Ziel des Bloggs

Dokumentation EZA Aktivitäten von Sven Schoderböck u. Sarah Namirembe in Kampala, Busia, Kayunga u. Luwero mit folgenden Zielen:
Armutsbekämpfung, Waisenhaus, Schulen, Abfall, Siedlungswasserbau; motivieren mitzumachen oder selber etwas zu versuchen
Kontoinformation Spenden: Bank Austria: Konto Nr.50293147800 (IBAN: AT70 1200 0502 9314 7800, BIC: BKAUATWW) Bitte Namen des Spenders angeben! Spenden
die nach Projektende eintreffen werden für eine Fortsetzung gesammelt bzw. nach Uganda bevorzugt für Maßnahmen im Waisenhaus überwiesen.

19.03.14

Solar und Freude an kleinen Dingen

Ich möchte heute darüber schreiben, dass es nicht immer die großen Dinge sind über die man sich freut wenn man wieder nach Uganda zurück kommt, sondern oft kleines banales und sich zufällig ergebendes. Natürlich freut es wenn der Wasserbehälter nach 2 Wochen Arbeit endlich fertig ist und wenn man bei der schnell improvisierten Abschiedsfeier mit den Helfern darüber spricht, wie es gelaufen ist. Wenn man auch einmal zugibt sich im Vorfeld zu viele Sorgen gemacht zu haben es könnte etwas oder gar alles nicht klappen. Es sind viele Mails hin und her geschickt worden, dann ein Verschieben auf einen späteren Termin, dann die vor Aufregung und Zweifel nicht durchschlafenen Nächte vor der Abreise. Diese Mühen und Unsicherheiten sind schnell vergessen, wenn das Kind erst einmal auf der Welt ist. Wenn man sich die Fotos anschaut hat man sofort die Erinnerung an jenen Vater, der immer dann schneller wurde wenn er politisiert hat, oder jene Helferin, die sich nicht zu fragen traute ob sie etwas vom Essen für ihre Kinder mitnehmen dürfe. Auch die Sodas bzw. Kracherl, die man eigentlich nicht kaufen wollte, da es nötigeres gibt und da man mit dem Kauf Strukturen unterstützt die die Armut eher vergrößern anstatt sie zu vermindern, bekommen auf den Bildern nachträglich einen positiven Beigeschmack. Die Bilder sind mit Geschichten verbunden. Das Erstaunen über die schönen weißen Zähne obwohl diese als Getränkeöffnerersatz zweckentfremdet werden. Das "gib her, mach ich schon auf auf" steht nicht mehr für sinnlos inszinierte Männlichkeit in Form des Zähne zeigens und kaputt machens für einen Inhalt der nicht sozialverträglich hergestellt wurde und der darüber hinaus nicht gut schmeckt weil er zu süß ist (und dadurch die Zähne ein zweites mal schädigt). Man schmunzelt darüber und das erreichte größere Ziel lässt kleinere Ambivalenzen als Würze erscheinen die der Erinnerung eine nachhaltigere Verankerung verleiht. Weinende Kinderaugen / Spenden / lachende Kinderaugen. Dieses glatte Schema ist Gewissensberuhigung ohne sich zu involvieren, aber man soll nicht das Gute zum Feind des Besseren machen, denn das würde das Bessere zum "nur" Guten degradieren.

Man freut sich natürlich auch darüber, wenn die errichteten Dinge nach einigen Jahren noch immer in Verwendung sind. Das was stärker bewegt kommt aber unerwartet und ist eigentlich keine große Sache, nichts was in einem "offiziellen" Bericht über erbrachte Leistungen Erwähnung finden würde. Es war auch nicht viel Arbeit zumindest nicht wenn man die Vorarbeit unberücksichtigt lässt. Es geht um ein Hochleistungsled nur 0,7 Watt aber von der Lichtfarbe und vom Wirkungsgrad das Beste am europäischen Markt aus einem Spezialkatalog der eigentlich eher auf Elektronikdiftler (die im Zeitalter der Computer leider fast ausgestorben sind) und Modellbaubastler zugeschnitten ist. Dieses hochwertige Bauteil wäre beim Basteln übrig geblieben und hätte wahrscheinlich in einer kleinen Bauteillade Jahre oder sogar Jahrzehnte überbrücken müssen, um dann vielleicht in einem Mülleimer zu landen.

Bei der Installation der Kleinsolaranlage in Kampala gab es zwei Lichter. Eines für jeden Raum eines bescheidenen Lehmhauses ohne Fenster; nur mit Türen . Ein Licht in einer teureren LED Ausführung, ein anderes entspricht dem dort gängigen Modell einer 12V Energiesparlampe, die für entsprechende Anwendungen verwendet wird. Die billige aber ortsübliche Ausführung beleuchtet einen Raum in dem Sarah eine Frau mit einem kleinen Kind einquartiert hat. Außerdem schläft meistens ein Schuljunge, ein von Sarahs Mutter aufgenommener Waise dort, den wir alle "Boy" nennen. Man könnte das als abwertend interpretieren, jemanden nicht beim Namen zu nennen, es empfindet aber keiner so, einschließlich des Jungen und es kommt meinem eher schlechtem Namensgedächtnis entgegen ihn einfach Boy zu nennen. Mit Boy habe ich einen Fetzenfußball gebastelt (eigentlich hat er das gemacht) und mit Boy haben wir das Licht installiert (eigentlich habe ich den überwiegenden Teil gemacht). Ich kann mich noch genau erinnern wie ich noch schnell in meiner Tasche herumgekramt habe, auf der Suche nach dem 12V Spezialled, wie ich dann die Kabel noch einmal geöffnet habe um kleine technische Wunderding zu der schlechteren ortsüblichen Energiesparlampe dazuzuklemmen.

