Ziel des Bloggs

Dokumentation EZA Aktivitäten von Sven Schoderböck u. Sarah Namirembe in Kampala, Busia, Kayunga u. Luwero mit folgenden Zielen:
Armutsbekämpfung, Waisenhaus, Schulen, Abfall, Siedlungswasserbau; motivieren mitzumachen oder selber etwas zu versuchen
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die nach Projektende eintreffen werden für eine Fortsetzung gesammelt bzw. nach Uganda bevorzugt für Maßnahmen im Waisenhaus überwiesen.

04.12.12

Fortsetzung in Uganda folgt bald


Ich bin seit März wieder in Österreich. Der Blogg wird und eine Fortsetzung in Uganda finden. Der Flug ist gebucht. Das ist die gute Nachricht. Es hat einige Probleme in der Vorphase gegeben, es werden sich keine 4,5 Kleinprojekte zur Armutsbekämpfung wie beim letzten Mal ausgehen. Vielleicht werden es nur einige kleinere Maßnahmen beim Waisenhaus Oasis sein. Ich setze mich selber nicht mehr so unter Druck wie beim letzten Mal. Es ist wieder in der Vorphase nicht alles nach Wunsch gelaufen.  Die zahlreichen Steine die mir in den Weg gelegt wurden möchte ich aufarbeiten. Es sind wieder die "eigenen" Leute oder Strukturen, die "wir" geschaffen haben, die Probleme verursachen. Ich setze  mir das Ziel aus einem (meinem) Einzelfall Hypothesen aufzustellen die Aussagen über Entwicklungen in der Gesellschaft zulassen (induktives Verfahren). Anders, zynisch und selbstkritisch formuliert. Ich bin auf einiges ziemlich sauer und mit einer Begründung tut man sich leichter!

 

Ich stelle mir eine Frage, die nicht Hauptinhalt des Blogs sein soll, die sich aber bei meinen globalen - gesellschaftlichen induktiven - Ausschweifungen öfters finden wird.

 

Sollte man wenn die Armutsbekämpfung das Ziel ist nicht auch den Reichtum bekämpfen um dieses Ziel zu erreichen. Mit Kampf ist Einsatz für grundlegende Strukturveränderungen gemeint. Kampf hat in diesem Kontext nichts kriegerisches an sich. Warum ich das extra erwähnen muss, was eigentlich selbstverständlich sein sollte werde ich später noch ausführen.

 

Mit dem sehr teuren Flug hätte es anders kommen sollen. Der Flug sollte zuerst von Uganda nach Wien und von Wien wieder zurück nach Uganda gehen. Ich habe Sarah eingeladen. Nachdem sie zwei Mal freiwillig bei Projekten mitgemacht hat, wäre das eine nette Gegeneinladung gewesen, bei der wir über Projekte sprechen hätten können und es wäre für Sie eine Weiterbildungsmöglichkeit gewesen. Es ist nun anders. Ich muss hinunter fliegen zu einem Zeitpunkt wo die Flüge extrem teuer sind weil viele (reiche) die kalte dunkle Weihnachtszeit nützen wollen um in äquatoriale Regionen auszuweichen. Die sich immerhin für die Affen interessieren sind dabei noch die besseren, ist das doch um einiges besser als nur in der Sonne zu liegen und gut zu essen. Jene die sich um die Menschen kümmern wollen zahlen drauf.

