Ziel des Bloggs

Dokumentation EZA Aktivitäten von Sven Schoderböck u. Sarah Namirembe in Kampala, Busia, Kayunga u. Luwero mit folgenden Zielen:
Armutsbekämpfung, Waisenhaus, Schulen, Abfall, Siedlungswasserbau; motivieren mitzumachen oder selber etwas zu versuchen
Kontoinformation Spenden: Bank Austria: Konto Nr.50293147800 (IBAN: AT70 1200 0502 9314 7800, BIC: BKAUATWW) Bitte Namen des Spenders angeben! Spenden
die nach Projektende eintreffen werden für eine Fortsetzung gesammelt bzw. nach Uganda bevorzugt für Maßnahmen im Waisenhaus überwiesen.

30.12.12

Slumkind bitte lerne schwimmen



Vorgestern habe ich mit Sarah eine Slumregion in Kampala (Bwayise) besucht, die bei Regen unter Wasser steht. Die Bewohner können sich keine besseren Unterkünfte leisten und sind so Retentionsraum für die Bodenversiegelung der Reichen auf den Hügeln Kampalas, die das Wasser ohne Rückhaltewirkung ableiten. Schlimmer noch, diese Leute sind die Müllkippe für den zu hohen Klimagasausstoß aller Reichen der Welt. Die Eltern können während des Tages nicht zu Hause sein, da sie arbeiten müssen um die Kinder zu ernähren. Die Eltern können sich gegen die gesellschaftlichen Verhältnisse, die Ihre Armut mit bedingen  nicht zur Wehr setzen. Die Kinder können sich gegen diese Verhältnisse schon gar nicht zur wehr setzen. Sie werden lediglich damit konfrontiert und ertrinken. So einfach ist das! Wirklich unverantwortliche Eltern, hätten den Kindern doch schwimmen lernen können, oder statt Essen zu kaufen ein Dreierstockbett besorgen können auf das man klettern kann, wenn einem sprichwörtlich das Wasser bis zum Hals steht. Jean Ziegler hätte gesagt "Diese Kinder sind ermordet worden", nicht von den nachlässigen Eltern (die man in einigen Fällen nicht ganz aus der Verantwortung nehmen wird können) sondern von Strukturen, die diesen Kindern keine Chance geben.

Im Slum gibt es eine wunderschöne kleine Oase mit dichtem Grün und hoher Artenvielfalt. Wir sehen Häuser die unter Wasser stehen und in denen der Müll schwimmt. Die Oase ist dazu der Kontrast der nicht in diese Tristesse passt, der dieser Tristesse einen Kontrapunkt gibt und diese dadurch klarer werden lässt. Wir haben uns schließlich verirrt. Ich deute in eine Richtung, Sarah in eine Andere. Ein kleiner Junge erscheint plötzlich auf der Bildfläche, keine vier Jahre alt, gestikuliert mit den Händen, deutet in verschiedene Richtungen und spricht dabei Wörter die ich nicht verstehe. Sarah lacht und erklärt mir, dass das die umliegenden Ortsteile sind. Das Kind deutet und erklärt weiter, mit einer Freude, Energie und auch einem Stolz etwas zu wissen und das weitergeben zu dürfen. Ich denke unwillkürlich "Junge lerne schwimmen, bitte lerne schwimmen". Sarah stellt ihm eine Frage, worauf er zu einer entfernten Hütte deutet, vor der eine ältere Frau sitzt. Ich muss einen verwirrten Eindruck gemacht haben, denn das Kind fängt darauf hin, mit einem leicht vorwurfsvollen Blick und ausladender Gestik  neuerlich an die umliegenden Ortsteile zu erklären. Wir gehen. Nach einer Schweigeminute frage ich Sarah was sie auf Luganda gefragt bzw. was das Kind geantwortet hat.  Es war die Frage nach der Mutter des Kindes. "Es gibt nur mehr die Großmutter" war die Antwort, die ich schon erahnt habe.