Ich bin abends auf Besuch. Ich frage warum es so wenig Licht gibt und das Licht wird eingeschaltet. Es ist wie nach der langen Einleitung kaum anders zu erwarten das 0,7 Watt  Led. Man erzählt mir, dass die Energiesparlampe nach einigen Monaten ausgefallen ist, die von Sarah nachgekaufte hat wieder nicht lange gehalten und so haben der Boy und das Mädchen mit dem Baby seit knapp einem Jahr nur das 0,7 Watt Hochleistungsled, das fast in einer Elektronikschublade verschwunden wäre und an das ich mich beim Aufbau der Anlage gerade noch rechtzeitig erinnert habe. Wenn man daran denkt wie viele Hausaufgaben machen und Baby bzw. mittlerweile kleines Kind füttern dieses fast vergessene Led ermöglicht hat ist das eine wirklich schöne Geschichte, die mir in Erinnerung bleiben wird.

Man freut sich außerdem sehr über positive Rückmeldungen auf die Aktivitäten bzw. auf den Blog. Auch eine Kritik oder Tipps sind willkommen. Ich bin auf der Suche nach einen Stil, der einen Wechsel von Erzähltem (mit autobiographischen Elementen) zur gesellschaftskritischen Ebene zulässt. Oft ist es auch schwierig wie weit Kritik an Anderen direkt ausgesprochen werden darf, wie weit man diese verstecken sollte und ob Selbstkritik nicht auch gegen einem verwendet werden kann. Ich bin auf der Suche nach Beispielen, habe aber trotz voller Bücherregale nichts in meiner Wohnung  gefunden. Es gibt Sachbücher die zur Auflockerung etwas erlebtes einbauen, es gibt Zeitschriften wie das Geo die Sachinformationen in eine Geschichte verpacken es gibt aber kaum etwas das Erzähltes auf Sachebene weiter denkt und das auch als Stilmittel einsetzt, bei dem diese Ebenen klar erkennbar sind sich gegenseitig ergänzen und verstärken. Einen von der erzählerischen Seite kommenden Ansatz habe ich bei "Echtleben" von Katja Kullmann gefunden. Es geht hier um (Selbst)ausbäutungsprozesse im Arbeitsleben. Etwas Ähnliches könnte ich über meine über 10 Jahre andauernde (Schein)Selbständigkeit schreiben, die nach meinem zweiten Afrikaaufenthalt überraschend zu Ende war, da bei der Stadt Wien gespart werden musste und vielleicht auch deshalb, aber genau das darf man nicht direkt ansprechen um glaubwürdig zu bleiben und um eine gewisse Spannung und Empathie aufzubauen; also auch weil engagierte Leute als lästig empfunden werden können. Kollegen die wie ich bei der Stadt Wien in der Abfallberatung arbeiten durften haben trotz oder eigentlich wegen ihrer durchdachten und gemeinsam geführten Kritik die bis auf die gerichtliche Ebene ging, ihren Job zurück. Die neuen Randbedingungen sind nicht ideal aber immerhin kann man insgesamt von einem Erfolg sprechen an dem ich nicht teil habe weil ich teils berufs - und teils zeitbedingt nicht in der Lage war mich richtig zu positionieren. Hochachtung vor meinen Kollegen die viel Zeit in die Sache gesteckt haben. Ein wenig Stolz sollte ich in Bezug auf meine EZA Aktivitäten auch auf mich selbst sein dürfen, auch wenn sich noch kein Erfolg im Sinne von Anerkennung oder Spenden eingestellt hat. Vielleicht habe ich mir durch den Blog auch etwas verbaut. Ich weiß es nicht.

Man muss sich wieder über kleine ernst gemeinte Dinge freuen können. Ich habe zu Beispiel die Wastwatcher kritisiert weil man meiner Ansicht nach nicht nur mit Strafen arbeiten soll um ein umweltsolidarisches Verhalten zu erzeugen sondern vorher ansetzen muss, in der Beratung in  den Schulen mit Menschen die von der Sache überzeugt sind und das auch vorleben. Vor vielen Jahren haben wir einen Teil der WastWatcher Arbeit als Abfall Berater mit positiven Anreizen und ohne Strafbefugnis gemacht, in einem nächsten Schritt sind wir mit den Wast Watchern mitgegangen im übernächsten Schritt sind wir abgeschafft worden. Ich habe mit einer entsprechenden Kritik nie hinter den Berg gehalten. Aufklärung und Zuckerbrot ist vielleicht zu wenig um Verhaltensänderungen umzusetzen, aber die Peitsche als einzige Maßnahme kann auch nicht zu einem längerfristigen Erfolg führen.

