Ziel des Bloggs

Dokumentation EZA Aktivitäten von Sven Schoderböck u. Sarah Namirembe in Kampala, Busia, Kayunga u. Luwero mit folgenden Zielen:
Armutsbekämpfung, Waisenhaus, Schulen, Abfall, Siedlungswasserbau; motivieren mitzumachen oder selber etwas zu versuchen
Kontoinformation Spenden: Bank Austria: Konto Nr.50293147800 (IBAN: AT70 1200 0502 9314 7800, BIC: BKAUATWW) Bitte Namen des Spenders angeben! Spenden
die nach Projektende eintreffen werden für eine Fortsetzung gesammelt bzw. nach Uganda bevorzugt für Maßnahmen im Waisenhaus überwiesen.

27.01.13

Container und Förderansuchen


Halsketten aus Papier
Ich wollte dieses Wochenende etwas über die Schulbaustelle in Dabany Busia nachtragen. Es wird sich kaum ausgehen. Ich habe einen Aushang vorbereitet für Sarahs Verkaufscontainer. Ketten und Kekse von Oasis sollen mit angeboten werden. Den Kaufpreis soll 1:1 Oasis erhalten. Große Einnahmen erwarte ich mir für das Waisenhaus nicht, aber auch eine Summe von kleinen Maßnahmen wie diese können etwas bewegen und man weiß nicht wie sich ein kleiner Anfang weiterentwickelt.
 
 
Die meiste Zeit hat der Förderantrag für die Küche und den Stromanschluss gekostet den wir bei der deutschen Botschaft einbringen möchten. Es ist eingetreten was ich vorausgeahnt habe und was die Dame von der EZA Seite bei dem Gespräch wegen Sarahs Visa so nicht gelten lassen wollte. (Es war bei diesem Gespräch mit mir Josef, Sarah und Robert auch eine Dame von der EZA Seite dabei). "Das sind nur läppische zwei Seiten auszufüllen", war die Botschaft der EZA Botschaftsvertreterin, die so nicht stimmt, da zahlreiche Anlagen gefordert sind u.a. eine Kostenschätzung von 2 unabhängigen Stellen. Wir können uns auch nicht an die Dame wenden da sie uns nicht Ihren Kontakt sondern einen allgemeinen Botschaftskontakt hinterlassen hat. Ich habe nicht einmal ihren Namen und bin leider erst nachher dahinter gekommen. Es erinnert mich an die Visitenkartengeschichte beim Vertreter von einer anderen großen Organisation. Darüber habe ich schon geschrieben.

 

zukünftiger Küchenbereich Oasis
Burschen
Ich bin derzeit in Österreich im Baumanagement tätig. Da sind komplexe Strukturen notwendig. In Afrika bei Graswurzelprojekten sehe ich das etwas anders. Die teils informellen Netzwerke bei der Materialbesorgung und bei der Arbeitsleistung haben ohne formelle unabhängige Kostenschätzungen von mehreren Stellen gute Ergebnisse erzielt. Die Kosten waren wegen der Selbstfinanzierung nicht zuletzt aus Eigeninteresse gering. Ein gutes Essen für alle Helfer zum Abschluss zu Organisieren kann mir wohl nicht angelastet werden. Bei bezahlten EZA Projekten ist viel mehr Geld im Spiel, da die Arbeitskosten bezahlt werden müssen. Das wird ein mögliches Problem. Der Abgabetermin ist Ende Jänner. Ich fürchte, dass Sarah und Robert mit dieser Sache sehr gefordert sind. Sarah möchte außerdem am Dienstag mit dem Verkauf im Container beginnen.

 

Mit einer Visaerteilung für Sarah wäre vieles einfacher gewesen. Der Flug wäre laut Aussage der EZA Dame bei der deutschen Botschaft zu teuer gewesen. Die 800 € für Ihren Flug sind teuer. Es wird aber übersehen, dass es mein Geld ist (zu 100% da eine steuerliche Absetzbarkeit nicht mehr möglich sein wird) und dass vom Staat bezahlte Projekte viel teurer sind und dass mein Flug auf Grund der Vorweihnachtszeit um die Hälfte teurer war. Warum, das ist die nächste Frage soll Sarah nicht die Chance bekommen sich weiter zu Bilden. Das ist dringend nötig. Bei der Kostenaufstellung für den Container habe ich Ihr so weit wie möglich in Uganda und nachher aus Österreich geholfen. Sie hätte sich Anregungen und Geschäftsideen für den Container holen können (mehr als Handys aufladen, Fruchtsaft pressen, echte Palatschinken statt Chapatis, etz.). Sie hätte, das wäre meine ursprüngliche wichtigere Idee gewesen, Wissen und Netzwerke ausbauen können um im EZA Bereich Fuß zu fassen. Ich bin damit wieder bei dem sehr ungerechten Punkt, dass nur gebildete Leute die (Staats)grenze überschreiten können. Das ist Diebstahl geistigen Eigentums der reichen Länder an den Armen. Die Ausbildung hat das arme Land bezahlt, die Früchte werden von den reichen Ländern geerntet. Die Akademikerquote unter den Einwanderern ist höher als im Österreichdurchschnitt, eine kaum bekannte Tatsache. Im Kontext mit den Geldströmen die insgesamt von den armen Ländern zu den reichen Ländern gehen ist das eine große Ungerechtigkeit. Man wird daran gehindert sein eigenes Geld zu verwenden um diese Ungerechtigkeit zu verringern.

 

Eine Förderung für die Küche wäre super, ich würde mich sehr darüber freuen, besonders wenn auch Sarah und Robert einen Beitrag dazu geleistet haben und damit an Selbstbewusstsein gewinnen für das Waisenhaus einzutreten. Es ist aber ein Geld das für andere Projekte fehlt. Als ersten Schritt wünsche ich mir eigentlich nur, dass man nicht behindert wird und dass man mit Respekt behandelt wird. Ich will mich nicht immer verteidigen müssen. Warum, das ist die letzte Frage muss man überhaupt immer gegen Widerstände kämpfen und Ungerechtigkeiten aufzeigen. Ich würde viel lieber über erfreuliches über Kooperation schreiben, über das schreiben was eigentlich Ziel der Entwicklungszusammenarbeit sein sollte. Der Begriff Entwicklungshilfe war Lüge, da Aufgrund globaler Rahmenbedingungen wie schon erwähnt, die in Geldströmen gemessene Hilfe von Süd nach Nord geht und nicht umgekehrt. Der Begriff Zusammenarbeit ist auch eine Lüge. Warum? Weil man Leute die helfen oder wie immer zusammenarbeiten wollen nicht nur nicht mitnimmt, sondern ihnen Steine in den Weg legt. Es gibt auch andere Begründungsmuster die zu dem selben Ergebnis kommen die u.a. bei der Studienrichtung "Internationale Entwicklung" vorgetragen werden. Die Studienrichtung ist jetzt von Kürzungen betroffen. Um alles nicht ganz so negativ ausklingen zu lassen. Mein früheres Berufsumfeld hat es zugelassen entsprechende Vorlesungen zu besuchen und Prüfungen zu machen. Das war ohne Studiengebühr möglich. Ich habe dort vieles gelernt, was mir zwar wenig nützt, wenn ich vor dem Waisenhaus oder vor der Schulbaustelle stehe; der Blick über den Tellerrand ist aber möglich, was sich auch im Blog niederschlägt.

