Ziel des Bloggs

Dokumentation EZA Aktivitäten von Sven Schoderböck u. Sarah Namirembe in Kampala, Busia, Kayunga u. Luwero mit folgenden Zielen:
Armutsbekämpfung, Waisenhaus, Schulen, Abfall, Siedlungswasserbau; motivieren mitzumachen oder selber etwas zu versuchen
Kontoinformation Spenden: Bank Austria: Konto Nr.50293147800 (IBAN: AT70 1200 0502 9314 7800, BIC: BKAUATWW) Bitte Namen des Spenders angeben! Spenden
die nach Projektende eintreffen werden für eine Fortsetzung gesammelt bzw. nach Uganda bevorzugt für Maßnahmen im Waisenhaus überwiesen.

29.12.12

Regen, Verkühlung und weniger ist mehr

Eigentlich will ich nicht in Uganda über den Salzburger Schnürlregen Schreiben, aber dieser Vergleich bietet sich an. Eigentlich wollt ich heute gar nicht vor dem Netbook sitzen und bei einer Veranstaltung (Begräbnisfeier) von Sarahs Großvater dabei sein, die bis morgen Sonntag dauert. Heute sind die Vorbereitungen bei der Sarah auch anwesend sein muss. Das hätte mich mehr interessiert als die Veranstaltung am nächsten Tag.

Es ist der Regen der mich davon abhält. Es gibt in Uganda zwei Regenzeiten. Im Dezember ist normalerweise Trockenzeit, was zwar nicht völlige Niederschlagslosigkeit wie in anderen Regionen bedeuten sollte, sondern lediglich eine wesentlich geringere Niederschlagsmenge. Es hat in der ersten Woche noch keinen Tag gegeben an dem es nicht geregnet hat. Es ist  kein Schnürlregen, noch nicht; es ist aber auch nicht der gewohnte kurze intensive Tropenregen der kurz die Sonne verdunkelt um diese nach zwei oder drei Stunden wieder freizugeben. Es ist alles umgekehrt, statt Unterstützung bei Projekten zur Armutsbekämpfung aus den "eigenen Reihen" eine erhebliche Behinderung, statt Sonne Dauerregen.

Fast den ganzen Tag bewölkt und Regen und dazwischen einige wenige Stunden Sonne. Der Regenbogen ist ein häufiger Begleiter dieser Wettersituation; ich kann ihn aber nicht genießen. Es ist nicht warm genug um nasse Schuhe und Kleider ohne weiteres wegzustecken. Ich bin ziemlich verkühlt. Halsweh und Husten, leichtes Fieber, dann besser, dann gestern wieder schlechter. Nichts gefährliches, kein Malaria, keine andere Tropenkrankheit sondern eine typische leichte Verkühlung, die ich in Österreich üblicher Weise innerhalb von 3 Tagen wieder los habe. Hier ist diese äußerst lästig, ohne Salbeitee und ohne einfache Möglichkeit zu einem Arzt bzw. zu einer ärztlichen Bestätigung zu kommen.

Die geplante Reise am Montag in den Kayunga Distrikt um den Wasserbehälter aus Plastikflaschen den wir im Februar gebaut haben zu inspizieren, wird wenn nicht direkt so indirekt ins Wasser fallen; durch den Kampala Schnürlregen. Vielleicht wird diese Wetterkapriole zu einer Klimaerscheinung und vielleicht ist dieser Begriff dann tatsächlich gerechtfertigt. Ich habe über die zunehmenden Wetterkapriolen schon mehrfach geschrieben. Durch die Klimaerwärmung kommt es zu einer Veränderung der Regenzeiten und des ganzen Niederschlagsregimes, wodurch eingespielte landwirtschaftliche Produktionszyklen verändert werden, im sehr negativen Sinne wenn eine Regenzeit aus bleibt. In einem Land mit einem Subsistenzlandwirtschaftsanteil laut Statistik von über 90% ist das eine erhebliche Verschlechterung der Ernährungssicherheit.

Entsprechend fragile Systeme reagieren auf Störungen sehr empfindlich. Dabei geht es gar nicht um den Gesamtniederschlag pro Jahr, es geht um die Niederschlagsverteilung wobei sich nicht nur eine Veränderung in Richtung Schnürlregen ergibt sondern auch in Richtung Starkregen mit den bekannten negativen Auswirkungen auf den Boden (Überflutung, Erosion, verminderte Grundwasserneubildung).

Vorgestern habe ich mit Sarah eine Slumregion in Kampale besucht, die bei Regen unter Wasser steht. Die Leute können sich keine besseren Unterkünfte leisten und sind so Retentionsraum für die Bodenversiegelung der Reichen auf den Hügeln Kampalas, die das Wasser ohne Rückhaltewirkung ableiten. Schlimmer noch, diese Leute sind die Müllkippe für den zu hohen Klimagasausstoß aller Reichen der Welt. Die Eltern können unter Tags nicht zu Hause sein, da sie arbeiten müssen um die Kinder zu ernähren. Die Eltern können sich gegen die gesellschaftlichen Verhältnisse, die Ihre Armut mit bedingen  nicht zur Wehr setzen. Die Kinder können sich gegen diese Verhältnisse schon gar nicht zur wehr setzen. Sie werden lediglich damit konfrontiert und ertrinken. Wirklich blöde Eltern, hätten den Kindern doch schwimmen lernen können, oder statt Essen zu kaufen ein Dreierstockbett besorgen können auf das man klettern kann, wenn einem sprichwörtlich das Wasser bis zum Hals steht. Jean Ziegler hätte gesagt "Diese Kinder sind ermordet worden", nicht von den nachlässigen Eltern (die man in einigen Fällen nicht ganz aus der Verantwortung nehmen wird können) sondern von Strukturen, die diesen Kindern keine Chance geben.


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