 Kind ich bitte dich dringend darum, lerne schwimmen, lege den Sumpf in dem du lebst trocken, lerne nicht nur die benachbarten Ortsteile kennen, schwimme über den großen Teich und lerne die Strukturen kennen, die verhindern dass Sümpfe trocken gelegt werden; zeige auch den Mächtigen dieser Welt den Weg.
Ich bleibe stehen. Letztes mal ist sich mehr ausgegangen. Letztes mal gab es mehr Zeit in der Vorbereitung und Ausführung. Letztes mal gab es nur keine Hilfestellung von den Großen und noch keinen Widerstand, wie in diesem Fall bei der Visaverweigerung durch die deutsche Botschaft. Wir stehen. Sarah weiß was ich denke. Ich sage schließlich laut Scheiße und gehe weiter. Sarah versteht nicht nur weil sie zwei Deutschkurse am Goetheinstitut in Kampala besucht hat. Sie hätte es auch so verstanden. Jeder hätte es verstanden. Wer hat diese Strukturen geschaffen, dass man nicht verstehen darf?
(Randbemerkung: Sümpfe im ökologischen Sinne trockenzulegen ist keine gute Lösung da dadurch Retentionsraum und wertvoller Lebensraum zerstört wird. Das mit zu kommunizieren hätte von der Kernaussage abgelenkt.)

Bei meinem Spendenkonto gibt es diesmal gar keine Bewegungen; es ist oben eingeblendet. Das macht mich auch deshalb etwas traurig, da es nicht nur um das Geld an sich geht, sondern um eine Solidaritätsbekundung. Um die Armut erfolgreich zu bekämpfen muss man auch in den Köpfen der "Reichen" etwas verändern. Der kleine Junge aus dem Slum wird das ohne Hilfe kaum schaffen. Die Veränderung muss dort erfolgen wo ein Handlungsspielraum vorhanden ist.

Der Besuch der Wasserbehälterbaustelle im Kayunga Distrikt wird sich nicht ausgehen. Ich habe Steven bereits abgesagt. Wir werden vor der Schulbaustelle in Busia den "Garten" besuchen. Die Visaverweigerungsgeschichte ist wie ein Stachel im Fleisch. Ich habe gerade wieder ein Mail geschrieben. Es muss mir gelingen, das in der nächsten Woche auszublenden, da es unmittelbareres gibt.

Die nicht einmal drei Wochen sind kurz. Ich hätte gerne mehr Zeit im Waisenhaus verbracht, ohne gestrafftem Programm. Einfach da sein und Matoke rühren oder einen gefahrenfreien Versuch unternehmen Brennholz zu hacken. Den Kindern bzw. Jugendlichen kann ich dabei irgendwie nicht zuschauen; sie stehen barfuß auf dem Holzscheit und hacken zum Fuß. Ich will sie dabei nicht unbedingt durch Fotographieren ablenken.

 Die Verkühlung hat mich etwas gebremst. Es gibt weitere kleinere Probleme, die dazugehören. Mein zweiter Photoapparat ist wieder kaputt. Diesmal offensichtlich endgültig. Ich kann ihn nur mehr zum Aufladen der vier Akus verwenden. Ich habe extra darauf geachtet, dass es exakt die selben Akutypen sind. Ich kann auch alle bei der neuen Kamera verwenden, nur das Laden geht mit der neuen nur manchmal. Nicht mit dem Universalladegerät, nicht mit dem Netbook nicht mit dem Solarladegerät. Die Probiererei kostet Zeit. Bei meinem Blog an dem ich gerade schreibe kann ich mich manchmal nicht anmelden. Das Geld ist zwar noch nicht am Konto aber überweisungstechnisch hat der Onlinebankingübertrag  von meinem Bank Austria ´Konto zur Barclays Bank in Uganda geklappt. Sogar das Sicherheitskennwort habe ich auf mein 2 sim handy bekommen. Allerdings war das Handy dann auf das österreichische sim umgestellt und ich habe das erst später entdeckt und bei den Anrufen ist es nicht erkennbar ob ich mit dem billigen ugandischen Sim oder mit dem teuren Österreichischen Orangesim telefoniere. Beides funktioniert gleich gut. Das ist eine Ambivalenz. Der Zugang zu sanitären Anlagen liegt im Länderschnitt unter 50% jener von sauberem Trinkwasser etwas darüber. Es ist aber gut möglich dass ich einer Agrarzone wo es praktisch keine Infrastruktur gibt mit meinen österreichischen Sim zum Nachbardorf telefonieren kann. Trotzdem ist, wie schon mehrfach beschrieben das Handy kein Statussymbol sondern ist oft die einzige Möglichkeit erreichbar zu sein und Geld abzuheben, da der Zugang zu einer echten Bank und einer echten Postadresse den meisten verschlossen ist. Der Facebook bzw. Internetzugang ist über das Handy darüber hinaus niederschwellig. Wichtige Informationen über z.B. Marktpreise können abgerufen werden, was in einem neoliberalen System wiederum die Gefahr birgt dass die Nahrungsmittel dort hin wandern wo das Geld ist und nicht dort bleiben wo hungrige Mäuler zu stopfen sind.

