Ziel des Bloggs

Dokumentation EZA Aktivitäten von Sven Schoderböck u. Sarah Namirembe in Kampala, Busia, Kayunga u. Luwero mit folgenden Zielen:
Armutsbekämpfung, Waisenhaus, Schulen, Abfall, Siedlungswasserbau; motivieren mitzumachen oder selber etwas zu versuchen
Kontoinformation Spenden: Bank Austria: Konto Nr.50293147800 (IBAN: AT70 1200 0502 9314 7800, BIC: BKAUATWW) Bitte Namen des Spenders angeben! Spenden
die nach Projektende eintreffen werden für eine Fortsetzung gesammelt bzw. nach Uganda bevorzugt für Maßnahmen im Waisenhaus überwiesen.

19.03.14

Solar und Freude an kleinen Dingen

Ich möchte heute darüber schreiben, dass es nicht immer die großen Dinge sind über die man sich freut wenn man wieder nach Uganda zurück kommt, sondern oft kleines banales und sich zufällig ergebendes. Natürlich freut es wenn der Wasserbehälter nach 2 Wochen Arbeit endlich fertig ist und wenn man bei der schnell improvisierten Abschiedsfeier mit den Helfern darüber spricht, wie es gelaufen ist. Wenn man auch einmal zugibt sich im Vorfeld zu viele Sorgen gemacht zu haben es könnte etwas oder gar alles nicht klappen. Es sind viele Mails hin und her geschickt worden, dann ein Verschieben auf einen späteren Termin, dann die vor Aufregung und Zweifel nicht durchschlafenen Nächte vor der Abreise. Diese Mühen und Unsicherheiten sind schnell vergessen, wenn das Kind erst einmal auf der Welt ist. Wenn man sich die Fotos anschaut hat man sofort die Erinnerung an jenen Vater, der immer dann schneller wurde wenn er politisiert hat, oder jene Helferin, die sich nicht zu fragen traute ob sie etwas vom Essen für ihre Kinder mitnehmen dürfe. Auch die Sodas bzw. Kracherl, die man eigentlich nicht kaufen wollte, da es nötigeres gibt und da man mit dem Kauf Strukturen unterstützt die die Armut eher vergrößern anstatt sie zu vermindern, bekommen auf den Bildern nachträglich einen positiven Beigeschmack. Die Bilder sind mit Geschichten verbunden. Das Erstaunen über die schönen weißen Zähne obwohl diese als Getränkeöffnerersatz zweckentfremdet werden. Das "gib her, mach ich schon auf auf" steht nicht mehr für sinnlos inszinierte Männlichkeit in Form des Zähne zeigens und kaputt machens für einen Inhalt der nicht sozialverträglich hergestellt wurde und der darüber hinaus nicht gut schmeckt weil er zu süß ist (und dadurch die Zähne ein zweites mal schädigt). Man schmunzelt darüber und das erreichte größere Ziel lässt kleinere Ambivalenzen als Würze erscheinen die der Erinnerung eine nachhaltigere Verankerung verleiht. Weinende Kinderaugen / Spenden / lachende Kinderaugen. Dieses glatte Schema ist Gewissensberuhigung ohne sich zu involvieren, aber man soll nicht das Gute zum Feind des Besseren machen, denn das würde das Bessere zum "nur" Guten degradieren.

Man freut sich natürlich auch darüber, wenn die errichteten Dinge nach einigen Jahren noch immer in Verwendung sind. Das was stärker bewegt kommt aber unerwartet und ist eigentlich keine große Sache, nichts was in einem "offiziellen" Bericht über erbrachte Leistungen Erwähnung finden würde. Es war auch nicht viel Arbeit zumindest nicht wenn man die Vorarbeit unberücksichtigt lässt. Es geht um ein Hochleistungsled nur 0,7 Watt aber von der Lichtfarbe und vom Wirkungsgrad das Beste am europäischen Markt aus einem Spezialkatalog der eigentlich eher auf Elektronikdiftler (die im Zeitalter der Computer leider fast ausgestorben sind) und Modellbaubastler zugeschnitten ist. Dieses hochwertige Bauteil wäre beim Basteln übrig geblieben und hätte wahrscheinlich in einer kleinen Bauteillade Jahre oder sogar Jahrzehnte überbrücken müssen, um dann vielleicht in einem Mülleimer zu landen.