Dieser Hintergrund lässt eine Äußerung eine Waste- Watchers umso erfreulicher erscheinen. Nach einem small talk erfahre ich dass er Überstunden macht, als Wast Watcher. Ich sage resignierend: "und ich hab ka Hackn". Nach einer Pause kommt die wirklich ehrlich gemeinte Antwort: "Du warst immer so engagiert!" Es gibt noch ein fast noch trivialeres Beispiel das noch länger zurück liegt. Nach einer Doppelstunde beim Vorstudienlehrgang in der die Diskussion sehr kritisch wurde und bei der ich mir nicht sicher war, ob ich mit meinen Argumenten durchgedrungen bin kommen viele Studenten in der Pause mit Fragen und Anmerkungen. Einer wartet lange bis alle anderen weg sind, nur um mir zu sagen: "Sie können glücklich sein; es ist doch großartig wenn man das was einem Wichtig ist (beruflich) vertreten kann (-oder so ähnlich-)." Man kann das als einen kritischen Aufruf verstehen zufrieden zu sein mit dem was man hat; für mich war es ein großes Kompliment. Momentan habe ich aber nicht einmal das und ich bin nicht zufrieden damit und ich habe alles Recht der Welt darüber zu schreiben?! Oder vielleicht sollte ich es doch nicht tun? Das beschreibt meine derzeitige Stimmungslage sehr gut.

Hoffentlich gut gemeinte Rückmeldungen stärken zwar die Moral aber in gewissen Lebenssituationen ist auch das Finanzielle wichtig.
Ich würde mich über Spenden sehr freuen (Kontonummer ist oben eingeblendet). Bei der angesprochenen Kleinsolaranlage müsste man bald die Batterie auswechseln. Das gespendete Geld würde dem Waisenhaus zugute kommen und ich könnte dann die Batterie übernehmen anstatt das Waisenhaus selber finanzieren zu müssen. In irgend einem entwicklungspolitischen Buch und Wirtschaft ist ähnliches als Fungibilität der Finanzmittel angesprochen worden. Da ging es um budgetäre Zuwendungen als Entwicklungshilfe, die zunehmend an Bedeutung gewinnen und die konventionelle Maßnahmen wie Personalentsendungen zurückdrängen könnten. Die Budgethilfe für z.B.: Schulen wird bei diesem Beispiel wirklich für Schulen verwendet. Jenes Geld, das vor der Zuwendung für Schulen reserviert war kann nun für Waffen verwendet werden. Da stellt sich dann die Frage ob man Schulen oder Waffen finanziert hat. In Wirklichkeit ist alles aber noch viel komplizierter. Ich finde die Personalentsendung wichtiger, vor allem dann wenn diese mit einer Inlandsarbeit verknüpft wird. Das geht nur wenn man über Erlebtes in Afrika zu Hause erzählt und das mit unserer Lebenssituation und unserem Verbrauch von Begrenztem verbindet. Dazu benötigt man einen Stil der diese Ebenen wirkungsvoll verbindet, womit sich der Kreis zu meinem ursprünglichen Anliegen schließt.

Da ich momentan mit der Dropbox kämpfe und nach einem Versuch das Fragefenster, ob die Datei geöffnet werden soll, zu umgehen die links nicht mehr kontrollieren kann ob ein öffnen von einem anderen Computer auch funktioniert einen kurzen technischen Teil zu Kleinsolaranlagen an dieser Stelle. Link funktioniert wieder!

Nicht nur der Zugang zu sauberem Trinkwasser und sanitären Anlagen sondern auch der Zugang zu Licht ist eine wesentliche Komponente in der Armutsbekämpfung. In Uganda ist in den Ballungszentren ein Stromanschluss vorhanden der aber oft ausfällt und den sich nicht jeder leisten kann. Es gibt eine aus einfachen Mitteln niederschwellig hergestellte Öllampe, die als Beleuchtung dienen kann und es gibt Handys die eine Ledtaschenlampe eingebaut haben. Beides ist eher teuer, die Ölampe eventuell direkt (Feuergefahr) oder indirekt (Russ, Feinstaub) gesundheitsgefährdend. Die Geschäfte und reicheren Haushalte helfen sich bei Stromausfall mit einem Notstromaggregat. Insellösungen über einen Batteriepuffer sind laut meiner Recherche in Kampala im Hochpreissegment erhältlich in einer niedrigen Preisklasse habe ich nichts gefunden. Theoretisch wäre das aus einer Solarlösung mit Spannungswandler mit etwas basteln ableitbar. Bei uns findet man entsprechendes beginnend von einer Back-up Steckdose um gut  €40 die oft auch einen Überspannungsschutz und master slave Funktion (über einen Stecker andere schaltbar) beinhaltet (was man in Uganda weniger benötigen würde).
Eine meistens im Preis enthaltene Geräteversicherung würde für Uganda kaum gelten, bzw. gibt es dort "unsere" Versicherungsmentalität bzw. Schadenersatzmentalität in dieser Form (noch) nicht. Daraus könnte man eine gewisse wahrscheinlich unbeabsichtigte eurozentrierte Diskriminierung bzw. ein Handelshemmnis zu Ungunsten der Armen (Länder) ableiten, da man beim Kauf gezwungen ist für etwas zu bezahlen, was ich nicht beanspruchen kann.