 

Sarah bekommt kein Visa. Verpflichtungserklärung meinerseits, Krankenversicherung, Flugreservierung, alle möglichen Dokumente. Alles richtig abgegeben. Sie bekommt kein Visa. Es ist vielleicht der fehlende Gehaltszettel, der nach Fremdenpolizeigesetz gar nicht nötig ist. Ich schreibe ein Mail das diesbezüglich aufklären sollte. Sie hat freiwillig in der Armutsbekämpfung gearbeitet obwohl sie selber arm ist. Sie hat es zum Teil ohne Geld getan. Das ist für unser System verwerflich. Sie bekommt kein Visa. Sie muss angeben ob sie ein Auto einen Grund oder einen anderen Besitz hat. Sie geht 7 oder 8* hin und wird immer nur vertröstet. Sie bekommt kein Visa. Das hingehen ist nicht so wie in Wien, wo man das in 3 Stunden abwickeln könnte. Das hin gehen kostet fast den ganzen Tag. Ich schreibe weitere Mails und bekomme keine Antworten, oder Antworten, die erkennen lassen, dass sich niemand wirklich mit den Umständen  auseinandergesetzt hat. Sie bekommt kein Visa. Da Skype nicht funktioniert, da das neue Bank Austria Onlinebanking eine Vorlagenreferenznummer trotz Ausbessern falsch weitergeleitet telefoniere ich zum teuren Tarif, auch zur zuständigen deutschen Botschaft in Kampala. Es ist verlorene Energie und Zeit. Man wird hin gehalten. Man bekommt Floskeln zu hören. Sie bekommt kein Visa. Sie muss wieder Fragen beantworten ob sie Vermögen oder ein Auto hat. Nein sie ist nicht reich, wird aber trotzdem zurückkommen und Ihre Freiwilligenarbeit weiter machen. Ich will dass die Kinder im Waisenhaus etwas zu Essen haben Sarah auch. Dafür muss sie zurückkommen. Oder will sich die deutsche Botschaft darum kümmern. Das ist ein anderes Thema sagt die Dame auf der Botschaft. Wie sie persönlich dazu steht ist auch kein Thema, sagt die Dame auf der Botschaft. Da gibt es Regeln. Es ist aber auch keine Regel - oder Autoritätsgläubigkeit, denn sogar das Fremdenpolizeigesetz ist humaner. Die Kriterien sind erfüllt. Eine andere Dame sagt, sie kenne das österreichische Gesetz zu wenig. Bei der anderen anderen Dame weiß ich nicht ob sie das Gesetz nicht kennt oder ob sie mein Mail nicht gelesen hat. Ein Herr sagt zu Sarah nach dem ganzen sie solle nur mehr das payslip bringen. Sarah hat das auch alles schon mehrfach erklärt mit dem unbezahlten, solidarischen, altruistischen, vielleicht auch anders, ich kann sie nicht fragen weil das telefonieren so teuer ist und weil sie die Nachrichten an mich über eine Facebookhandyfunktion schickt mit einem Handy bei dem es noch keine fixe Tastatureingabe sondern Tasten mit einer Dreifachbelegung gibt. Die Dame meint auch Adis Abeba ist zuständig, von dort bekommt sie den Bescheid. Wer jetzt die Ansprechperson bzw. Entscheidungsträger ist, weiß sie nicht, oder kann sie mir nicht sagen. Sie darf mir nicht alles sagen weil Sarah ja den Antrag gestellt hat. Sarah hat mir gesagt dass ihr jemand gesagt hat, dass wenn ich anrufe ich a. durchkomme weil nur inländische Nummern aufs Band kommen und b mir wer was sagt, weil ich Ausländer (aus ugandischer Sicht) bin aber nicht sehr Ausländer als Österreicher auf deutschem Territorium in Uganda. Eigentlich sollte einem Auffallen dass dieses Denken in Ländergrenzen ziemlich sinnlos und ungerecht ist. Es fällt keinem auf, aber das ist ein grundlegendes Problem und ich will nicht jetzt abschweifen.

Es gibt Tränen weil angeblich Prostituierte das Visa bekommen andere aber nicht. Wenn sie wissen was sie erwartet ist das Bekommen nicht das große Problem, das nicht bekommen im anderen Fall aber schon. Ich warte, Sarah wartet. Ich schreibe wieder ein Mail, Sarah geht wieder auf die Botschaft. Sarah bekommt kein Visa. Ich solle alle 3 Tage beim Reisebüro anrufen weil man den Flug verlängern muss, bald nicht mehr verlängern kann. Ich habe glaube ich schon alle Damen im Reisebüro kennen gelernt, weil immer jemand anderer dran ist.

