. Die Hand ist viel fortgeschrittener und flexibler als die Gabel, welch ein Fortschritt die Hand zu verwenden.

Ich lade einen Mann, der auf so etwas wie einen Rollstuhl angewiesen ist und im Umfeld der Schule tätig ist auch zum Essen mit ein. Er bittet mich anstatt der Einladung mit einer demütigen Geste um etwas Geld für nötigeres. „Vielleicht wäre das für alle besser?!“ Aus dem Zusammenkommen können aber beide Seiten etwas lernen und es handelt sich ja nicht um ein ekelhaft überfülltes und überteuertes Buffet bei einer Welthungerkonferenz. Da wissen wahrscheinlich wenige wie ein Festessen in Uganda Busia Dabany in einer Hütte ohne Strom mit Bauarbeitern und Helfern aus der Umgebung aussieht. Vielleicht wissen es auch viele EZA Mitarbeiter nicht, die nie an der Basis mitten drinnen waren. Es muss erfahren werden.

Am Samstag wird noch ein Sack Zement verarbeitet um überall die obere Fensterhöhe zu erreichen Ohne uns, wir sind viel zu Früh bei der Organisation Yes, versuchen in der Nähe so etwas wie ein Frühstück aufzutreiben und treffen dann den Chef. Es soll ein Programm für mich zusammengestellt werden. Das ist wirklich sehr zuvorkommend. Ich will aber nicht, dass der gewohnte Arbeitsablauf wegen mir zu stark umgestellt wird. Das scheint nicht ganz einfach zu sein; auch weil es so etwas wie einen gewohnten genau strukturierten Arbeitsablauf, wie bei der Abfallberatung in Wien nicht gibt, vielleicht auf Grund der unterschiedlichen Finanzierungs - und Projektstrukturen nicht geben kann.

Mit dem in der naehe liegenden Hotel ist es nicht einfach. Kein Zimmer hat ein Fenster. Das erste Hotelzimmer hat keine funktionierenden Steckdosen, dafür einen funktionierenden Wasserhahn im dazugehörigen WC, also Zimmerwechsel. Das folgende Zimmer ist zu klein, man muss die Taschen dort hinstellen wo die Durchgaenge sind, der in diesem Fall nötige Kasten geht nicht auf und das Moskitonetz hat Löcher. Trotz Profilaxe und abweisendem Hautspray nicht Ideal. Die Betten sind ohnehin nicht ideal, nicht nur hier nicht; man kann das Moskitonetz wegen der falschen Bauweise nicht richtig unter  den Matratzen einklemmen und man bräuchte innen eine Ablagefläche für Taschenlampe Handy und andere Kleinigkeiten. Vielleicht hat sich das nicht durchgesetzt weil nur ich das haben möchte. Nach dem Hotelwechsel haben wir um nur 15 000 sogar Kaltwasserdusche am Zimmer, eine funktionierende Steckdose ein richtiges großes Fenster, das sich sogar öffnen lässt und auch Licht hereinlässt weil sich die Vorhänge bewegen lassen einen Sessel und einen viel zu niedrigen Tisch, ein angeschlossenes Restaurant vor dem abends Fische gegrillt werden eine nahe Wäscheleine zum Wäsche aufhängen. Lediglich mit Licht hat man gespart. Das funktioniert im Wasch und Badebereich nicht und die Zimmertür mit Vorhängeschloss ist gewöhnungsbedürftig¸  zuerst Vorhängeschloss öffnen, dann durch eine Klappe nach innen greifen, dann einen Hebel nach oben drehen, dann hin und her bewegen weil sehr schwer gängig, dann nach Tür nach innen drücken, da sonst noch schwergängiger, dann wenn man alles richtig gemacht hat nach außen öffnen und dann kann man immer noch ins Zimmer stolpern wenn man eine Schwelle übersieht. Das Restaurant ist OK. Man wird oft von 3 verschiedenen Leuten gefragt was man haben will und es kommt dann immerhin selten etwas doppelt aber oft irgend etwas anderes. Das stört mich aber nicht. Es gibt Kaffee, einen loeslichen den ich mit heißer Milch trinke die nach Tee schmeckt weil Teeblätter in die Milch eingelegt wurden. Gewöhnungsbedürftig aber OK. Keine regionale Spezialität, sondern einfach die Kaffeevariante die aus dem Vorhandenen ohne viel Diskussion (in 3 Sprachen) möglich ist.