-- Nach einer stundenlangen Fahrt auf einspurigen Straßen,
zuerst durch weitläufige Reisfelder die Chinesen oder Indern gehören, dann
einspurige Straßen mit der typischen exzessiven Agrarstruktur mit periodischen
Siedlungsverdichtungen mit einzelnen Hütten und einem Verkaufsstand als
Infrastrukturzentrum bis hin zu belebten Dörfern, plötzlich ohne erkennbaren
Übergang eine Einmündung in eine breite asphaltierte Straße. Das Ende eines Abenteuers,
trotzdem ein gewisses Aufatmen das nicht
lang anhält. Polizeikontrolle. Der Polizist kritisiert dass der Beifahrersitz
nicht für zwei Personen zugelassen ist. Das stimmt, auf der Ladefläche ist es
aber auch nicht besser, da diese mit Lebensmittelsäcken voll ist; und man sieht
schlimmeres in Uganda. Druck auf die Verkehrssicherheit auszuüben ist dennoch
wichtig und die Strafe fällt so aus, dass man bei uns über die zehnfache Summe
"noch einmal Glück im Unglück gehabt" gesagt hätte. Wir laden in
Busia zuerst Säcke ab. Wir wuchten die schweren Säcke teils zu fünft über die
Ladefläche des Geländewagens. Erfreulich ist die Nutzung von Synergien. Die
Nutzung von vorhandenen Ressourcen bei hoher Flexibilität so Effizient wie
möglich. Die Fahrt wird nicht nur zum Personentransport genutzt, sondern auch
zum Transport von Lebensmittelsäcken, für zwei junge Damen, die sich damit Ihr
Geld verdienen (müssen), weil die Umstände für sie ansonsten sehr schwierig
sind. Mehr erfahre ich nicht und ich frage nicht nach.
Wir kommen spät in Dabany an, das Tor ist verschlossen,
telefonieren, Hunde Bellen. Sarah hat Angst vor den Hunden. Neuerlicher Anruf,
Hunde werden eingesperrt. Josef bekommt schließlich das Zimmer in dem wir
Anfang des Jahres waren, wir bekommen ein Nebengebäude, ohne Strom Wasser und
Toilette. Wir kommen zurecht. In einem abgetrennten Bereich des relativ großen
Raumes richten wir eine provisorische Waschstelle ein, die am nächsten Tag nur
mehr eingeschränkt nutzbar sein wird, da man die Baustoffe u.a. die Zementsäcke
auch irgendwo lagern wird müssen.
Am nächsten Tag wird eine Preisliste erstellt. Zement,
Bewehrungsstahl, Ziegel, Schalungsholz und Gerüstholz,.... Eine Scheibtruhe und
2 110l Wasserbehälter werden nur angemietet. Die Kosten übersteigen das
veranschlagte Budget wesentlich. Wir entscheiden uns für den Weiterbau des
kleineren Blocks. Das tut mir irgendwie weh, da ich die zwei vorangegangenen
Bauphasen beim anderen Block mit zwei Klassen und Lehrerzimmer tätig war.
Lediglich Sarah hat schon an beiden Blocks gearbeitet. Es gibt allerdings ein übergeordnetes
Ziel, die Identifikation sollte alleine der Fertigstellung der Schule gelten
und nicht jenem Bereich zu dem man schon mehr beigetragen hat. Die Fertigstellung
ist nicht nur wegen der fehlenden weiteren Finanzierung gefährdet, auch der
Rückhalt von der Pfarre und damit der Rückhalt aus der Bevölkerung zeigt nicht
mehr die Dynamik der Anfangsphase. Wir wurden zwar in der Kirche vorgestellt
und Sarah hat an die Besucher appelliert mitzuhelfen, was auch eine kleine
Wirkung gezeigt hat. In der Anfangsphase gab es jedoch durch die Motivation von
father Josef eine breite Unterstützung. Volunteere, Eltern der Schüler und zum
Teil Schüler und Lehrer haben mitgeholfen.