Kenia die vorher zuständig waren haben ganz am Anfang ein falsch adressiertes Mail an einem Samstag weitergeleitet. Es ist nicht ganz so wie bei Kafka, vielleicht auch weil ich ihn nie kognitiv erfasst sondern nur gefühlsmäßig eine Verwandtschaft entdeckt habe, die tröstet weil das dargestellter noch sinnloser und trister ist. Vielleicht steckt in der aktuellen Situation ein Unterschied dem eine Strategie zugrunde liegt. Das Schloss ist eine Festung die den Reichtum vor der Armut schützen soll. Die Festung hält auch jene ab, die den Grund für die Festung, die Armut bekämpfen wollen, so lange bis sie selber arm sind. Wir brauchen höhere Festungen weil es mehr Arme gibt. Das ist ein Versuch das hinterlassene sinnlose und leere Gefühl kognitiv irgendwie zu erfassen. Ich kann jetzt persönlich bei der Botschaft fragen warum die deutsche Botschaft EZA Kleinprojekte blockiert und Entwicklungschancen verbaut.
Vielleicht sollte ich einige Kinder mitnehmen.
 
Es stand in meinem Blog ein Eintrag dass Sarah keine Terroristin ist, dass sie nicht daran denkt die deutsche Botschaft zu vergasen, dass Sie sich nicht einmal traut einen zu lassen weil sie neben den anderen wartenden nicht unangenehm auffallen will. Plötzlich habe ich bei meinem Blogg die vierfache Anzahl an zugriffen, alle aus Nordamerika und Kanada. Das gibt mir zu denken! Es gibt neben der "Festung" Europa noch einen weiteren Grund um kein Visa zu erteilen! Das Eine ist die Aufrechterhaltung des Reichtumsgefälles die geschützt wird, obwohl die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der Reichen an dieser Asymmetrie wesentlich Mitschuld sind. Das zweite ist der Terrorismus. Eigentlich sind es Komponenten die eng miteinander vernetzt sind und der Terrorismus bzw. die Maßnahmen dagegen sind auch als Vehikel zu lesen  um ungerechte Strukturen die eine Basis für den Terrorismus sind zu vertiefen.

Diese Systemzusammenhänge sind auf wissenschaftlicher Ebene und in der Friedensbewegung unumstritten. Da gibt es Formulierungen wie "der Kampf gegen den Terror als Gefahr für den Weltfrieden", die über das Ziel hinaus schießen, die aber Syystemzusammenhänge sehr gut auf den Punkt bringen.. Im politischen Handeln haben entsprechende Erkenntnisse noch kaum Einzug gefunden, auch nicht in einer weniger radikalen Ausformulierung. Die Aufmerksamkeit die dem Terrorismus zukommt macht dem Terrorismus erst sinnvoll. Wenn man mit so wenig Ressourceneinsatz so viel Aufmerksamkeit der führenden Mächte erregen kann wird es immer Gruppen geben, die diese grundlegende systemische Schwäche ausnutzen. Das ist die erste Ebene warum der Kampf gegen den Terror wie er geführt wird dem Terror dient. Das zweite Argument ist komplexer, ich habe es schon angesprochen. Die Kollateralschäden der Terrorbekämpfung bewirken, dass Strukturen des Ungleichgewichts die eine Basis für Terror sind verstärkt werden. Jetzt bin ich beim Punkt. Sarah bekommt auch unter dem Titel der Terrorbekämpfung kein Visa da die entsprechende Zurückhaltung auch terrorangstedingt ist; obwohl sie bzw. wir eine Welt wollen in dem es weniger Terror gibt. Ein weiterer Grund ist trivialer. Niemand nimmt sich die Zeit mit solchen Hintergründen auseinander zu setzen. Da gibt es wahrscheinlich eine Liste auf der Botschaft und auf der Liste fehlt ein Punkt. Was dahinter steckt ist uninteressant. Da benötig es engagierte Einzelpersonen, die das Gesetz das hinter der Liste steht richtig anwenden. Das ist das was mich besonders schockiert. Das Fremden(un)recht wird immer stenger und die Leute die es anwenden machen es noch schlimmer. Die die den Terror an der Basis bekämpfen werden mit der Terrorbekämpfung mit bekämpft. Leider ist es mir zu blöd gegen die Terrorbekämpfung friedlich zu kämpfen um gegen der Terror zu kämpfen aber ich hoffe, dass sich andere damit unbeliebt machen.
 

