Ziel des Bloggs

Dokumentation EZA Aktivitäten von Sven Schoderböck u. Sarah Namirembe in Kampala, Busia, Kayunga u. Luwero mit folgenden Zielen:
Armutsbekämpfung, Waisenhaus, Schulen, Abfall, Siedlungswasserbau; motivieren mitzumachen oder selber etwas zu versuchen
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die nach Projektende eintreffen werden für eine Fortsetzung gesammelt bzw. nach Uganda bevorzugt für Maßnahmen im Waisenhaus überwiesen.

10.02.13

Bauphase Busia Dabany1


Transport Gerüstholz
Wir müssen das Material schnell beschaffen. Mehr als die Hälfte des benötigten Materials wie Bewehrungseisen, Zement und Kleinzeug wie Nägel kann an einer Stelle, in einem Shop besorgt werden und die Anschaffung ist relativ unproblematisch. Bei den Brettern für die Schalung ist es schon etwas schwieriger. Die Größe und die Qualität lassen zu wünschen übrig, immerhin der Preis stimmt. Das Gerüst, das aus einfachen Rundhölzern hergestellt wird (siehe ältere Einträge und Bilder) ist nicht verfügbar. Auch die Ziegel sind nicht verfügbar bzw.verfügbar, aber nicht um den ortsüblichen Preis was unseren Spezialisten dazu bewogen hat, diese nicht zu kaufen. 



Busia Zuckerlpause nach harter Arbeit
Das Gerüstholz wird in einem Wald besorgt. Es handelt sich um eine Monokultur mit lauter Stämmen ähnlichen Durchmessers. Der Besitzer kennt father Josef und lässt uns, als er hört, dass es für eine Schule ist, die privat (von mir) finanziert wird kostenlos agieren und stellt uns sogar noch eine Arbeitskraft zur Verfügung. Am Waldrand spielt eine Gruppe junger Männer Karten. Im Vorfeld wird in einer Grube Material abgebaut. Es sind junge Kinder die diese Arbeit verrichten. Die Kinder wirken nicht unglücklich, trotzdem rückt für mich die Szene der routiniert und monoton dahinarbeitenden Kindern  gedanklich stark in Richtung "echter" Kinderarbeit. Sie haben gearbeitet als wir kamen und 2,5 Stunden später waren sie noch immer mit der selben Tätigkeit beschäftigt, mit der selben monotonen Ruhe, als würden sie das den ganzen Tag, die ganze Woche machen. Man sagt mir ich solle nicht fotografieren, zumindest nicht in diesem Kontext, also verteile ich Süßigkeiten und mache Fotos wie die Kinder diese öffnen. Sie freuen sich sehr darüber, über die Fotos und über die Süßigkeiten. Die Kinder wirken weder unterernährt noch unglücklich, außerdem ist ein Kind dabei dass für eine echte Mithilfe noch zu klein ist, außerdem sind in Uganda um Weihnachten die großen Ferien. Das widerspricht meiner ursprünglichen These.




schalungsstabilisierende
Querhölzer ablängen
Die Arbeit wird mit einer Machete durchgeführt, sowohl das Fällen, das Entasten als auch das Ablängen. Die Durchmesser sind alle bei knapp 20cm nach oben hin verjüngend. Die Länge ist so ausgelegt, dass das Mauerwerk bis zur Dachunterkante einrüstbar ist. Ich versuche bei der Auswahl einfache forstwirtschaftliche Kriterien anzuwenden. Wir benötigen eher die kleineren Bäume und da wäre es besser man durchforstet jene Bereiche, in denen die Bäume ohnehin zu dicht stehen. Die Auswahlkriterien des flott arbeitenden Helfers scheinen andere zu sein, die ich nicht durchschaue. Die Kartenspieler fragen mich ob ich mitspielen möchte und Sarah um ihre Telefonnummer und helfen schließlich eher halbherzig beim Aufladen. Dem Versurren der Ladung wird hohe Aufmerksamkeit geschenkt, muss aus Sicherheitsründen hohe Aufmerksamkeit geschenkt werden, da die Rundhölzer vorne zu weit hinausstehen und da der Weg bis zu einem Weg den man nicht als Weg sondern als Straße bezeichnen hätte können lang ist. Ein langer Ast wird sich bei der Rückfahrt durch das Geäst eines Baumes verschieben und dann später auf der besseren Straße nach vorne kippen, was für alle eine Schrecksekunde bedeuten wird. Das Material wird im abgezäunten Bereich auf Kirchengrund gelagert. Vieles davon in dem Bereich unserer Unterkunft den wir eigentlich als Waschstelle nuten wollten.


Uoma ist der Spezialist oder wenn man so will der Vorarbeiter Polier und Bauleiter in Einem hat vorerst die Aufgabe Helfer und Ziegel aufzutreiben. Da wir aus Zeitgründen keine Möglichkeit mehr haben, wie bei Baubeginn die Ziegel aus eigener Kraft zu brennen müssen die Ziegel angekauft werden, was nicht zu gelingen scheint. Ich dränge auf einen schnellen Beginn.