19.01.13

Uganda Landwirtschaft und Reise nach Busia zur Schulbaustelle


Vor Busia steht das ländliche Afrika am Programm. Ländlich ist für mich außerhalb der Ballungszentren und außerhalb der Monokulturen (Reis, Tee) die überwiegend für den Export bestimmt sind. Ich bin geneigt zu sagen, dass das für mich das echte Afrika ist. Die Betonung liegt bei "für mich", denn das Echte liegt im Auge des Betrachters und droht unecht im Sinne von unwahr zu werden wenn man Vielfältigkeit auszublenden versucht. Safari, Krieg und Seuchen als Perspektive eines "Durchschnittswestlers", Armutsbekämpfung, Landgrabbing, Gendergerechtigkeit für einen entwicklungspolitisch interessierten; Neoliberale Denkweisen und materielle Träume über Werbung und Musikvideos, echtes Landleben und Verkehrschaos in der Hauptstadt. Ich gönne mir einen Blick auf das "echte" Landleben. Es hat trotz großer Armut, die nicht beschönigt werden soll, etwas erfreuliches an sich, auch für die Personen, die ihren Alltag auf diese Art bestreiten.

 
Wir besuchen Sarahs Schwester mit zahlreichen Kindern und den Mann mit seinen 5 Kindern. Zwei der Kinder sind bei Sarah in Kampala untergebracht und werden eventuell nicht zuletzt wegen des von mir finanzierten Dreierstockbettes dort bleiben, da es beim Vater noch weniger Platz und noch weniger Chancen gibt. Ich finanziere Saatgut für 1ha und kaufe für ein traditionelles Essen, einiges dazu. Vieles ist ohnehin aus Eigenproduktion vorhanden.  Es wird ein schöner und auch lehrreicher Tag. Ein Schatten entsteht nicht nur durch die teils fehlende Sonne, sondern auch durch einen Grundstücksverkauf, der die zur Verfügung stehende landwirtschaftliche Fläche verkleinern wird. Auch funktionieren beide Fotoapparate  nicht mehr.
 

Matoke, Süßkartoffeln, Kartoffeln, Jam. Cassava,  Reis, Hühnchen, zugekauftes Schweinefleisch, Bohnen, und etwas Zwiebel Karotten und andere Zutaten für die Soße, Feuerholz und Zeit. Für zwischendurch ein paar  selbstgeerntete Maiskolben, die man am offenen Feuer grillt. Das sind die Zutaten! Ich teile mich fürs Matoke ein, eine Kochbananenzubereitung. Die entsprechenden Bananenstauden stehen meist in der Nähe der Hütten. Es gibt alle Arten des Reifegrades. Man erkennt auch als Laie sehr schnell an der Größe (kaum an der Farbe da sie nicht gelb werden) welche Bananen erntereif sind. Ich schäle die Bananen mit einem Messer ohne Griff. Das Messer besteht nur mehr aus einer Klinge die durch das Nachschleifen auch ein Viertel seiner Größe verloren hat. Die kleinen Kinder spielen mit den Klingen, was mich etwas nervös macht. Sarahs Schwester bringt mir eine Decke zum Unterlegen für den Oberschenkel. Der Bananensaft ist wie ein Klebstoff und wäre auf der Hose nicht gut aufgehoben. Es steht kein Tisch zum Schneiden und für die Zubereitung zur Verfügung, auch nicht für das Essen. Die geschnittenen Bananen werden in Bananenblätter eingewickelt, zum Teil mit den Wurzeln, die etwas länger brauchen. Diese grüne Kugel verbringt anschließend eine lange Zeit über dem offenen Feuer. Die restlichen Speisen werden in Alutöpfen ebenfalls über dem offenen Feuer zubereitet.
 

Nebenbei geht sich für mich ein Spaziergang aus. Erfreulich ist, dass im Gegensatz zum Besuch Ende Februar 2012 alles sehr gut wächst. Diesmal gibt es genug Regen. Die Agrarzone ist extensiv genutzt. Natürlicher Dünger wird sofern vorhanden verwendet, nicht nur um die Landwirtschaft biologisch zu gestalten, fast die gesamte Landwirtschaft abseits der exportorientierten Monokulturen wird aus Kostengründen so geführt. Kunstdünger ist zu teuer, es steckt auch bis zu 2 Liter Erdöl in 1kg Kunstdünger. Ein Problem aus Sicht begrenzter Ressourcen und ein Problem aus Sicht des Klimas. Die biologische Landwirtschaft ist nicht zertifiziert und ist trotzdem ökologischer, umweltfreundlicher und biologischer als unsere zertifizierte biologische Landwirtschaft (Hacke statt Traktor). Es geht auch nicht primär um gesunde Ernährung, das ist ein positiver Nebenebeneffekt. Es geht um billige Ernährung. Es geht vielleicht auch darum auf niemanden angewiesen zu sein. Diese idyllische Beschreibung darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass eine Intensivierung dieser Landwirtschaft mit angepassten Technologien notwendig ist. Einen größeren Hektarertrag kann man auch mit biologischen Mitteln (auch Pflanzengesellschaften, Mais + Napiergr. + Desmodium, agroforestry;...) erzeugen. Die Lagerfähigkeit ist eine entscheidende Komponente. Dazu und zu vielem Anderem habe ich auf der Boku Vorlesungen besucht. Entsprechende Komponenten sind in meinem Blog verankert (Linksammlung und ältere Einträge). Leider habe  ich dafür kaum mehr Zeit.
 