Bei der Installation der Kleinsolaranlage in Kampala gab es zwei Lichter. Eines für jeden Raum eines bescheidenen Lehmhauses ohne Fenster; nur mit Türen . Ein Licht in einer teureren LED Ausführung, ein anderes entspricht dem dort gängigen Modell einer 12V Energiesparlampe, die für entsprechende Anwendungen verwendet wird. Die billige aber ortsübliche Ausführung beleuchtet einen Raum in dem Sarah eine Frau mit einem kleinen Kind einquartiert hat. Außerdem schläft meistens ein Schuljunge, ein von Sarahs Mutter aufgenommener Waise dort, den wir alle "Boy" nennen. Man könnte das als abwertend interpretieren, jemanden nicht beim Namen zu nennen, es empfindet aber keiner so, einschließlich des Jungen und es kommt meinem eher schlechtem Namensgedächtnis entgegen ihn einfach Boy zu nennen. Mit Boy habe ich einen Fetzenfußball gebastelt (eigentlich hat er das gemacht) und mit Boy haben wir das Licht installiert (eigentlich habe ich den überwiegenden Teil gemacht). Ich kann mich noch genau erinnern wie ich noch schnell in meiner Tasche herumgekramt habe, auf der Suche nach dem 12V Spezialled, wie ich dann die Kabel noch einmal geöffnet habe um kleine technische Wunderding zu der schlechteren ortsüblichen Energiesparlampe dazuzuklemmen.

Ich bin abends auf Besuch. Ich frage warum es so wenig Licht gibt und das Licht wird eingeschaltet. Es ist wie nach der langen Einleitung kaum anders zu erwarten das 0,7 Watt  Led. Man erzählt mir, dass die Energiesparlampe nach einigen Monaten ausgefallen ist, die von Sarah nachgekaufte hat wieder nicht lange gehalten und so haben der Boy und das Mädchen mit dem Baby seit knapp einem Jahr nur das 0,7 Watt Hochleistungsled, das fast in einer Elektronikschublade verschwunden wäre und an das ich mich beim Aufbau der Anlage gerade noch rechtzeitig erinnert habe. Wenn man daran denkt wie viele Hausaufgaben machen und Baby bzw. mittlerweile kleines Kind füttern dieses fast vergessene Led ermöglicht hat ist das eine wirklich schöne Geschichte, die mir in Erinnerung bleiben wird.

Man freut sich außerdem sehr über positive Rückmeldungen auf die Aktivitäten bzw. auf den Blog. Auch eine Kritik oder Tipps sind willkommen. Ich bin auf der Suche nach einen Stil, der einen Wechsel von Erzähltem (mit autobiographischen Elementen) zur gesellschaftskritischen Ebene zulässt. Oft ist es auch schwierig wie weit Kritik an Anderen direkt ausgesprochen werden darf, wie weit man diese verstecken sollte und ob Selbstkritik nicht auch gegen einem verwendet werden kann. Ich bin auf der Suche nach Beispielen, habe aber trotz voller Bücherregale nichts in meiner Wohnung  gefunden. Es gibt Sachbücher die zur Auflockerung etwas erlebtes einbauen, es gibt Zeitschriften wie das Geo die Sachinformationen in eine Geschichte verpacken es gibt aber kaum etwas das Erzähltes auf Sachebene weiter denkt und das auch als Stilmittel einsetzt, bei dem diese Ebenen klar erkennbar sind sich gegenseitig ergänzen und verstärken. Einen von der erzählerischen Seite kommenden Ansatz habe ich bei "Echtleben" von Katja Kullmann gefunden. Es geht hier um (Selbst)ausbäutungsprozesse im Arbeitsleben. Etwas Ähnliches könnte ich über meine über 10 Jahre andauernde (Schein)Selbständigkeit schreiben, die nach meinem zweiten Afrikaaufenthalt überraschend zu Ende war, da bei der Stadt Wien gespart werden musste und vielleicht auch deshalb, aber genau das darf man nicht direkt ansprechen um glaubwürdig zu bleiben und um eine gewisse Spannung und Empathie aufzubauen; also auch weil engagierte Leute als lästig empfunden werden können. Kollegen die wie ich bei der Stadt Wien in der Abfallberatung arbeiten durften haben trotz oder eigentlich wegen ihrer durchdachten und gemeinsam geführten Kritik die bis auf die gerichtliche Ebene ging, ihren Job zurück. Die neuen Randbedingungen sind nicht ideal aber immerhin kann man insgesamt von einem Erfolg sprechen an dem ich nicht teil habe weil ich teils berufs - und teils zeitbedingt nicht in der Lage war mich richtig zu positionieren. Hochachtung vor meinen Kollegen die viel Zeit in die Sache gesteckt haben. Ein wenig Stolz sollte ich in Bezug auf meine EZA Aktivitäten auch auf mich selbst sein dürfen, auch wenn sich noch kein Erfolg im Sinne von Anerkennung oder Spenden eingestellt hat. Vielleicht habe ich mir durch den Blog auch etwas verbaut. Ich weiß es nicht.