Als Notbeleuchtung dienen oft Hänge oder Stehlampen mit mehreren Led(Flächen) die auch einzeln einzuschalten sind und die am Land auch von Straßenverkäufern vertrieben werden. Oft sind diese nur mit Batterien betrieben (keine aufladbaren Akkus) und oft funktionieren nicht alle Led(Flächen). Die aufladbaren Varianten haben meiner Erfahrung nach keine auswechselbaren Akkus und halten nicht lange.

Kleinsolarlösungen sind bei uns u.a. über Amazon (ev. arbeitsrechtliche Bedenken) oder Conrad erhältlich. Bei den Kleingeräten gibt es zahlreiche Angebote die aus der Campingecke kommen. Ein großes Angebot gibt es an Soarladegeräten über die man Standardakkus AA oder AAA aufladen kann. Etwas teurer sind oft die weniger flexiblen Geräte mit fest eingebauten AKKUS (Lithiumionen oder Metallhydrid). Alle diese Geräte haben den Nachteil, dass es keine Angaben über die Spannungsregelung beim Laden gibt, bzw. ein Laderegler oder Solarregulator fehlt. Dieser sollte vor falschem Stromfluss (fehlende Diode um Entladen bei wenig Sonne zu vermeiden), Tiefentladung und Überladung schützen.

genaueres unter https://www.dropbox.com/s/5jhp08ht4h45i6o/Solarmodule2.docx


11.03.14

Perspektiven

Ich habe wieder einmal ein Mail vom Waisenhaus bekommen, mit traurigem Inhalt, nämlich dass die Kinder nichts mehr zum Essen haben. Ich kann diesmal nicht einmal Sarah hinschicken um der Sache nachzugehen. Geld schicken ist momentan auch schwierig, so lange ich keine Jobzusage bekomme. Selbstzweifel und Unverständnis warum man mein Wissen und Engagement nicht anerkennt wechseln sich bei mir momentan ab. Auch einen Vergleich mit anderen die es "geschafft" haben lässt grübeln und bindet Energien die man für etwas anderes besser einsetzen könnte. Immerhin habe ich den link Solar Test 2004 mit erweiterten Inhalten und aktuellen Erfahrungen ergänzt. Die Solarrecherchen und Versuche sind immer neben her gelaufen ich glaube aber dass in diesem Text ein großer sehr praxisorientierter Erfahrungsschatz für Kleinstlösungen in Uganda liegt. Mir hätten diese Infos sehr viel gebracht, hätte ich diese schon vor 5 Jahren gehabt.
Sollte jemand damit etwas anfangen können bitte ich um eine kleine Spende, das Konto ist oben eingeblendet.

Joseph vom Schulbauprojekt in Busia geht es gesundheitlich nicht gut. Er hat viel von seiner mitreißenden Energie verloren und konnte auch für die EZA Bewerbung, bei der Beurteilungen von anderen Personen verlangt werden, nicht mehr helfen und würde wohl jetzt selber Hilfe brauchen. Die Schulfertigstellung, sollte es da noch eine Chance geben wird zusätzliche externe Unterstützung benötigen. Ich glaube dass es Joseph wieder etwas besser gehen würde, wenn er eine lösbare sinnvolle Aufgabe bekommt. In diesem Punkt sehe ich eine gewisse Seelenverwandtschaft zu mir selber. Beim Waisenhaus habe ich von einer größeren privaten Organisation aufmunternd Tipps bekommen. Die Tür war sogar einen Augenblick für konkrete Hilfe (zum Beispiel Patenprogramm) für das Waisenhaus offen. Momentan bin ich nach dem letzten Gespräch eher verunsichert ob ich es richtig gemacht habe. Ich möchte die kritischen Punkte in den nächsten Absätzen aufarbeiten.

Eine Ebene des Problems ist, dass es "wo anders", z.B.: am Land in Uganda oft noch größere Armutsprobleme gibt, als dort wo man gerade tätig ist. Auch ich habe teilweise so argumentiert, unter anderem beim Vernetzungstreffen 1:1, wo sich kleine EZA Akteure treffen. Viele Akteure sind in relativ reichen Ländern tätig. Mit einer Maßnahme die einem Kind zugute kommt kann man 5 Kindern wo anders (wo ärmer) helfen. Ich habe es aber vermieden das direkt auszusprechen, da viele der Kleinprojektverantwortlichen mit so viel Energie und Freude bei der Sache waren und noch immer sind. Sogar Rumänien eines der ärmsten EU Länder tummelt sich korreliert mit dem HDI noch an der Grenze zur Ersten Welt während Subsahara Afrika noch immer weitgehend zur sogenannten dritten Welt gehört. Es ist auch meine Meinung, dass man dort helfen soll wo Armut am größten ist und wenn möglich auf einer Ebene auf der man auch Strukturen verändern kann. In armen Ländern mit einer sehr reichen Oberschicht kommt die Problematik dazu, dass man in diesen eigentlich gegen den Reichtum bzw. für eine bessere Verteilung des Geldes und in Wert setzen von gesellschaftlich Sinnvollem kämpfen sollte. Bei einer Hungerhilfe hat ein hin und her überlegen aber keine Berechtigung mehr obwohl es sogar sein kann, dass man die Strukturen, die hinter dem Hunger stehen im negativen Sinne beeinflusst. Ich habe versucht den Aspekt "Hilfe wo diese am Nötigsten ist" bei meinem zweiten Aufenthalt in Busia im Umfeld aufgelassenes Waisenhaus / Straßenkinder nachzugehen. Die Zeit war aber zu knapp und ich wusste auch nicht wie ich es am Besten anstellen sollte. Ich hoffe, dass es inzwischen gerade für die ärmsten z.B.: die Müllsammler eine Perspektive gibt. Beispiele aus anderen Ländern zeigen dass eine Überhöhung der Müllsammler als Geschäftsidee einer Selbstorganisation von unten zu einer Idealisierung der Armut führen kann, die auch nicht erwünscht ist. Da ist es eine spannende Aufgabe den richtigen Weg zu finden (und den auch gegen andere Interessen durchzusetzen).