Diesmal ist es nicht das Gefühl in einem kaum funktionierenden "Garten"  zu stehen, ohne Strategie wie man die verkrüppelten Pflanzen (Süßkartoffel und Kraut) auf "Vorderwuchs" bringen könnte. Diesmal ist es nahe am Paradies, es ist alles grün. Da 2,5m große Maispflanzen, dort ein Feld mit Kassava, überall Bananen, als eigenes kleines Feld mit gleichem Alter aller Pflanzen oder zwischendurch als Schattenspender in anderen Feldern wo man der Selbstvermehrung teilweise gewähren ließ. Zwischendurch wächst auf aufgeschütteten Hügeln eine Art Kürbispflanze mit langen Auslegern, die sich hervorragend für die Küche eignet. Kaffepflanzen sind meist ebenfalls wie zufällig eingestreut. Alles wird mir mit berechtigtem Stolz gezeigt. Ich muss bzw. darf; in diesem Fall ist Müssen und Dürfen als Synonym zu verstehen das Ernten, was wir für das Essen brauche. Ich habe ein bisschen das Gefühl etwas zu zerstören, weil ich nur das Beste ernte. Man weiß genau wo die schönsten Früchte sind und überlässt sie dem Gast. Ich spiele gerne mit. Die Strukturen sind sehr kleinräumig. Kaum ein Feld größer als einen halben Hektar. Wozu auch größer. Die kleinräumige Strukturierung mit Feldern in denen teilweise 2 Nutzpflanzen (und auch ein wenig sogenanntes Unkraut) wachsen hat nur Vorteile und keine Nachteile. Die Erntemaschine Hand könnte sogar mit noch kleinräumigeren Strukturen umgehen. Für einen potentiellen spezialisierten Schädling wäre das jedoch eine Barriere. Die verschiedenen Altersstufen der Pflanzen ermöglichen es auch Nützlingen frühzeitig vorzurüsten. Ich bin kein Spezialist in dem Gebiet und vielleicht trifft eine meiner Interpretationen nicht ganz zu. Tatsache ist dass ich meine Sorgen vergesse. Ich bin zufrieden. Ich werde meinen Pensionssitz dorthin verlagern und mit den Menschen etwas aufbauen. Falls der Ausverkauf von Grund und Boden nicht weiter schreitet. Vielleicht bekomme ich doch noch eine Chance in der bezahlten Entwicklungszusammenarbeit. Vielleicht wird man wenigstens nicht demotiviert von Organisationen wie Horizont 3000, vielleicht hört die institutionelle Diskriminierung auf. Es gelingt mir nicht ganz diese Dinge wegzuschieben.
 

Der Nachbar hat ein neues Rind, das ziemlich nervös um einen Baum streift und nicht registriert, dass es vom neuen Besitzer gutes Futter vorgelegt bekommt. Vielleicht sind wir auch Schuld an der Unruhe, denn vor dem Baum mit Rind, neben der obligatorischen Lehmhütte ist Kaffee zum Trocknen ausgebreitet. Dieser kommt in einen großen Sack und wir helfen mit. Der getrocknete Kaffee mit Schale wird von Dealern aufgekauft, auch von den kleinen subsistenznahen Bauern. Zwar höchstwahrscheinlich für den Export aber immerhin nicht auf großen Plantagen angebaut. In Uganda bekommt man zwar guten Tee, der meist ohne Beutel ins heiße Wasser kommt, manchmal auch in heiße Milch, was man dann african tee nennt und mit einer entsprechenden Portion Zucker als halbes Frühstück herhalten kann; Kaffee wie wir ihn kennen gibt es nicht. Vielleicht in den teuren Restaurants und Hotels!? Das kann ich nicht beurteilen und es interessiert mich auch nicht besonders. Tatsache ist dass es für den überwiegend größten Teil der Bevölkerung keinen Filterkaffee und schon gar keinen Espresso gibt. Beim Kaffee, erzählt man mir gibt es verschiedene Qualitätsstufen die unterschiedlich vergütet werden. Die Veredelung bringt oder würde eine Vervielfachung des Preises bringen. Der 120l Sack Kaffee, den man kaum zu zweit hochwuchten kann, hat einen Wert und bedeutet einen guten Zusatzverdienst. Wir sammeln noch 20 Minuten mit den kleinen Kindern einzelne Bohnen, die überall verstreut herumliegen. Der Stundenlohn dafür liegt sicher unter 5 Cent, die dadurch entstehende Zufriedenheit ist unbezahlbar.
 

Das Matoke wird ausgepackt. Sarahs Soße schmeckt vorzüglich. Man gibt mir viel mehr Fleisch als den Kindern, was ich schleunigst korrigiere. Diesmal habe ich es vermieden Soda (Kracherl wie Cola und Sprite bzw. in Uganda Milinda Fruti) zu kaufen. Wasser, verdünnbarer  Saft und echter Fruchtsaft erzeugen auch lachende Kindergesichter. Der 100% Fruchtsaft wird nur im industriellen Tetrapack in einer Preisregion verkauft, die nur knapp unter unseren Supermarktpreisen liegt. Warum die preiswerten Orangen nicht im Straßenverkauf als Fruchtsaft angeboten werden ist für mich unergründlich. Als wir uns verabschieden ist es bereits dunkel. Wir haben fast den ganzen Tag mit Einkaufen, Zubereitung der Speisen, Spielen mit den Kindern und Begutachtung der landwirtschaftlichen Produkte verbracht. Ich hoffe wieder kommen zu können.

Chapati (Palatschinken) und Mandasis (Krapfen) gibt es am Straßenrand zu kaufen. Chapatis werden zu allem möglichen gegessen. Die Mandasis schmecken mir noch warm besonders gut und sind besonders preiswert. Warum diese nicht mit Marmelade serviert werden? Ist der Zucker zu teuer oder ist die Technologie, die ja nicht auf hohem Niveau sein muss (selbstgemachte Marmelade) nicht Stand der Anwendung? Auf dem Weg von der Unterkunft ins straßendorfähnliche Dorfzentrum stehen 2 konkurierende Chapaticompanies. Trotz Tendenz zur Politisierung und trotz Tendenz sich größer darzustellen ist die Beschriftung der Chapatystände wohl nicht ganz ernst gemeint. Obama ist noch immer sehr populär. Ich war in Uganda Busia, also an der Grenze zu Kenia als Obama das erste Mal Präsident wurde. Es war Volksfeststimmung. Ein Afrikaner, ein Kenianer wird amerikanischer Präsident. Obama Chapaty schmeckt gut und stärkt das Selbstbewußtsein.
 