Man muss sich wieder über kleine ernst gemeinte Dinge freuen können. Ich habe zu Beispiel die Wastwatcher kritisiert weil man meiner Ansicht nach nicht nur mit Strafen arbeiten soll um ein umweltsolidarisches Verhalten zu erzeugen sondern vorher ansetzen muss, in der Beratung in  den Schulen mit Menschen die von der Sache überzeugt sind und das auch vorleben. Vor vielen Jahren haben wir einen Teil der WastWatcher Arbeit als Abfall Berater mit positiven Anreizen und ohne Strafbefugnis gemacht, in einem nächsten Schritt sind wir mit den Wast Watchern mitgegangen im übernächsten Schritt sind wir abgeschafft worden. Ich habe mit einer entsprechenden Kritik nie hinter den Berg gehalten. Aufklärung und Zuckerbrot ist vielleicht zu wenig um Verhaltensänderungen umzusetzen, aber die Peitsche als einzige Maßnahme kann auch nicht zu einem längerfristigen Erfolg führen.

Dieser Hintergrund lässt eine Äußerung eine Waste- Watchers umso erfreulicher erscheinen. Nach einem small talk erfahre ich dass er Überstunden macht, als Wast Watcher. Ich sage resignierend: "und ich hab ka Hackn". Nach einer Pause kommt die wirklich ehrlich gemeinte Antwort: "Du warst immer so engagiert!" Es gibt noch ein fast noch trivialeres Beispiel das noch länger zurück liegt. Nach einer Doppelstunde beim Vorstudienlehrgang in der die Diskussion sehr kritisch wurde und bei der ich mir nicht sicher war, ob ich mit meinen Argumenten durchgedrungen bin kommen viele Studenten in der Pause mit Fragen und Anmerkungen. Einer wartet lange bis alle anderen weg sind, nur um mir zu sagen: "Sie können glücklich sein; es ist doch großartig wenn man das was einem Wichtig ist (beruflich) vertreten kann (-oder so ähnlich-)." Man kann das als einen kritischen Aufruf verstehen zufrieden zu sein mit dem was man hat; für mich war es ein großes Kompliment. Momentan habe ich aber nicht einmal das und ich bin nicht zufrieden damit und ich habe alles Recht der Welt darüber zu schreiben?! Oder vielleicht sollte ich es doch nicht tun? Das beschreibt meine derzeitige Stimmungslage sehr gut.

Hoffentlich gut gemeinte Rückmeldungen stärken zwar die Moral aber in gewissen Lebenssituationen ist auch das Finanzielle wichtig.
Ich würde mich über Spenden sehr freuen (Kontonummer ist oben eingeblendet). Bei der angesprochenen Kleinsolaranlage müsste man bald die Batterie auswechseln. Das gespendete Geld würde dem Waisenhaus zugute kommen und ich könnte dann die Batterie übernehmen anstatt das Waisenhaus selber finanzieren zu müssen. In irgend einem entwicklungspolitischen Buch und Wirtschaft ist ähnliches als Fungibilität der Finanzmittel angesprochen worden. Da ging es um budgetäre Zuwendungen als Entwicklungshilfe, die zunehmend an Bedeutung gewinnen und die konventionelle Maßnahmen wie Personalentsendungen zurückdrängen könnten. Die Budgethilfe für z.B.: Schulen wird bei diesem Beispiel wirklich für Schulen verwendet. Jenes Geld, das vor der Zuwendung für Schulen reserviert war kann nun für Waffen verwendet werden. Da stellt sich dann die Frage ob man Schulen oder Waffen finanziert hat. In Wirklichkeit ist alles aber noch viel komplizierter. Ich finde die Personalentsendung wichtiger, vor allem dann wenn diese mit einer Inlandsarbeit verknüpft wird. Das geht nur wenn man über Erlebtes in Afrika zu Hause erzählt und das mit unserer Lebenssituation und unserem Verbrauch von Begrenztem verbindet. Dazu benötigt man einen Stil der diese Ebenen wirkungsvoll verbindet, womit sich der Kreis zu meinem ursprünglichen Anliegen schließt.