Die Ziegel werden früh genug angeliefert.
Später stellt sich heraus, dass die Verzögerung wegen der Ziegel vermieden hätte werden können, wenn man 15€ mehr ausgegeben hätte. Ouma hat sie nur zum veranschlagten ortsüblichen Preis nicht auftreiben können.

Ich denke an meine Arbeit auf Großbaustellen zu Hause mit einer ausgeschriebenen Summe von bis zu einer dreiviertel Milliarde €. Ich muss daran denken welcher Kostenfaktor in Österreich eine Bauzeitverzögerung von einem Tag bedeuten würde. Ich muss auch daran denken wie viele 15€ ausgegeben werden, für Dinge die nicht unbedingt nötig sind. Nur um den zusätzlichen Planungsmehraufwand für optisch ansprechendere Tunnelportale könnte man die Schule in Uganda problemlos fertig bauen, die Ausführung eines künstlerisch Kreisverkehrs wären bei einer entsprechender Schulbauweise mit hoher Eigeninitiative nicht mehr disponierbar, da man damit mindestens 2 Schulen bauen könnte. Man kann als Gegenargument anführen, dass in anderen Bereichen die Verhältensmäßigkeit noch weniger gegeben ist, dass ein Wert oder ein Mehrwert nicht alleine aus einer pragmatischen Funktionalitätsperspektive abgeleitet werden kann. Bei begrenzten Ressourcen und ungerechten Ausbeutungsmechanismen ist es allerdings keine Kunst zu erkennen ob das Schaffen von grundlegenden Verwirklichungsmöglichkeiten wie Bildung oder ein abstrakter subjektiver Mehrwert wie Kunst angebrachter sind. Die Frage des entweder / oder stellt sich jedoch oft nur indirekt und ist  nicht Gestaltung egal ob architektonisch oder künstlerisch auch als Wegbereiter für eine Gestaltung im Sinne gesellschaftlicher Weiterentwicklung  denkbar? Die gestalterisch bessere Einbindung in die Landschaft mit Bezug zur Natur darf dabei allerdings nicht tarnen und beschönigen. Es darf auch nicht erwartet werden dass eine entsprechende Andeutung  auch so verstanden wird, wie diese wirklich gemeint war, oder für eine aus Präsentations - und Geschäftsgründen in (Mehr)Wertsetzung gemeint werden muss. Abschließend soll gesagt werden, dass Verschwendung in der Bauwirtschaft nur als partielle Komponente diskutiert werden sollte und aus meiner Sicht kein charakteristisches Merkmal  darstellt. Es wird sehr viel Energie (und auch viel monetär bewertete Arbeitszeit) darauf verwendet wird um die Kosten bei hoher Qualität im Rahmen zu halten.

Ich bin verstimmt, da Ouma die Ziegel um den Mehrpreis nicht sofort gekauft hat, nicht deswegen Rücksprache gehalten hat. Wir bekommen schließlich 2 Ladungen Ziegel mit einem Klein LKW noch rechtzeitig zum ortsüblichen Preis.


Transport Bewehrungsstahl
Wassertransport
Die jungen Helfer haben mehr Kondition und sind die Hitze gewöhnt. Der Weg zur Baustelle ist weit und es wird alles getragen. Schalungsbretter, Zement, Bewehrungsstahl. Die Steine als Zuschlagmaterial zum Zement werden angeliefert. Auch das Wasser wird angeliefert und in 2 ausgeborgte 110l Wasserbehälter geschüttet. Diesmal bringen es die Kinder der Helfer vorbei; das kostbare Brunnenwasser aus den Handpumpen, mit dem langen Hebelsarm einer Kanisterangepassten Auslaufhöhe und einem Überlaufbereich, der in einer vernäßten Mulde endet. Die Bauweisen der Pumpen sind überall ähnlich stellen aber schon die Luxusvariante dar. In anderen Bereichen gibt es zahlreiche Schachtbrunen mit dem Fördermechanismus Seil + Kübel + Muskelkraft + Schwindelfreiheit oder einer Technik, dass man beim freihen Hinaufziehen nicht in den Schacht schauen muss. Ich habe noch die Bilder von der ersten Bauphase im Kopf in der genau zum richtigen Zeitpunkt eine Gruppe von Frauen aufgetauchte, alle mit einem viel zu großen Kanister auf den Kopf um den Wasservorrat aufzufrischen. Die Kinder nutzen ein Rad als Hilfsmittel. Ich bewundere dem fast spielerischen Umgang mit einem Seil und den Autogummis, mit dem alles an allem angesurrt wird, Kanister, Ziegen, Betten. Ich habe viele Bilder darüber gemacht.

