Ziel des Bloggs

Dokumentation EZA Aktivitäten von Sven Schoderböck u. Sarah Namirembe in Kampala, Busia, Kayunga u. Luwero mit folgenden Zielen:
Armutsbekämpfung, Waisenhaus, Schulen, Abfall, Siedlungswasserbau; motivieren mitzumachen oder selber etwas zu versuchen
Kontoinformation Spenden: Bank Austria: Konto Nr.50293147800 (IBAN: AT70 1200 0502 9314 7800, BIC: BKAUATWW) Bitte Namen des Spenders angeben! Spenden
die nach Projektende eintreffen werden für eine Fortsetzung gesammelt bzw. nach Uganda bevorzugt für Maßnahmen im Waisenhaus überwiesen.

03.02.13

Dabany Baustelle und Grundsätzliches


-- Nach einer stundenlangen Fahrt auf einspurigen Straßen, zuerst durch weitläufige Reisfelder die Chinesen oder Indern gehören, dann einspurige Straßen mit der typischen exzessiven Agrarstruktur mit periodischen Siedlungsverdichtungen mit einzelnen Hütten und einem Verkaufsstand als Infrastrukturzentrum bis hin zu belebten Dörfern, plötzlich ohne erkennbaren Übergang eine Einmündung in eine breite asphaltierte Straße. Das Ende eines Abenteuers, trotzdem ein gewisses  Aufatmen das nicht lang anhält. Polizeikontrolle. Der Polizist kritisiert dass der Beifahrersitz nicht für zwei Personen zugelassen ist. Das stimmt, auf der Ladefläche ist es aber auch nicht besser, da diese mit Lebensmittelsäcken voll ist; und man sieht schlimmeres in Uganda. Druck auf die Verkehrssicherheit auszuüben ist dennoch wichtig und die Strafe fällt so aus, dass man bei uns über die zehnfache Summe "noch einmal Glück im Unglück gehabt" gesagt hätte. Wir laden in Busia zuerst Säcke ab. Wir wuchten die schweren Säcke teils zu fünft über die Ladefläche des Geländewagens. Erfreulich ist die Nutzung von Synergien. Die Nutzung von vorhandenen Ressourcen bei hoher Flexibilität so Effizient wie möglich. Die Fahrt wird nicht nur zum Personentransport genutzt, sondern auch zum Transport von Lebensmittelsäcken, für zwei junge Damen, die sich damit Ihr Geld verdienen (müssen), weil die Umstände für sie ansonsten sehr schwierig sind. Mehr erfahre ich nicht und ich frage nicht nach.

 

Wir kommen spät in Dabany an, das Tor ist verschlossen, telefonieren, Hunde Bellen. Sarah hat Angst vor den Hunden. Neuerlicher Anruf, Hunde werden eingesperrt. Josef bekommt schließlich das Zimmer in dem wir Anfang des Jahres waren, wir bekommen ein Nebengebäude, ohne Strom Wasser und Toilette. Wir kommen zurecht. In einem abgetrennten Bereich des relativ großen Raumes richten wir eine provisorische Waschstelle ein, die am nächsten Tag nur mehr eingeschränkt nutzbar sein wird, da man die Baustoffe u.a. die Zementsäcke auch irgendwo lagern wird müssen.

 

Am nächsten Tag wird eine Preisliste erstellt. Zement, Bewehrungsstahl, Ziegel, Schalungsholz und Gerüstholz,.... Eine Scheibtruhe und 2 110l Wasserbehälter werden nur angemietet. Die Kosten übersteigen das veranschlagte Budget wesentlich. Wir entscheiden uns für den Weiterbau des kleineren Blocks. Das tut mir irgendwie weh, da ich die zwei vorangegangenen Bauphasen beim anderen Block mit zwei Klassen und Lehrerzimmer tätig war. Lediglich Sarah hat schon an beiden Blocks gearbeitet. Es gibt allerdings ein übergeordnetes Ziel, die Identifikation sollte alleine der Fertigstellung der Schule gelten und nicht jenem Bereich zu dem man schon mehr beigetragen hat. Die Fertigstellung ist nicht nur wegen der fehlenden weiteren Finanzierung gefährdet, auch der Rückhalt von der Pfarre und damit der Rückhalt aus der Bevölkerung zeigt nicht mehr die Dynamik der Anfangsphase. Wir wurden zwar in der Kirche vorgestellt und Sarah hat an die Besucher appelliert mitzuhelfen, was auch eine kleine Wirkung gezeigt hat. In der Anfangsphase gab es jedoch durch die Motivation von father Josef eine breite Unterstützung. Volunteere, Eltern der Schüler und zum Teil Schüler und Lehrer haben mitgeholfen.

 

-- Dieses Modell spart nicht nur Kosten, es erhöht auch die Identifikation mit "ihrer" Schule. Eine Kombination mit Schulstunden und Workshops, wie es auch beim Bau des Wasserbehälters im Kayunga Distrikt der Fall war, erzeugt weitere wertvolle Synergieeffekte. Die Möglichkeit das Material in der entwicklungspolitischen Inlandsarbeit in Österreich zu verwenden, wie es mir mit meinen Schulstunden "MüllGlobal" gelungen ist, ergibt jene gesamtheitliche Komponente auf die ich stolz bin. Leider kann ich die Inlandsarbeit nicht mehr fortsetzen, da weder die Stadt Wien noch staatliche Förderinstitutionen daran interessiert sind. Vereinzelte Angebote die entsprechende Vorträge zu bezahlen zeigen mir zwar, dass ich am richtigen Weg bin, lassen sich aber mit meinen derzeitigen Lebensumständen nicht mehr vereinen.