Tatsache ist dass ich trotz zahlreicher Interventionen keine institutionelle externe Unterstützung für meine Kleinprojekte bekommen habe; nach meinen letzten Projekten trotz gegenteiliger Versprechungen meine Aufträge und damit meine damalige Arbeit verloren habe, damit auch die teilweise steuerliche Absetzbarkeit nicht geltend machen kann. Jetzt bin ich als Arbeitsnehmer auf mein persönlich verdientes Geld ohne Absetzungsmöglichkeit angewiesen. Der ganze Ärger im Vorfeld, der Zeit und - Geldverlust lässt keine großen Sprünge mehr zu. Ich Frage mich manchmal warum ich nicht einfach wie alle anderen Urlaub mache und mir die Affen anschaue, anstatt mir über die Menschen Gedanken zu machen.
 

Vielleicht sollte man auch die positiven Seiten sehen, auch wenn diese noch so klein sind. Die Bank Austria (die für eine Überweisung nach Uganda 14€ verlangt (+10 $ Barclays in Uganda)) hat mir 13 € gutgeschrieben weil die Onlineüberweisung nicht geklappt hat und die Reparatur meiner Kamera, die den afrikanischen Verhältnissen nicht gewachsen war ist auf Garantie erfolgt.

 
Es gibt noch eine gute Nachricht. Robert der sich um das Waisenhaus Oasis kümmert kann sich nach seinem Unfall wieder besser bewegen. Wenn der Weiterbau der Schule in Busia nicht möglich oder sinnvoll ist werde ich mich auf Oasis beschränken und die anderen Projektstandorte nur besuchen. Der Vorsatz ist wie mein letzter Aufenthalt gezeigt hat schwer einzuhalten, weil es so viel zu tun gibt. Ich bin aber durch die vielen unnötigen Probleme ziemlich ausgelaugt und war mehrmals knapp davor aufzugeben. Eine positive Erfahrung beim letzten Aufenthalt war, dass diese Ängste und Probleme mit der Landung in Uganda verschwunden waren. Es gab immer eine sinnvolle konkrete Aufgabe weit entfernt von der sinnlosen und aufreibenden Visaverweigerung .

Meine Spendenkontonummer ist unter dem Blogkopf. (Es sind alle Informationen vorhanden um auch Überweisungen aus Kanada oder der USA zu ermöglichen! Es gibt auch eine Kommentarmöglichkeit.)
Ich möchte nach einer Woche etwas ergänzen.
Meine Vermutung dass die Zugriffe auf den Blog sich deshalb vervielfacht haben weil das Wort Terror vorkommt hat sich vehärtet. Die Zugriffe sind mit konstanten zeitlichen Abständen. Überwiesen haben die Kanadier und die Amerikaner trotz der vielen Zugriffe auch nichts, obwohl ich erklärt habe dass ich über die Armutsbekämpfung auch den Terror bekämpfe und meine Kontonummer auch international erreichbar ist. Noch etwas, die meisten Zugriffe habe ich von einer konsumorientierten lifestyleseite, die mit Lifestylebloggs Werbung machen wollen um so Geld zu verdienen.

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