Zurück im Hotel sitzt der Portier, Jeffry ein junger Mann wieder vor seinem Mischpult und zeigt lautstark was in den großen Boxen steckt, die sein ganzer Stolz zu sein scheinen. Das war Anfang des Jahres so. Das ist jetzt so. Wieder sind wir die einzigen Gäste. Später kommt noch einer, und plötzlich ist der Vorraum voller Leute und es scheint sich irgend etwas zu ereignen. Tatsächlich findet hinten ein Laientheater statt. Eigentlich mehr Tanz und Kabarett und zwischendurch nicht zu ernst gemeint so etwas wie Lebenshilfe. Wir zahlen zu zweit 6o Eurocent eintritt und bekommen einen Stempel. Ca. 200 Leute sitzen brav auf einem Stuhl und schauen auf die Bühne. Sarah hat so etwas noch nie gesehen. Es ist auch für mich unterhaltsam obwohl ich das meiste nicht verstehe. Die Boxen funktionieren gut und erfüllen diesmal mehr als einen Selbstzweck. Jeffry; gut getestet! Zwischendurch gibt es einen Stromausfall und es ist stockdunkel und still. Man sieht die Sterne; wunderschön! Da es öfter Stromausfall gibt, eigentlich fast jeden Tag oder exakter fast kein Tag ohne Stromausfall gibt wundert es mich, dass man auf der Bühne unkoordinierte Suchgeräusche hört, ansonsten verharren alle schweigsam in der Dunkelheit. Vereinzelt schwaches Handylicht. Schließlich schalte ich meine Taschenlampe die ich immer dabei habe ein und leuchte auf die Bühne. Als das Licht schwächer wird fange ich an mit  meiner Kurbellampe Strom zu erzeugen. Viele Blicke richten sich in meine Richtung. Ich komme mir irgendwie besserwisserisch vor. Der Strom kommt wieder, wahrscheinlich über den Notstromaggregat. Die Show geht weiter. Wir gehen. Da ein Schlafen bei dem Lärm nicht möglich ist kommen wir wieder. Da man meinen Stempel nicht mehr sehen kann will ich die 30Eurocent Eintritt noch einmal bezahlen. Der Kontrolleur verweigert entschieden eine neuerliche Bezahlung und winkt mich durch. Man kennt mich. So viele Bleichgesichter 26km von Kampala entfernt die sich mit einer Taschenlampe Wichtig machen gibt es wohl nicht.
 

Am nächsten Tag stehen wir um 5 Uhr auf damit wir den Bus nach Kampala um 6 Uhr (der erste geht um 5) nicht verpassen, damit wir den Bus nach Busaka nicht verpassen, damit wir Abends noch nach Busia Dabany zur Schulbaustelle Reisen können. Meine Verkühlung ist immer noch nicht ganz abgeschlossen und es verspricht ein langer Tag zu werden. Es wird auch ein sehr langer Tag.

 
Wir kommen aus dem Hotel nicht heraus. Ich habe am Vortag mit Jeffry darüber gesprochen. "Kein Problem
"; hat er gemeint. Es ist zugesperrt. Eine westliche Feuerpolizei hätte sich im Grab umgedreht. Wir schreien und klopfen. Schließlich geht eine Tür auf. Es ist der Hotelmanager, der in Unterwäsche zu der Tür von Jeffry schreitet. Nur wegen seines großen Körperumfangs und des engen Ganges ist eine ausladendere Zickzacklinie nicht möglich.
Nur Jeffry hat den Schlüssel. Nach einer viertel Stunde Klopfen hört man etwas von drinnen. Jeffry sucht den Schlüssel. Der Hotelmanager legt sich wieder nieder. Jeffry legt sich auch wieder nieder. Das ganze Spiel beginnt von Vorne. Jeffry geht schließlich mit einem Schlüssel zur versperrten Tür. Der Schlüssel passt nicht. Jeffry verschwindet wieder in seinem Zimmer und versucht es mit einem anderen Schlüssel an einer anderen Tür, bis wir dahinterkommen, dass der erste Schlüssel an der anderen Türe passt. Den Schlüssel für die Außentüre hat er gleich dabei. Ich bin fast überrascht und habe mir schon gedanklich überlegt wo man am besten über die Mauer klettern kann.

 Ergänzend möchte ich anmerken, dass ich das auch in EZA Kreisen verbreitete Klischee, dass in Afrika die Frauen arbeiten und die Männer saufen und sich um nichts kümmern nicht nachvollziehen kann. Muslime trinken praktisch nichts. Auf der Baustelle wird kein Alkohol getrunken. Auch als Abendfüller ist dieser in der Regel zu teuer, uch wenn es billigeres und stärkeres als Bier gibt.

 

Der Bus steht schon abfahrbereit und weitgehend voll besetzt 300m Straßenaufwärts. 300 weitere Meter schiebt dieser rückwärts zurück, da Sarah einen Sack mit landwirtschaftlichen Produkten für Ihre Mutter einladen will. Es fängt zu dämmern an als wir schon die Asphaltstraße nach Kampala erreicht haben. Anschließend geht es mit dem Mopedtaxi zu einem Kartenschalter wo wir ein Ticket für einen echten Reisebus kaufen. Die Wartezeit nutze ich für einen Besuch bei der ADA, die noch nicht voll besetzt ist. Im Reisebuss ist es heiss. Ich mache mir Sorgen, da ich nicht genau weiß wo ich aussteigen muss und Angaben bezüglich verbliebener Wegstrecke unterschiedlich sind. Plötzlich bleibt der fast voll besetzte Reisebuss stehen und wir sind die Einzigen die aussteigen. Dort fragen wir das Mopedtaxi wo da die Pfarre die Josef seit einigen Monaten übernommen hat und bei der das Dach renoviert wird. Mehr Infos haben wir nicht. Das genügt aber. Wir erreichen das Ziel ohne Probleme. Das erinnert mich an eine Situation vor über 4 Jahren bei meinem ersten Besuch. Ich habe die EZA Organisation Horizont 3000 besucht. Nach dem Besuch war ich über die Behandlung derart deprimiert, dass ich einfach in irgend einen Bus eingestiegen bin ohne mich um den Weg zu kümmern. Der Kleinbusbegleiter hat mich aus eigenem Antrieb nach dem Ziel gefragt. An der Ausstiegsstelle hat er mit einem Mopedtaxifahrer gesprochen, der mich zum Hotel zurückgebracht hat. Diese Erfahrung hat sich leider mehrfach bestätigt. Verlassen ist man in Afrika überwiegend von den eigenen Leuten. Von den Menschen im Land bin ich immer gut behandelt worden. 

Der Kirchenbereich mit angeschlossener Schule und einer nahegelegenen Krankenstation gleicht in den Basisstrukturen jener in Busia Dabany. Die imposante Kirche hat einen weitläufigen Vorbereich der durch alte Bäume beschattet wird. Etwas abseits ist eine große ebene Fläche, die von der Schule als Sportplatz und Fußballfeld verwendet wird. Die Messe findet momentan in einem größeren Klassenzimmerstatt. Manche Bäume bilden riesige Luftwurzeln aus die Verstecke für Schlangen und größere Tiere bieten. Die Kirche bzw. die Dacherneuerung  ist eine große Aufgabe, die wesentlich mehr Finanzmittel  benötigen wird als dei Fertigstellung der Schule in Busia Dabany. Josef ist bei einer Besprechung. Wir bekommen etwas zu essen und warten. Erst spät geht die Reise mit dem Geländewagen los. Josef nimmt eine Abkürzung und ca. 75km sind einspurige Straßen, zum Teil durch weitläufige Reisfelder (in Monokultur). Dazwischen kleine Dörfer, die trotz nächtlicher Stunde sehr belebt sind. Der Geländewagen ist in diesem Umfeld ein Eindringling und muss die Geschwindigkeit den Fußgängern anpassen. Die Geschwindigkeit muss auch wegen Schlaglöchern angepasst werden, muss angepasst werden, da die kleinen Brücken im Reisfeldbereich mit einer fußgängergerechten Anrampung ausgeführt sind. Die Reise dauert lange. Es ist etwas schade dass es schon dunkel ist. Trotzdem ist es ein Erlebnis.