Sarahs kleiner Verkaufskontainer sollte noch vor meiner Abreise fertig werden. Die Standortsuche ist auch im Gange. Es ist sicher nicht einfach damit Geld zu verdienen. Ich werde Ihr einen teil meiner Ladegeräte da lassen, damit sie neben Handy laden, Akku und Notbookladen anbieten kann, zum Teil bei ausgefallener Netzspannung. Der Bedarf wäre da, sinnvoll wäre es auch. Ohne einer gewissen Bekanntheit einem größeren Einzugskreis und einem begleitenden Projekt "Akus statt Batterien" wird das eine Nische bleiben. Erfreulich ist dass bei der installierten Solaranlage bis zu drei Handys aus der Nachbarschaft gleichzeitig aufgeladen werden und so auch etwas Kleingeld (Kleingeld auch für ugandische Verhältnisse) hereinkommt. Bei obligatorischem Stromausfall könnte man sogar etwas mehr verlangen, da dann Alternativen fehlen. Ein Österreichplatzerl im Kontainer wäre eine Option. Produkte von Oasis anzubieten ebenfalls. Sarah hat schon einmal bei einem Kontainer gearbeitet, bzw. Sachen verkauft. Diesen selber zu betreiben ist allerding schwieriger. Lieber wäre es mir gewesen es hätte sich im EZA Bereich eine Chance eröffnet. Ein strukturelles Problem ist dass die Platzmiete an guten Plätzen teuer ist. Die Grundstücksbesitzer verdienen mit ohne viel dafür zu tun.

Vielleicht ist das mein letzter Eintrag vor meiner Abreise in den "Garten", da wir dann zuerst nach Butaka reisen wollen und von dort zur Schulbaustelle in Busia. Wir werden zum teil auf Boda Boda angewiesen sein und möchten das Gewicht so weit wie möglich reduzieren. Da wird das Netbook wahrscheinlich zurückbleiben und die Verbindungen in den Internetkafees Busias sind ein Glücksspiel. In Butaka ist ein Treffen mit Josef geplant. Dann sollte es zur Baustelle nach Dabany Busia gehen. Ich bin damit das dritte mal dort; Sarah das vierte mal. Wir müssten dann dringend ein "Proposl" "nachschießene" damit die Schule fertig wird, oder die Kirche schafft die Finanzierung aus eigener Kraft, oder ich kann einen Spender finden, oder wir bauen nächstes Jahr weiter. Ich weiß nicht ob Uganda in einem statischen Parameter noch immer Weltrekordhalter ist, es gibt wichtigeres zu tun als Statistiken nach zu recherchieren. Meine letzte Recherche vor ca. 2 Jahren hat gezeigt, dass der Anteil an Personen unter 15 Jahren mit über 50% an der Gesamtbevölkerung Weltrekord ist; in Österreich sind es gerade einmal 16%. Mit 15 Jahren gehört man in Uganda zum älteren Teil der Bevölkerung. Der jüngere Teil sollte in die Schule gehen. Die Älteren im anderen Fall sollten nicht "abgeschoben" werden müssen. Die Bevölkerungspyramiden beider Länder stimmen nicht. Beide zusammengenommen würden ein wesentlich besseres Bild ergeben. Es sollte nicht so sehr in Länder - und Reichtumsgrenzen gedacht und gehandelt werden. Man kommt aus verschiedenen Blickwinkeln immer zu dem selben Ergebnis.

Ich bin in Dabany Busia. Die Schule macht Forschritte. Die Baustelle wird insgesamt eineinhalb Wochen laufen, die letzten Tage, leider ohne uns, da wir wegen der Visaangelegenheit und wegen Sarahs Kontainer zurueck muessen. Es wird beim kleineren Block ein Stahlbetonring ueber den Fenstern angebracht, ausserdem gibt es zwei Fuhren Ziegel die verbaut werden. Gestern habe ich noch teurere Belueftungsziegel finanziert muss aber jetzt die finanzielle Notbremse ziehen, da die Finanzierung diesmal alleine an mir haengen bleibt. Ich hoffe es ist wenigstens am Spendenkonto etwas eingelangt. Heute steht noch ein Kurzbesuch bei der abfallwirtschaftlichen Organisation Yes am Programm. Auch Sarahs Verkaufskontainer ist fertig und 3 potentielle Standplaetze stehen zur Auswahl. Lediglich bezueglich Visa bewegt sich nichts.

1 Kommentar:

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