Ich habe viel darüber geschrieben, wie man den informellen Sammel- und Verwertungsschienen so unter die Arme greifen könnte, dass die Müllsammler oder andere Personen aus der ärmsten Schicht "mitgenommen" werden. Zur Verbesserung der Sammel und Verwertungsschienen bedarf es einer genauen Erhebung bestehender Strukturen und ein institutionelles unter die Arme greifen zur Verbesserung dieser. Momentan hat z.B.: jeder "kleine" Müllsammler andere Kunststoffsorten auf die er sich spezialisiert hat, die zum Teil in Kenya gesammelt werden. Eine Effizienzsteigerung bedeutet neben größeren Mengen an Verwertbaren und einer Verbesserung der Umweltsituation ein weniger an Beschäftigten, die aber dann, wenn die Verteilung richtig funktioniert besser bezahlt werden könnten. Ein kopieren oder auch nur leichtes Abwandeln unseres Modells ist schlicht zu teuer. Trotzdem wäre die Einbindung des informellen Sektors es ein wesentlicher Beitrag zur Armutsbekämpfung.  Man kann Strukturen schaffen die zum Teil auch auf andere Bereiche umzusetzen sind.

Über den zweiten Zweifel bezüglich Geld für das Waisenhaus habe ich auch schon geschrieben. Es sind die kleinen Kinder die in Kampala auf der Straße sitzen. Vielleicht sollte man da mehr machen, auch wenn da eine Inszinierung bzw. Instrumentalisierung dahinter steckt. Aber ich hätte mein Geld auch für etwas völlig Sinnloses wie ein teures Auto oder für die Ersteigung eines hohen Berges ausgeben können. Dieser Perspektivenwechsel erscheint auf den ersten Blick trivial; er ist es aber nicht. Mit vielem Sinnlosen schafft man sich Anerkennung, auch wenn die Kompensation des Ressourcen fressenden Vierrads durch ein Titan berahmtes und gefinkelt befedergabeltes Zweirad ein Lichtblick sein könnte, wäre da nicht der Boda Boda Fahrer in Busia der mit einem Fahrrad ohne Gänge seine Familie ernährt. Ziegler hat angesichts dieses sinnlosen Reichtumsgegenpols gesagt "Ein Kind das an Hunger stirbt wird ermordet." Wir haben genug, dass wir uns sinnloses Materielles leisten können. Immerhin haben meine Maßnahmen immer direkt den Kindern geholfen und wenn die Nahrung fehlt gibt es kaum mehr ein "Wichtiger" und auch die Frage was hätte man besser machen können stellt sich nicht mehr. Vielleicht wäre später eine höhere externe Spende hereingekommen, wenn die Kinder schlechter ausschauen. Vielleicht hätte man dann mehr Geschäft mit der Armut über Mitleid machen können. Dieser Ansatz wird aber auch jenen die Anhänger des neoliberalen Wirtschafts- und Selbstregulierungssystems zynisch vorkommen. Hoffentlich?! Der "perfekten" Version der Selbstregulierung fällt alle 5 Sekunden ein Kind zum Opfer.