14.01.13

kritische Fragmente


 

wird noch überarbeitet

 

-- -- Der Besuch bei Sarahs Verwandten ca. 35 km von Kampala, das gemeinsame Kochen von traditionellen Gerichten und die Reise zu father Josefs neuer Kirchengemeinde in Butaka nahe Mbale stehen am Programm um anschließend gemeinsam mit ihm, 80km auf einer einspurigen Straße nach Busia zur Schulbaustelle zu wechseln. Auch ein Kurzbesuch bei der abfallwirtschaftlichen Organisation Yes geht sich aus.

 

-- -- Es wird um die Menschen gehen für die man das macht und von denen sehr viel zurückkommt. Ich möchte vor allem über die "kleinen" Menschen berichten, die mit sehr wenig materiellem ihren Alltag bestreiten. Vor ihnen ziehe ich meine orange Kappe, die ich meistens auf der Baustelle trage. Ich werde aber auch über die Probleme berichten, die sich ergeben wenn externe Unterstützung (und Anerkennung) ausbleibt und viel Energie an Nebenschauplätzen (u.a. Visaerteilung) verschwendet werden muss. Leider ist die Schnittstelle zu den "eigenen Leuten" und Institutionen mit wenigen Ausnahmen demotivierend bis behindernd.  Von bezahlten Akteuren in der Entwicklungszusammenarbeit wird nicht verstanden welch großer Unterschied es ist ob man für die Arbeit bezahlt wird oder ob man sein eigenes Geld und seinen Urlaub dafür verwenden muss. Man kann Widerstände von institutioneller Seite schwer verkraften, auch emotional.

 

-- -- Teile des Kerntextes sind in der nächtlichen Wartezeit in Dubai auf dem Flughafen entstanden; bei einem Flug der wegen institutioneller Diskriminierung so nicht geplant war, in einer Stadt an einem sinnlos (heißen) Platz, die durch begrenztes Erdöl sinnlos aufgeblasen ist, in der Größe sinnlos missverstanden wird, nicht im Sinne klein und bescheiden ist gut, unter einer sinnlos aufgedrehten Klimaanlage die mein Halsweh wieder aufleben lässt, sodass ich für einen Tee sinnlos Geld ausgeben muss.  Weltrekord in Dubai! Mit mehr als 800 steht er; polierte glänzende Männlichkeit in seiner Zweideutigkeit hoffentlich nicht unbedingt nötig als Gebäude eindeutig sinnlos, (auch wenn es von einer Frau gebaut worden wäre). Eine Lehmhütte hat mehr Ausstrahlung und das menschliches Maß lässt Verbesserungen zu, während eine Verbesserung im Sinne besser ist gleich mehr an Größenwahn nur mehr verschlechtern kann; in globalen Wachstumsgrenzen gedacht eine Verbesserung aller Lehmhütten blockiert. Die Grösse ist mehr als Kompensation, sie strahlt aus und verhindert Entwicklung. Die begrenzten Ressourcen und Gelder gehen dorthin wo ohnehin zu viel davon verwendet wird und fehlen an anderere Stelle. Ich habe versucht diesen Blickwinkel in meiner entwicklungspolitischen Bildungsarbeit zu kommunizieren und so öffentlich zu machen. Ich glaube, dass mir das ganz gut gelungen ist. Immerhin gibt es am Flughafen schnelles gratis zugängliches WLAN mit dem man diese Kritik öffentlich machen kann. Man muss nicht groß sein um Zusammenhänge systemische Fehler zu erkennen. Das gilt auch für meine Enttäuschungen im Kontakt mit sogenannter professioneller Institutionalität. Auch diese Stimmung wird bei den Texten durchschlagen. Meine neue Arbeit, in der ich besser werden möchte, wird aus Zeitgründen keine Endversion des Textes zulassen. Es handelt sich um eine Vorversion, die in den nächsten Wochen laufend ergänzt und überarbeitet wird.

 

-- -- Ich krame einige Münzen aus meiner Brieftasche und gebe diese dem älteren Mann, der um Geld bittet. Er solle auch den professionellen fragen, der bezahlt dafür bekommt, dafür Geld bekommt, dass weniger Leute die Hand aufhalten müssen. Der Professionelle steht hier für „bezahlte Arbeit“, eine Gleichsetzung die sich auf mehreren Ebenen als fragwürdig herausstellen soll. Die professionellen Finanzakteure verdienen viel und zerstören die Gesellschaft sehr. Sie erzeugen Armut, was in mir früher so etwas wie Wut erzeugt hat, die zunehmends von Resignation abgelöst wird, weil es bei etwas weiterem Blickwinkel zu vieles gibt, das Armut erzeugt und ungerechte Strukturen aufrechterhält. Das können nur engagierte Leute verändern, in gesellschaftskritischen NROs, in der Entwicklungsbranche, in Entscheidungspositionen und nicht zuletzt engagierte Einzelpersonen.

 

-- -- Der Bettler geht zum Professionellen „Go away“, ist die Antwort. Das Go ist sehr scharf ausgesprochen, wie gegen einen Hund der dem guten Essen zu nahe kommt. Das Go ist gegen einen Menschen gerichtet, einen Menschen der nichts hat und die Hand aufhält für ein paar Münzen. Man wundert sich als "unprofessioneller" weil unbezahlter, stellt nicht die richtigen Fragen an den Professionellen; nur nach dem Warum des so scharf ausgesprochenen„go“ traut man sich zu fragen. Man hätte den Professionellen weil bezahlten ganz naiv fragen müssen wohin er gehen soll.