 

-- Father Josef ist nicht mehr für die Pfarre in Dabany Busia zuständig, hat selbst genug mit seiner Pfarre zu tun und kann daher den Schulbau nicht mehr so unterstützen wie in der Anfangsphase. Der neue father Oliver empfindet es teilweise als Einmischung, wenn wir etwas forcieren, ist aber selber nicht sehr stark engagiert. Ich glaube dass da aber noch vieles möglich ist. Die Verhältnisse können sich durch einen kleinen externen Anstoß wieder wesentlich verbessern.

 

-- Wie es mit einer Unterstützung von Vertretern von großen Organisationen aussieht ist jener Punkt der mich am meisten hinunterzieht. Eine derartig abwertendes und ausgrenzendes Verhalten gegenüber meinen Aktivitäten widerspricht allen Grundsätzen für die entsprechende Organisationen stehen und wofür diese sehr viel bezahlt bekommen. Es wird hoffentlich in diesem Umfeld auch anderes geben und es ist trotzdem angebracht dass auch ich einen Teil meiner Steuern für das unterdotierte offizielle EZA Budget bezahle. Dass ich jetzt sogar für das Geld, das ich für den Schulbau und die Waisenhaus ausgebe Steuer zahlen muss und dass ich keine Zeit mehr habe mir Bücher bei der geförderten Bücherei für Entwicklungszusammenarbeit auszuborgen ist ein weiterer Aspekt, der in diesem Fall eine sehr starke persönliche Komponente hat. Es steckt jedoch ein grundsätzliches gesellschaftliches Problem dahinter. In unserem Wirtschaftssystem ist Leistung, wenn es schon nur darum gehen soll, falsch definiert. Es werden Dinge in Wert gesetzt die gesellschaftszerstörerische Wirkung haben. Das überzogene Konkurrenzsystem in Kombination mit falsch gesetzten Zielen für die Konkurrenz ausgelebt wird, machen auch vor der bezahlten EZA Szene nicht halt. Es kommt zu völlig unnötigen Ausgrenzungen. Engagement und Eigeninitiative werden als suspekt empfunden und passen nicht in das bezahlte Schema in dem viele Organisationen um wenig Geld konkurrieren müssen. Würde man Eigeninitiative nicht in eine Ecke drängen, die Jugendliche halt einmal zeigen (u.a. als Aktivisten, Volunteere), bevor sie der Ernst des echten Lebens vereinnahmt; würde man das anerkennen auch im Sinne von in Wert setzen, würden wir in einer anderen Welt leben. Einfacher gesagt: Warum kann ein Spekulant der (egal ob durch (Insider)Wissen oder Zufall) ohne bestraft zu werden aus Geld Geld machen und so lebensnotwendige Ressourcen in die falschen Bahnen lenken und warum werden jene die dagegen anschreiben und anarbeiten bestraft?

 

Der Start der Bautätigkeit verzögert sich zwar, da keine Ziegel aufzutreiben sind und da auch das Gerüstholz selbst hergestellt wird. Es werden für mich dennoch erfolgreiche wertvolle Tage auf der Baustelle. Es wird auch sehr heiß. Die einzigen wirklich sonnigen Tage sind jene auf der Baustelle.

Mittlerweile kann ich den ganzen Bauablauf vom brennen der Ziegel bis zum fertigen aufgehenden Mauerwerk bis zur Dachunterkante dokumentieren und mit zahlreichen Fotos hinterlegen. Ich hoffe es wird sich Zeit dafür finden und ich hoffe vor allem dass sich Leser finden die das Wissen nutzen können.

 

Samenkapsel der Schwamm enthält
P.s. Bei meiner letzten Kontrolle meines Spendenkontos war ich erfreut, da sich etwas geändert hat. Die Freude hat aber nur eine halbe Sekunde gedauert, bis ich erfasst habe, dass es weniger geworden ist, da zum Jahresende die Bankspesen abgebucht wurden. Immerhin um die Banken nicht nur zu kritisieren, mein Betreuer der Bank Austria hat sich eingesetzt, dass ich eine Fehlüberweisung an Skype, das ich zum billig telefonieren nach Uganda benötige, zurückbekommen habe. Für die Kullis und Blöcke gespendet vom AMS in Kärnten habe ich mich mit einem Badeschwamm (Sponge tree) und einigen Fotos bedankt. Ich halte es für sehr wichtig auch die Leute im Inland einzubeziehen, idealer Weise mit mehr als Blogs und Geldspenden. Wenn man Einbeziehen kann beziehungsweise Einbeziehung zulässt ändert sich etwas in den Köpfen der Menschen im Land. Das ist wichtig da viele armutserzeugende Faktoren mit den reichen Ländern bzw. allgemeiner mit dem Reichtum zu tun haben. Auch aus dieser Perspektive sehe ich das ausgrenzende Verhalten großer Institutionen gegenüber mir sehr kritisch. Es geht nicht um eine Institution, es geht nicht um Inlandsarbeit und Projektarbeit, das sind willkürliche menschengemachte Abgrenzungen, genauso wie Ländergrenzen und die damit verbundenen Gerechtigkeitsgrenzen; es geht um ein übergeordnetes Ziel das gemeinsam verfolgt werden muss.

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