Es kann vorkommen dass Waisenhäuser als Melkkuh für Geber insziniert werden. Damit ist gemeint, dass die Kinder eigentlich Eltern haben, diese aber die Kinder ins Waisenhaus geben, da die Institution Waisenhaus Möglichkeiten hat an Förderer zu kommen, eine einzelne Familie aber nicht. Das kann so weit gehen, dass die Kinder nur im Waisenhaus sind wenn ein Sponsor auf Besuch angemeldet ist. Das trifft für Oasis nicht zu. Ich war zu oft unangemeldet dort, es waren dann oft nicht alle Kinder da, aber es war alles begründbar. Also muss man sich die Frage stellen ob es Kinder gibt die nicht bei den Eltern bleiben wollen oder Eltern die ihre Kinder lieber im Waisenhaus sehen. Da muss man dann genauer hinschauen. Sind die Eltern nicht in der Lage die Kinder zu versorgen. Sind die Kinder davongelaufen, weil sie geschlagen wurden oder schlicht keine Chancen hatten, oder einfach "schlimm" sind, oder ist für die Eltern das Waisenhaus eine billige Ganztagseinrichtung. Man muss der Sache nachgehen. Die Geschichten, die ich aus den Erzählungen der Kinder nacherzählen kann sind sehr unterschiedlich. Meistens sind es "echte" Waisen, manchmal sind sie von den Eltern davongelaufen und das Waisenhaus versucht sie von der Straße wegzubringen. Manchmal werden sie von einem Elternteil abgegeben, da diese verzweifelt sind und das Kind nicht ernähren können. Das sind Fragen die man sich stellen muss, wenn man ein Kind aufnimmt. Wenn man sieht wie die Kinder auf kleinste Geschenke reagieren oder sich über das Essen stürzen ist es aber klar erkennbar, dass die Kinder Hilfe brauchen. Wenn es ihnen wo anders besser ginge würden sie anders agieren. Es macht wenig Unterschied ob das Kind in der Familie hungert oder im Waisenhaus obwohl es kein echtes Waisenkind ist. Ein Kind dass nicht in die Schule gehen kann ist förderungswürdig egal ob es in einem Waisenhaus oder bei den Eltern aufwächst. Den Nachweis was mit dem Geld gemacht wird kann man sich durch Rechnungen holen, was ich immer gemacht habe. Bei den Schulgebühren, soweit ist es mit meiner Patenprogrammidee leider noch nicht gekommen, muss man natürlich nachfragen wie hoch die Gebühren für andere Kinder sind um da nicht ausgenutzt zu werden. Aber eines muss man sich klar sein, auch wenn der Direktor der Schule etwas Geld für andere Schüler abzweigt und vielleicht auch etwas für seine eigenen Kinder abzweigt, ist er in der Regel noch immer ärmer als der Spender. Eine Essenz aus diesem "Rundgedachten" ist, dass man viel tun muss, dass das Geld bei den Ärmsten landet und dass man viel tun muss um das Gefälle zwischen arm und reich zu verringern.

 In einer "gleicheren" Gesellschaft treten diese Probleme wenn überhaupt nur "schaumgebremst" auf. Und wir müssen uns schon noch einmal in Erinnerung rufen worüber wir reden, es geht nicht um eine Überlegung wie man gewissen Bankern, die die Weltwirtschaft in eine Krise geführt haben die Boni kürzt, sondern um eine Ebene wo viele sprichwörtlich um Brotkrümel kämpfen müssen. Wenn auf ein System trifft wo die sogenannte Elite leider immer korrupter wird hat man kein Recht etwas an der ärmsten Basis zu kritisieren ohne sich selbst vorher in den Spiegel zu schauen. Ich bin bisher noch nie von den sogenannten Armen enttäuscht worden, es waren eher die "eigenen" Leute; oder um es etwas unpersönlicher zu sagen; jene Rahmenbedingungen die wir durch unser Wirtschafts - und Arbeitssystem geschaffen haben, die das Falsche belohnt und uns Knappheit und Grenzen falsch bewerten lässt.

Das alles sind nicht die Gründe die mich immer öfter ans Aufgeben denken lassen. Es ist für mich ein Punkt erreicht wo ich selbst dringend eine Unterstützung benötigen würde z.B.: durch einen Job. Dass man nicht mehr ganz aufgeben wird können, weil man irgendwie süchtig geworden ist, weil man mit dem Blick des Rauplaners, Bautechniker oder auch Pädagogen alles Erlebte kontextualisiert. Das Thema Entwicklung im Sinne der Armutsbekämpfung ist Lebensinhalt und Maßstab geworden.
Es sind ganz einfache Alltagserfahrungen , die das Aufgeben schwierig machen. Ich bin in Wien in der Nähe der Bücherei für Entwicklungszusammenarbeit und man ist plötzlich drinnen in der Bücherei und sitzt vor einer Zeitschrift über EZA, oder man steht in einem Baumarkt und sieht eine neue Konstruktion mit Retentions und Drainage bzw. Sickerwirkung die man unter dem Waisenhaus statt unserer Konstruktion des Sickergrabens verwenden hätte können. So war es auch bei meiner letzten Tätigkeit in der Bauwirtschaft. Ich habe viele Ideen auf technischer, kultureller, organisatorischer,... ebene und kann das alles nicht verwenden. Das macht müde. Ich brauche dringend eine Aufgabe. Zu Hause sitzen und nicht gebraucht zu werden macht krank.



05.03.14

endlich angekommen?


Es ist Warten angesagt an einem wichtigen Tag meines Lebens, vielleicht dem Wichtigsten überhaupt, da Weichen gestellt werden. Das erste Warten auf dem Flughafen dauert nicht lange, da das Flugzeug früher kommt und mit dem Flugzeug kommt meine Frau Sarah aus Uganda. Es war ein harter langer Kampf um das zu erreichen. Ein guter Tagesanfang. Vorbereitungen in der Wohnung am Vortag; viel Energie vor allem von Seiten meiner Mutter; ein kleiner Fehler der Handwerker, auch einer von mir trüben die Vorfreude nicht. Irgendwie hat man es im Gefühl wenn es ein guter Tag wird.
 