Da ich momentan mit der Dropbox kämpfe und nach einem Versuch das Fragefenster, ob die Datei geöffnet werden soll, zu umgehen die links nicht mehr kontrollieren kann ob ein öffnen von einem anderen Computer auch funktioniert einen kurzen technischen Teil zu Kleinsolaranlagen an dieser Stelle. Link funktioniert wieder!

Nicht nur der Zugang zu sauberem Trinkwasser und sanitären Anlagen sondern auch der Zugang zu Licht ist eine wesentliche Komponente in der Armutsbekämpfung. In Uganda ist in den Ballungszentren ein Stromanschluss vorhanden der aber oft ausfällt und den sich nicht jeder leisten kann. Es gibt eine aus einfachen Mitteln niederschwellig hergestellte Öllampe, die als Beleuchtung dienen kann und es gibt Handys die eine Ledtaschenlampe eingebaut haben. Beides ist eher teuer, die Ölampe eventuell direkt (Feuergefahr) oder indirekt (Russ, Feinstaub) gesundheitsgefährdend. Die Geschäfte und reicheren Haushalte helfen sich bei Stromausfall mit einem Notstromaggregat. Insellösungen über einen Batteriepuffer sind laut meiner Recherche in Kampala im Hochpreissegment erhältlich in einer niedrigen Preisklasse habe ich nichts gefunden. Theoretisch wäre das aus einer Solarlösung mit Spannungswandler mit etwas basteln ableitbar. Bei uns findet man entsprechendes beginnend von einer Back-up Steckdose um gut  €40 die oft auch einen Überspannungsschutz und master slave Funktion (über einen Stecker andere schaltbar) beinhaltet (was man in Uganda weniger benötigen würde).
Eine meistens im Preis enthaltene Geräteversicherung würde für Uganda kaum gelten, bzw. gibt es dort "unsere" Versicherungsmentalität bzw. Schadenersatzmentalität in dieser Form (noch) nicht. Daraus könnte man eine gewisse wahrscheinlich unbeabsichtigte eurozentrierte Diskriminierung bzw. ein Handelshemmnis zu Ungunsten der Armen (Länder) ableiten, da man beim Kauf gezwungen ist für etwas zu bezahlen, was ich nicht beanspruchen kann.

Als Notbeleuchtung dienen oft Hänge oder Stehlampen mit mehreren Led(Flächen) die auch einzeln einzuschalten sind und die am Land auch von Straßenverkäufern vertrieben werden. Oft sind diese nur mit Batterien betrieben (keine aufladbaren Akkus) und oft funktionieren nicht alle Led(Flächen). Die aufladbaren Varianten haben meiner Erfahrung nach keine auswechselbaren Akkus und halten nicht lange.

Kleinsolarlösungen sind bei uns u.a. über Amazon (ev. arbeitsrechtliche Bedenken) oder Conrad erhältlich. Bei den Kleingeräten gibt es zahlreiche Angebote die aus der Campingecke kommen. Ein großes Angebot gibt es an Soarladegeräten über die man Standardakkus AA oder AAA aufladen kann. Etwas teurer sind oft die weniger flexiblen Geräte mit fest eingebauten AKKUS (Lithiumionen oder Metallhydrid). Alle diese Geräte haben den Nachteil, dass es keine Angaben über die Spannungsregelung beim Laden gibt, bzw. ein Laderegler oder Solarregulator fehlt. Dieser sollte vor falschem Stromfluss (fehlende Diode um Entladen bei wenig Sonne zu vermeiden), Tiefentladung und Überladung schützen.

genaueres unter https://www.dropbox.com/s/5jhp08ht4h45i6o/Solarmodule2.docx


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