 

-- -- Das ist eine Frage die ich mir immer gestellt habe:“ Wie kann man die Müllsammler mitnehmen, bei Umstrukturierungen in der Abfallwirtschaft, wie kann man Arbeitsplätze schaffen und wie kann man positive Synergieeffekte im umwelt -und sozialen Bereich nutzen? Es gäbe sehr viele Beschäftigungsmöglichkeiten in der Abfallbranche in Afrika. Es haben sich teils informelle Strukturen bis hin zum Recycling ausgebildet. Wie sieht der Übergang zu aus unserer Sicht professionelleren Strukturen aus? Wie weit soll man gehen. Vielleicht ist die Struktur der Müllentsorgung auf den landwirtschaftlichen Flächen, wie ich sie in älteren Eintragen beschrieben habe der richtige Ansatz. Ich würde mich gerne damit beschäftigen. Man hätte sich etwas überlegen können um Menschen besser einzubeziehen, Menschen die Hände nach unten strecken um aus Wertlosem Wertvolles machen zu können. Man hätte sich etwas überlegen können für Menschen die Hände nach oben strecken um ungerechter Verteilung mit falschen Belohnungssystemen entgegenzuwirken und schlichter um nicht zu verhungern. Man hätte sich etwas überlegen können um dann zu sagen. „Ich kann dir etwas Nachhaltigeres bieten als ein paar Münzen; Im Umwelt und Hygienebereich. Du bist dann wichtig für die Allgemeinheit und bekommst dafür Geld.

 

-- -- Go away; die falschen Worte mit der falschen Betonung! „Go there“ hätte es heißen müssen, nicht ein alternativloses go away. Die Betonung sollte beim „there“ verweilen, das go ist unwichtig, das Wohin als Zukunftsperspektive ist das einzige menschenwürdige Ziel in diesem Kontext. Ein „no go“ ein verzeihbarer Ausrutscher, oder eine teils bewusste Selektion nach anderen Kriterien im Entwicklungsgeschäft. Das übergeordnete Ziel beziehungsweise die Einstellung die dahinter steht ist nicht entscheidend, wird als heuchlerisch empfunden, oder in einer freundlicheren Interpretation, kann nicht überprüft werden. -- Ich bin wirklich an den Menschen interessiert, für die ich das mache. Das kann doch jeder sagen! --

Man sagt auch wiederholt zu mir "go away", nicht mit diesen Worten, nicht jene für die man das macht! Das tut sehr weh, hat man doch über ein Jahrzehnt für einen Anschluss oder zumindest für eine gewisse Anerkennung gearbeitet.

 

-- -- Es ist nicht alles schwarz oder weiß, nicht gut oder schlecht es gibt überall Graustufen.

Immerhin der Professionelle hat ebenso wie ich viele Dokumente zu verfügbaren Technologien für die Menschen gesammelt und weiß über Trockenklos und Kompostklos besser Bescheid als ich. Ich werde etwas später versuchen darüber konkreter und mit einem Hauch Selbstkritik zu schreiben. Wahrscheinlich habe ich aus Hilfsbereitschaft ((harmlose) Nachfrage bei ADA bezüglich eines Proposelvorabzuges für ein Rahmenprogramm von der großen Organisation, den ich von Yes bekommen habe) eine unausgesprochene Regel verletzt. Bei einem Entsprechenden Rahmenprogramm geht es nicht um meine 3000€ die ich ohne Eigenkosten ausgeben kann sondern um eine Zahl die um 2 Zehnerpotenzen höher liegt. In diesem Kontext ist es für mich erstaunlich, dass ich von einer bezahlten Akteurin nach den Flugkosten für Sarah die ich ohnehin selber bezahlt hätte, gefragt werde. Aber dazu später. Vielleicht ist auch meine Wissbegierde welche genauen Aufgaben man in dem bezahlten Bereich hat und welche Strukturen dahinter stehen als Kritik oder Unkenntnis verstanden worden. Vielleicht war es mein Blog den der professionelle Kollege aber angeblich nicht gelesen hat, der diesem Kontakt einen so negativen Anstrich gab. Vielleicht hätte man durch den Blog verstanden um was es mir eigentlich geht und es wäre besser geworden. Man sollte das persönliche , das "Ich und der Andere" nicht ausbreiten. Es soll nicht um Personen gehen nicht um besser oder schlechter. Es sollte nur dann Thema sein wenn daraus allgemeingültiges ableitbar ist, wenn man daraus etwas lernen kann. Aus den offiziellen Hompages von großen Zusammenarbeitsorganisationen, auch aus deren Proposels (Förderansuchen) habe ich wenig lernen können. Es ist eine eigene Sprache, die viele Floskeln enthält eine große Maske, die von einem Lehrgerüst gehalten wird, dessen wahre Funktion nie klar wird, da die Maske den Blick verstellt, für mich auch den Blick verstellt auf das wahre Gesicht hinter dieser Maske. Im Hintergrund wird Transparenz und werden überprüfbare Strukturen geschaffen. Das ist notwendig. Das ist die Ambivalenz. Die ähnlich wie mein Blog geschriebenen Texte von "Ingenieure ohne Grenzen" haben mich mehr verstehen lassen, nicht nur im technischen Bereich. Ich möchte mit meinem Blog diesen Weg beschreiten. Eine Kombination dieser Zugänge wäre ideal. Dazu muss man aber auch von "oben" kooperieren.

 

-- -- Die bezahlte Entwicklungszusammenarbeit ist in vielen Bereichen ein abgeschottetes System. Nach außen werden die Ziele für die die große Organisation steht u.a. Kooperation, Miteinander, Partizipation nicht gelebt. Man schottet sich ab und nistet sich ein in einer Konkurrenzposition um die schmäler werdenden Geldtöpfe. Freiwillige Hilfsangebote von meiner Seite werden als Störung empfunden. Man freut sich nicht, dass jemand aus dem selben Land mit guter Ausbildung die selben Ziele verfolgt, vielleicht mit etwas anderen Mitteln, da die monetären und zeitlichen Ressourcen geringer sind, man schottet ab. Man zieht nicht an einem Strang. Man wird in eine Ecke gedrängt. Ich denke nicht daran dort stehen zu bleiben und werde mich diesmal mit klareren Worten als das letzte Mal dagegen wehren.

 

-- -- Zu etwas Konkretes und Erfreulicherem in einer Rückblende.