Das zweite Warten dauert länger. Ich warte auf die Zusage auf einen Job in Gulu Uganda. Mehr als fünf Jahre habe ich mit Eigenmitteln im Urlaub Kleinprojekte zur Armutsbekämpfung abgewickelt. Sarah war immer mit dabei. Jetzt soll es anders werden. Bei selbst finanzierten Projekten stößt man bald an seine Grenzen in Form von Zeit, Geld und institutionellem Zugang. Zuerst aber Stress in der Wohnung weil wir wegen des neuen Jobs noch Josef (Schulbauprojekt in Busia) kontaktieren müssen, wegen einer Beurteilung, die für den neuen Job verlangt wird. Da ist etwas schief gelaufen. Keine Zeit für eine schöne Begrüßung! Es geht gleich zur Sache, wie direkt nach der Hochzeit, wo Sarah noch im Brautkleid zu einer Behörde fahren musste um einen Termin nicht zu versäumen. Damals war die Intervention vergeblich. Diesmal wird es klappen.
 
Ich zeige Sarah die Anforderungen für den neuen Job und zeige Ihr aus meiner Sammlung der EZA und Ugandabücher "Wanderer der Nacht" von Wojciech eine in deutsch übersetzte gebundene Reportasche über Gulu. Dann erst ist die Kompensation des Schlafentzugs durch den Nachtflug in dem neu aufgestellten Bett an der Reihe. Nicht lange und das Telefon läutet aber es ist nicht wegen des Jobs sondern wegen eines Rückrufs des Handwerkers dessen Arbeit in einem wesentlichen Punkt zu beanstanden war. Ich nehme mir nach dem Gespräch vor das selbst herzurichten. Dann ein Mail von Robert (Waisenhaus Oasis Uganda), dass die Kinder nichts zu essen haben. Das macht mich traurig. Wenn ich den Job bekomme, kann ich da wenigstens mit Geld und dem einen oder anderem Wochenendbesuch helfen. Ich warte auf den Rückruf und schaue mir das Motivationsschreiben noch einmal an. Das habe ich neben zahlreichen anderen Dokumenten im Zuge der Bewerbung weggeschickt. Mir fällt einiges auf was ich besser formulieren hätte können; oder vielleicht weniger persönlich; vielleicht habe ich etwas zu stark kritisch dargestellt; vielleicht hätte ich die Männer nicht verteidigen sollen bei einer Genderfrage, die sich nur auf ungerecht behandelte Frauen bezog; aber es stimmt einfach dass ich keine schwachen saufenden Männer in Uganda gesehen habe, die Ihre Frauen sitzen lassen und dass man genau hinschauen muss wer benachteiligt ist; vielleicht hätte ich noch erwähnen sollen dass ich Unfairness nicht nur bei den Frauen sehe sondern die Achse arm / reich die sich immer mehr verbreitert ein riesiges Gefahrenpotential darstellt. Man grübelt was man falsch gemacht haben könnte. Es muss diesmal funktionieren. Es ist meine letzte Chance. Ich lese den Text noch einmal durch. Vielleicht hätte ich eine ganz normale Bewerbung schreiben sollen ,wie bei anderen Jobs. 
Ich möchte endlich durchstarten. Wenn ich weiß ich kriege den Job fange ich sofort an mit dem konkreten Einlesen. Die theoretischen Bücher, die ich gerade lese wie Gleichheit ist Glück von Wilkinson oder Interkulturelle Kulturwissenschaften von Michael Hofmann wandern ins Regal.  Die über 70  digitale gesammelten Dokumente von verschiedenen Vorlesungen auf der Boku und der Studienrichtung "Internationale Entwicklung" habe ich vorher schon durchgeackert, nach Dingen die für das Vorstellungsgespräch wichtig sein hätten können. Es war aber alles Fleißarbeit (die ich aber gerne gemacht habe) weil es ein Ziel gab und weil diese Dinge mein Leben sind. Ich lese den Text vom Motivationsschreiben wieder.
 
Motivationsschreiben
Ich hatte in meinem Leben zahlreiche Chancen und Verwirklichungsmöglichkeiten nur weil ich  im richtigen Land, im richtigen Umfeld geboren wurde. Ich darf besser leben und mehr begrenzte Ressourcen verbrauchen als andere Menschen. Ich möchte jenen, die dieses Glück nicht hatten etwas zurück geben. Ich möchte gelerntes und im Beruf erfahrenes für die Menschen und für die Umwelt einsetzen, bevorzugt dort wo es am Dringendsten benötigt wird.

 

Mein technischer Hintergrund mit der HTL Elektrotechnik und dem Studium Kulturtechnik und Wasserwirtschaft, gepaart mit meiner pädagogischen Kompetenz (Lehrer und Beraterausbildung) und einer Berufserfahrung, die es zulässt diese Komponenten zu verbinden, bilden den Unterbau des "Weltanschaulichen". Durch meine Ugandaaufenthalte und durch meine begleitende Weiterbildung auf der BOKU u.a. "verfügbare Technologien" und IE "Entwicklungszusammenarbeit" konnte ich das theoretische mit dem praktischen verbinden und mit meinen "westlichen" Erfahrungen kontextualisieren. Ich traue mir zu von der begleitenden Kontrolle einer Großwasserversorgung bei uns bis zum Selbstbaukurs für einen Kleinwasserbehälter in Uganda, eine breite Palette mit unterschiedlichen technischen, koordinativen  bis pädagogischen Anforderungen abdecken zu können. Ich darf es derzeit nur als mein Hobby ansprechen, bei allen Unterschieden nach gemeinsame Grundstrukturen und Synergien zu suchen und diese mit den Menschen umzusetzen.