-- Dieses Modell spart nicht nur Kosten, es erhöht auch die
Identifikation mit "ihrer" Schule. Eine Kombination mit Schulstunden
und Workshops, wie es auch beim Bau des Wasserbehälters im Kayunga Distrikt der
Fall war, erzeugt weitere wertvolle Synergieeffekte. Die Möglichkeit das
Material in der entwicklungspolitischen Inlandsarbeit in Österreich zu
verwenden, wie es mir mit meinen Schulstunden "MüllGlobal" gelungen
ist, ergibt jene gesamtheitliche Komponente auf die ich stolz bin. Leider kann
ich die Inlandsarbeit nicht mehr fortsetzen, da weder die Stadt Wien noch
staatliche Förderinstitutionen daran interessiert sind. Vereinzelte Angebote
die entsprechende Vorträge zu bezahlen zeigen mir zwar, dass ich am richtigen
Weg bin, lassen sich aber mit meinen derzeitigen Lebensumständen nicht mehr
vereinen.
-- Father Josef ist nicht mehr für die Pfarre in Dabany
Busia zuständig, hat selbst genug mit seiner Pfarre zu tun und kann daher den Schulbau
nicht mehr so unterstützen wie in der Anfangsphase. Der neue father Oliver
empfindet es teilweise als Einmischung, wenn wir etwas forcieren, ist aber
selber nicht sehr stark engagiert. Ich glaube dass da aber noch vieles möglich
ist. Die Verhältnisse können sich durch einen kleinen externen Anstoß wieder
wesentlich verbessern.
-- Wie es mit einer Unterstützung von Vertretern von
großen Organisationen aussieht ist jener Punkt der mich am meisten hinunterzieht. Eine
derartig abwertendes und ausgrenzendes Verhalten gegenüber meinen Aktivitäten widerspricht
allen Grundsätzen für die entsprechende Organisationen stehen und wofür diese sehr
viel bezahlt bekommen. Es wird hoffentlich in diesem Umfeld auch anderes geben
und es ist trotzdem angebracht dass auch ich einen Teil meiner Steuern für das
unterdotierte offizielle EZA Budget bezahle. Dass ich jetzt sogar für das Geld,
das ich für den Schulbau und die Waisenhaus ausgebe Steuer zahlen muss und dass
ich keine Zeit mehr habe mir Bücher bei der geförderten Bücherei für
Entwicklungszusammenarbeit auszuborgen ist ein weiterer Aspekt, der in diesem
Fall eine sehr starke persönliche Komponente hat. Es steckt jedoch ein
grundsätzliches gesellschaftliches Problem dahinter. In unserem Wirtschaftssystem
ist Leistung, wenn es schon nur darum gehen soll, falsch definiert. Es werden Dinge
in Wert gesetzt die gesellschaftszerstörerische Wirkung haben. Das überzogene
Konkurrenzsystem in Kombination mit falsch gesetzten Zielen für die Konkurrenz ausgelebt
wird, machen auch vor der bezahlten EZA Szene nicht halt. Es kommt zu völlig
unnötigen Ausgrenzungen. Engagement und Eigeninitiative werden als suspekt
empfunden und passen nicht in das bezahlte Schema in dem viele Organisationen
um wenig Geld konkurrieren müssen. Würde man Eigeninitiative nicht in eine Ecke
drängen, die Jugendliche halt einmal zeigen (u.a. als Aktivisten, Volunteere),
bevor sie der Ernst des echten Lebens vereinnahmt; würde man das anerkennen
auch im Sinne von in Wert setzen, würden wir in einer anderen Welt leben.
Einfacher gesagt: Warum kann ein Spekulant der (egal ob durch (Insider)Wissen
oder Zufall) ohne bestraft zu werden aus Geld Geld machen und so
lebensnotwendige Ressourcen in die falschen Bahnen lenken und warum werden jene
die dagegen anschreiben und anarbeiten bestraft?
Der Start der Bautätigkeit verzögert sich zwar, da keine
Ziegel aufzutreiben sind und da auch das Gerüstholz selbst hergestellt wird. Es
werden für mich dennoch erfolgreiche wertvolle Tage auf der Baustelle. Es wird
auch sehr heiß. Die einzigen wirklich sonnigen Tage sind jene auf der
Baustelle.
Mittlerweile kann ich den ganzen Bauablauf vom brennen der
Ziegel bis zum fertigen aufgehenden Mauerwerk bis zur Dachunterkante dokumentieren
und mit zahlreichen Fotos hinterlegen. Ich hoffe es wird sich Zeit dafür finden
und ich hoffe vor allem dass sich Leser finden die das Wissen nutzen können.
Samenkapsel der Schwamm enthält |
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