Robert vom Waisenhaus Oasis hat mir angeboten für mich und Sarah das nächste Mal einen Platz zu Übernachten im Waisenhaus zu schaffen, damit ich nicht so viel Geld im Waisenhaus ausgeben muss. Das wäre die "Bibliothek". Das Angebot hat mich wirklich gefreut. Man kann dann besser mit den Kindern "leben". Die Probleme und Chancen, die kleinen alltäglichen Sorgen und kleinen Freuden werden erfahrbar und dadurch transparent. Jeder der in der bezahlten Entwicklungszusammenarbeit tätig ist und übergeordnete Strukturen aufbauen soll, soll diese oder eine ähnliche Erfahrung gemacht haben müssen. Man nimmt aber etwas von dem ohnehin spärlichen Platz weg und man ist doch als "verweichlichter Europäer" einen gewissen Mindeststandard gewohnt. Damit ist nicht einmal die Infrastruktur Strom Wasser und Toilette gemeint. Ich bin teilweise ohne ausgekommen und werde in Busia Dabany einige Tage und Nächte ohne entsprechenden leicht zugänglichen Standards leben. Es geht mir um den Platz. Ich muss etwas ablegen können. Wenn der auch nicht vorhanden ist, dafür aber viele Ungeziefer ist für mich ein Punkt erreicht, an dem ich nicht mehr gut arbeiten kann. Andererseits sind die bis zu 18€/Tag für ein Zimmer für mich und Sarah ein Geldbetrag, der im Waisenhaus schon wieder etwas verbessern könnte. Robert wird mich in Busia mehrmals anrufen. Es wird wieder eine Krise geben, da eine der freiwilligen Betreuerinnen medizinische Hilfe braucht und das nicht finanzierbar ist, wenn man nicht beim Essen für die Kinder Abstriche macht. "Vielleicht war es falsch ein etwas festlicheres Essen für den 25 und 26 Dezember zu finanzieren". Ein Waisenhaus braucht einfach externe monetäre Unterstützung. Langfristig muss man in diese Richtung arbeiten. Der entsprechende Anlauf bei meinem ersten Besuch mit Barclays Bank und empower a child hat sich aber als schwierig herausgestellt. Für Projektförderung brauche ich Zeit und ich muss Sarah "aufbauen", die entsprechende Kernaufgaben in diesem Zusammenhang selbständig durchführen kann. Ich bin in diesen drei Wochen nicht einmal dazu zu kommen um mit ihr ein Dokument auszufüllen, das sie mir dann digitalisiert über das Internetkaffee schicken soll. Auch eine Tabelle zu erstellen, welche Geldmittel für ihren Container noch vorhanden sind, was noch unbedingt gebraucht wird, was man eventuell kurzfristig weglassen könnte, wie eine grobe Eingaben / Ausgabenrechnung ausschaut, welches offizielle Papier man bezüglich wirtschaftlicher Relevanz des Geschäftes erhalten kann was wiederum für eine Visaerteilung notwendig wäre. Ich muss es wieder sagen. Warum diese sinnlosen Widerstände. Warum die Anerkennung nur von den Menschen für die man das macht? Es gibt auch Ausnahmen! Ein Beispiel sind wiener Kanalarbeiter, tendenziell rechts eingestellt, die spontan spenden und ihrem Respekt für die Aktivitäten Ausdruck verleihen. Eine Ebene Höher sieht es schon wieder trister aus. Hilfsangebote die zurückgezogen werden da sich meine Sache nicht medienwirksam verkaufen lässt, dafür angeordnete freiwillige Mitarbeit an einer Aktion einer größeren Organisation die von der Stadträtin unterstützt wird. Diese Stadträtin hat mir nach meiner vorletzte Rückkehr aus Afrika den Job weggenommen, da für Umweltbildung kein Geld mehr vorhanden ist. Das Geld ist u.a. auf den Finanzmärkten verspielt worden. Auch dagegen schreibe ich an. Man hat manchmal das Gefühl gegen Windmühlen zu kämpfen.

 

Abenteuerliche Fahrt nach Busia über 80km einspuriger Straßen mit Josefs Geländewagen wird hier ergänzt. Eine kleine Unterstützung im "Garten" und was ein finanziertes Dreierstockbett und Saatgut für Mais an positiven Synergieeffekten bringen kann wird im nächsten Eintrag behandelt, auch wenn die Chronologie dadurch verloren geht..

 

-- -- Der Baufortschritt in Busia Dabany kann sich sehen lassen. Es wird noch bis Freitag weitergebaut. Im Bereich des kleineren Blockes mit zwei Klassenzimmern soll dann die Ringkonstruktion aus Stahlbeton (Ringanker) über den Fenstern fertig sein + die Ziegeln darüber teilweise bis zur endgültigen Höhe. Ventilatorziegeln (Hohlziegel, die eine Wärmeableitung ermöglichen) waren nicht in der ursprünglichen Kalkulation enthalten und wurden von mir noch extra finanziert. Die Mehrkosten betragen fast 50%. Die ursprüngliche Dynamik der ersten beiden workcamps konnte nicht wieder hergestellt werden. Neben zahlreichen ausländischen Freiwilligen waren auch die Eltern und die Kinder mit einbezogen, ein tolles Konzept, das die Akzeptanz der Schule wesentlich erhöht und das auch eine pädagogische Komponente beinhaltet. Wie auch bei meinem Wasserbehälter aus Plastikflaschen im Kayunga Distrikt!

 

-- -- Der Sonntag sollte mein einziger echter (im Sinne von konventionellem Urlaub) freier Tag sein. Am Vorabend stellt mir Oliver (nach ein paar guten Schlucken) die Frage ob wir bei der Messe nicht doch das Projekt vorstellen sollen. Wir werden vorgestellt sind aber ziemlich am Schluss dran. Sarah fordert die Leute auf Luganda auf mitzumachen. Das war nicht abgesprochen und sehr mutig von Ihr. Sie erzählt den Leuten, dass es um eine Schule für ihre Kinder geht. Am nächsten Tag sind tatsächlich mehr Leute auf der Baustelle, einer davon hat schon beim ersten Camp mitgeholfen. Der Stahlbetonring würde unseren Kriterien an die Betonoberfläche nicht entsprechen. An einer kurzen Stelle fehlt die Überdeckung völlig, teils sieht man die beigefügten Steine. Das kann man ausbessern meint der Spezialist Ouma. Ich glaube ihm. Er hat bis jetzt alles gut gemacht. father Josef hat das ganze wieder angezettelt, da er die Personen kennt. Mittlerweile könnte ich den Weiterbau schon alleine organisieren. Statt eines Leistungsverzeichnisses gibt es eine Einkaufsliste, die auf ein A5 Blatt passt. Plan gibt es keinen. Father Josef beginnt sich bewusst zurückzuziehen, da sich die Schule nicht in seiner Pfarre befindet.