 

In vier Ugandareisen habe ich mit kleinen Organisationen zahlreiche Graswurzelprojekte durchgeführt. Besonders stolz bin ich auf ein Projekt im Kayunga Distrikt, wo ich mit Schülern einen Wasserbehälter aus weggeworfenen Plastikflaschen gebaut habe; Abfallvermeidung, Wasserversorgung und Bildungsarbeit mit begleitendem Hygieneprogramm kombiniert in einem Kleinprojekt. Schulbau, Waisenhaushilfe, Mithilfe bei einer abfallwirtschaftlichen Organisation, Montage einer Kleinsolaranlage, Workshops und Schulstunden waren weitere größtenteils von mir finanzierten Aktivitäten, die ich im Urlaub durchgeführt habe.

Mein größter Wunsch ist es diese Trennung zwischen "Geld verdienen" in Österreich und gesellschaftlich (wertvoller) EZA Arbeit im Urlaub aufzulösen. Neben Uganda als ideales berufliches Verwirklichungsumfeld habe ich in der Perle Afrikas einen Edelstein gefunden. Ich habe jene Frau, die bei allen Projekten in Uganda meine rechte Hand war (und ist) geheiratet. Sie darf momentan nicht nach Österreich einreisen. Es ist für mich ein Grundrecht nach der Hochzeit zusammen sein zu dürfen, genauso wie der Zugang zu sauberem Trinkwasser ein Grundrecht für alle Menschen sein sollte.

 Ihre Zusage zu der ausgeschriebenen Aufgabe würde für mich eine Tür öffnen, an die ich schon mehr als ein Jahrzehnt anklopfe. Es ist eine Tätigkeit auf die ich schon sehr lange hin gearbeitet habe. Es ist mein dritter Versuch mich bei Ihnen zu bewerben; alle sprichwörtlich "guten Dinge"  liegen nicht nur in der Drei und sind auch nicht nur bereichernd für mich. Ich habe mich laufend weiter entwickelt und (uneigennützig) sehr viel Energie in die Sache gesteckt. Ich brenne darauf an der Schnittstelle Umwelt, Gesundheit und Entwicklung für die Menschen in Uganda etwas zu bewegen. Ich habe vor 3 Jahren mit der Österreich Ugandischen Freundschaftsgesellschaft die Quellgebiete der Wiener Wasserversorgung besucht und habe anschließend eine Kanalführung in Wien organisiert und selbst durchgeführt. Ich habe in Uganda mit Kindern gesprochen die schwere Kanister aus kostenpflichtigem oder angezapftem Wasser schleppten, das anschließend noch aufzukochen war. Ich möchte "mit tragen" und einen bescheidenen Beitrag dazu leisten, die aufgezeigte Lücke zu verkleinern ohne dabei mit einer gewissen Bescheidenheit aus dem Auge zu verlieren, dass wir mit unserem Umweltverbrauch (z.B.: Wasserklosett) nicht besser sind und dazu lernen zwei Richtungen haben sollte.

Es macht den typischen Gong wenn man ein Mail im Postkasten hat, wahrscheinlich von den vielen abonnierten Newslettern (von Attac über Baobab, C3 Bücherei EZA, Freire Zentrum, Frauensolidarität, Umweltmanagement, VIDC). Ich nehme mir vor das zu reduzieren kann mich aber dann nicht durchringen. Es würde mir wie ein Verrat an der in diesen Newslettern enthaltenen Ideologie vorkommen. Es ist ein Mail von der Organisation wegen des Jobs. Ich laufe nervös herum. Ich habe auf einen Anruf gewartet nicht auf ein Mail. Es muss aber kein schlechtes Zeichen sein da für das anschließende Seminar ja Bewerber von verschiedenen Jobangeboten eingeladen werden und da ist ein Mail an alle einfacher. Ich laufe herum. Ich wecke Sarah wieder auf, da ich das Mail nicht alleine aufmachen will. Es ist meine letzte Chance. Es muss funktionieren. Ich denke daran dass ich der Dame beim Vorstellungsgespräch ein schönes Ketterl aus Papierkugeln geschenkt habe, das von den Kindern in Oasis gemacht wurde. Sie hat sich darüber gefreut, oder war sie nur verlegen, vielleicht war das ein Fehler. Nein sie hat sich gefreut. In welchem meiner Ordner über EZA und Uganda habe ich die Anleitung mitgeschrieben und noch andere praktischere Bastelanleitungen gesammelt. Ich muss das Mail aufmachen. Vorher mache ich die Vorschau noch kleiner, um nicht vorher schon etwas lesen zu können. Alles völlig Sinnlos was ich da mache! Ich denke kurz an das Lied "this time" von Tracy Chapman aber da geht es nur um die Liebe und nicht um das ganze Leben (von der Liebe ein wichtiger Teil ist). Sie singt darüber, dass sie sich diesmal selbst wichtig nehmen wird. Diesmal ist sie die Stärkere, diesmal wird sie ihr Herz verschließen, diesmal wird ihr eine Abweisung nicht weh tun. Das ist das falsche Lied, denke ich bevor ich das Mail endlich doppelklicke. Das Warten hat ein Ende.