Ziel ist es über der Fensteroberkante einen Stahlbetonring einen sogenannten Ringanker herzustellen.
Es gibt natürlich keine fertige Anlieferung von zugeschnittenem Bewehrungsstahl, auch die Bügeln müssen selber gebogen werden. Beim Bindedraht müssen wir improvisieren, da keine funktionierende Zange vorhanden ist. Einen guten Seitenschneider habe ich am Ende der vorangegangenen Bauphase verschenkt. Die Längsbewehrung wird zugeschnitten. Auch die Bügel werden abgelängt und an vier Nägeln befestigt an einem Schalungsbrett gebogen. Vorher wird mit einem Rohr ein Haken gemacht. Anschließend wird der Bewehrungskorb am Boden hergestellt: ablängen; gebogener Bereich rückbiegen, Ziegel unterlegen, Längsbewehrung ausrichten, Bügel in konstantem Abstand anbringen. Der Bindedraht wird doppelt verwendet, hinten eingefädelt und mit einem Nagel so eingedreht, dass sich eine feste Verbindung ergibt. In der Zwischenzeit werden die Schalungsbretter zugeschnitten und teilweise ein Gerüst aufgebaut. Für die obere Versteifung der Schalungsbretter werden kurze Rundhölzer zugeschnitten. Anschließend werden die Bretter hochgehievt und befestigt. Die Befestigung ist schwierig, da Nägel weder in den Ziegeln noch im Beton gut halten. Es muss der Bindedraht verwendet werden um die beiden gegenüberliegenden Schalungsbretter zu verbinden, was viel Geschick, Übung und Geduld erfordert. Anschließend wird der Bewehrungskorb eingelegt. Abstandhalter gibt es nicht, der Bewehrungskorb wird genau in die Mitte gelegt. Die Überdeckung sollte auch so im sinnvollen Bereich bleiben. Die Querhölzer werden oben angenagelt und verbleibende Fugen mit dem Papier der Zementsäcke verstopft. Der Beton kann gleichzeitig händisch angemischt werden und wird auch händisch eingebracht. Anschließend wird mit einem Stock nachgestochert um eine gewisse Verdichtung zu erreichen. Ich schlage zusätzlich mit einer Hacke von außen auf die Schalung, muss das aber bald aufgeben, da diese auseinanderbricht und auch für andere Zwecke verwendet werden muss. (Es wird sich später herausstellen, dass an jenen Bereichen wo ich das nicht gemacht habe, die Oberfläche schlechter ist.)


Der anschließende Sonntag ist Ruhetag, auch weil der Beton aushärten muss. Wir entschließen uns einen Tag länger bis Dienstag zu bleiben. Der Bau wird ohne unsere Hilfe weiterlaufen müssen. Ich habe zu diesem Zeitpunkt noch die Hoffnung, dass sich bezahlte Mitarbeiter einer Organisation der Sache ein bisschen annehmen, werde aber mehr als enttäuscht. Darüber habe ich schon berichtet. Am Sonntag werden wir in der Messe vorgestellt und können ein wenig motivieren. Es gelingt uns jedoch nur zum Teil die Dynamik der ersten Workcamps mit father Josef und der Volunteer - Organisation UVDA wieder herzustellen. Mein anschließender einziger "echter" Urlaubsnachmittag am Mochungo beach fällt zum Teil ins Wasser, da es zu regnen anfängt. Über einen guten gegrillten Viktoriabarsch kann ich diesmal nichts berichten, da es weder dort noch bei unserem alten Hotel in Busia einen gegeben hat.


Matoke Kochen im Garten
im Luwero Diistrikt
Damit kann ich bei einem Gespräch zu Hause bei dem es ums gute Urlaubsessen geht nicht mehr unverfänglich mithalten. Mit der Antwort: "Poscho Bohnen, Matoke ist ein kritische Unterton nicht vermeidbar. Hintergründe müssen erzählt werden, die das verdiente und perfekte traditionelle Urlaubsessen des perfekten traditionellen Urlaubs in eine kritische Ecke rücken. Dass es aus dem überernährten Kontext gesünder als traditioneles Urlaubsessen ist erlaubte Ablenkung und kann als Wahrheit vermittelt werden, dass es besser ist immerhin als Halbwahrheit die sich nach einer Gewöhnungsphase immer weiter von der Lüge entfernt.
Der Erlebnisfaktor "traditionelles Kochen" als Ziel wie bei meiner Beschreibung im Zusammenhang mit dem "Garten" hat auch noch keine allzu große Irritation des smalltalks zur Folge.
Die Kinder essen dort auch nichts anders und man will nicht unangenehm auffallen kommt der Wahrheit mit einer humoristischen Komponente sehr nahe und überspielt den auffälligen moralisierenden Apell. Für die Frage ob der Urlaub erholsam war gibt es eine kurze und wahre unverfängliche Antwort: "Er war zu kurz". Die Zeit wird diesmal wirklich sehr knapp. Nicht nur, dass ich gerne länger auf der Baustelle geblieben wäre, auch beim Waisenhaus hätte ich gerne mehr gemacht. Sarahs Verkaufscontainer ist zwar inzwischen zusammengeschweißt, die Suche nach einem passablen Standort wird allerdings fast zwei Wochen dauern.

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