 

-- -- Der Besuch bei Yes steht unter keinem guten Stern. Vorher im Internetkaffee. Eine Überweisung die notwendig ist, da sich die Kosten leider in allen Bereichen erhöht haben, sowohl für das Waisenhaus Oasis, bei der Schulbaustelle und auch für den Verkaufscontainer für Sharah. Für die Überweisung brauche ich meine österreichische Simkarte. Die Überweisung funktioniert nicht, da das Internet zu langsam ist. Während des Besuches bei Yes führe ich ein langes Gespräch u.a. wegen der Visaverweigerung im EZA Kontext mit der ADA in Kampala. Man bekommt von dieser Seite zumindest das Gefühl verstanden zu werden. Nach dem Gespräch stelle ich fest dass ich mit meinem österreichischen Sim telefoniert habe. Mein Handy hat 2 Sims und ich habe vergessen es umzuschalten. Das ist sehr viel sinnlos hinausgeworfenes Geld. Nachträglich wird sich herausstellen, dass es 144 Euro waren. Auch die 2 kaputten Kameras sind viel Geld. Ich sitze nach der negativen Erfahrung bei Yes beim Essen, sehe das mit der falschen Simeinstellung und es ist ein Punkt erreicht an dem ich nur mehr dasitze und den Sinn meiner Aktionen hinterfrage. Ich komme nicht mehr weiter. Der bezahlte professionelle hat nicht einmal angeboten sich die Schulbaustelle anzuschauen, oder vor Ort einmal etwas nachzufragen. Mir fällt ein dass ich dem Professionellen meine Visitenkarte gegeben habe. Er hat mir seine Mailadresse gegeben. Ich kann ihn kaum nach der Abfuhr fragen, ob er etwas machen kann. Er hat halbherzig gemeint, er würde sich die Baustelle eine Woche später anschauen und sich dann melden. Ich bin mir nicht sicher ob auf der Visitenkarte auch meine private Mailadresse steht und schaue in meiner Geldbörse nach. Die Visitenkarte ist noch da. Er hat auf meine Visitenkarte seine Mailadresse geschrieben und mir diese wieder zurückgegeben und ich habe es nicht gemerkt. Ich sitze da und bin 5 Minuten nicht ansprechbar.  Etwas ähnliche wird mir an meinem letzten Tag auf der deutschen Botschaft passieren, auch mit einer Vertreterin der Entwicklungszusammenarbeit.  Vielleicht gibt es auch einen Zusammenhang mit der Stellenausschreibung von Horizont 3000 die sich auf die Kirchengemeinde bezieht, die über der Pfarre steht für die ich in Dabany die Schule baue. Vielleicht ist das der Grund warum plötzlich weniger positive Dynamik vorhanden ist. Bei Yes waren die Aktivitäten von Horizont 3000 eindeutig eine Behinderung für mich. Statt froh zu sein, dass jemand mit viel Erfahrung freiwillig mithelfen will hat man Angst vor Konkurrenz. Vielleicht gibt es auch einen Zusammenhang mit der trotz gewonnener Vorausscheidung  beim ARA Abfallberater des Jahres nicht erhaltenen Preis für den Wasserbehälter aus Plastikflaschen. Das war mein bisher bestes Projekt, da pädagogisches (in Afrika und in Österreich), bautechnisches und abfallwirtschaftliches in einem Projekt vereint werden konnte. Das wird in dieser Form nur mehr möglich sein. Im bautechnischen Bereich werde ich auf Grund meines derzeitigen beruflichen Umfeldes mehr einbringen können. Das ist die gute Nachricht. Ich sitze mit diesen Gedanken noch lange in jenem kleinen Hotel in dem ich im Jänner während meiner Yes Woche gewohnt habe. Den Weg den ich gehe ist zu schwierig. Man droht auszubrennen. Ich brauche dringend Unterstützung statt Widerstand. Das würde den offiziellen Stellen kaum Geld kosten. Ich kann auch das Gejammere der Organisationen, wegen zu wenig Geld nicht mehr hören. Man kann mit sehr wenig Geld sehr viel machen wenn man Engagement unterstützt anstatt es zu behindern.

 

-- -- Damals habe ich diesen Job mit der Begründung „ich habe keine „echte“ Auslandserfahrung“ nicht bekommen. Ich habe mit 10 Jahren Tätigkeit in der Abfallberatung einem abfallwirtschaftlichen Projekt in Uganda „Wasserbehälter aus Plastikflaschen“ dem Schulprojekt in Busia, exakt dem Standort der Organisation ideale Voraussetzungen. Der Kollege hat bei dem selben Grundstudium überhaupt keine Auslandserfahrung und auch im abfallwirtschaftlichen Bereich kaum Erfahrung. Das macht so hilflos, da die Begründung "fehlende Auslandserfahrung" schlicht eine Lüge war. Ich bin nicht einmal zu einem Gespräch eingeladen worden. Es macht so hilflos da ich so lange auf so eine Chance hingearbeitet habe, die sich nur 2 mal im Leben ergibt. Beim ersten Mal bin ich auch abgewiesen worden, trotz ähnlich guter Voraussetzungen. Die Möglichkeit die EZA Projekte mit meiner Arbeit in Österreich zu verbinden hat sich am ersten Arbeitstag in Wien in Luft aufgelöst. Ich bin zu meinem Arbeitsgeber gegangen um zu fragen ob ich das bestehende Projekt „MüllGlobal“ ausbauen kann und habe erfahren, dass der Vertrag nicht verlängert wird. Vorher wurde kommuniziert es wird für niemanden schlechter. Das ist ein weiterer wesentlicher Baustein der Energie verbraucht, die für andres notwendiger wäre.

 

-- -- Es ist diesmal auch einiges intern schief gelaufen. Man sollte auch darüber schreiben. Die Dynamik mit Mithilfe der ganzen Kirchengemeinde funktioniert in dieser Intensität nicht mehr. Beide Kameras sind kaputt. Wahrscheinlich ein Schaden an einem Ladegerät das durch Überspannung verursacht wurde. Es werden Stoß - und Wasserdichte Kameras gebaut, laden kann man diese nur unter westlichen Rahmenbedingungen mit dem Originalladegerät. Auch Sarahs Handy, über das sie sich vor zwei Jahren sehr gefreut hat lädt nicht mehr richtig. Das Handy mit Tastatur, damit sie schneller Nachrichten schreiben kann, von Österreich mitgenommen, funktioniert auch nicht richtig. Genau das wäre die Anforderung gewesen, die ich an den Verkäufer gestellt habe "einfach schreiben ohne Dreierbelegung der Tasten" Der Verkäufer hat mich nicht darauf hingewiesen dass man die Chinesische Tastatur nicht umstellen kann. Einige Buchstaben lassen sich nur sehr kompliziert schreiben. Dabei hat er noch so scheinheilig gesagt, wenn das Handy nach Afrika geht lässt er mir 5€ nach. Das mit den Kameras ist auch deshalb schade, weil man damit auch den Kindern eine Freude machen kann, wenn sie Ihr Foto gleich sehen, oder noch besser einen Kurzfilm. Es sind aber ohnehin weniger Kinder, da gerade Ferien sind. Ich kann Sarah die Ladegeräte nicht dalassen, weil ich nicht riskieren will, dass sie ein Gerät kaputtmacht. Es wäre eine gute Geschäftsidee für Ihren Container. Auch das Laden von Akkus und Computern sollte möglich sein, auch wenn die Netzspannung ausgefallen ist. Inzwischen hat mir Sarah mitgeteilt, dass auch der Akku des neuen Handys nur einen Tag hält.