Ziel des Bloggs

Dokumentation EZA Aktivitäten von Sven Schoderböck u. Sarah Namirembe in Kampala, Busia, Kayunga u. Luwero mit folgenden Zielen:
Armutsbekämpfung, Waisenhaus, Schulen, Abfall, Siedlungswasserbau; motivieren mitzumachen oder selber etwas zu versuchen
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die nach Projektende eintreffen werden für eine Fortsetzung gesammelt bzw. nach Uganda bevorzugt für Maßnahmen im Waisenhaus überwiesen.

20.02.12

Abschlussessen Kayunga, Verwandtenbesuch Sarahs Subsistenzlandwirtschaft

Der Tank ist fertig,  fast fertig. Der Anschluss an die Dachrinne ist getestet und funktioniert. Außen ist er glatt und sieht aus wie ein frisch gebackener Riesenkuchen. Von den Flaschen ist nichts mehr zu sehen. Den Dachrinnenanschluss hätte ich mir länger gewünscht. Ein miterfassen der Klasseneingänge hätte Synergie Effekte gebracht, auch die nutzbare Höhe ist mit 1,67 etwas niedriger als ursprünglich veranschlagt. Es sind noch Endarbeiten im Bereich des Wasserauslasses (kleiner Auslassvorbau, Drainage) nötig die kurz vor der endgültigen Inbetriebnahme in 2 bis 3 Wochen erfolgen soll.

Ich bin mir sicher, dass der Behälter funktionieren wird und zu einer Entlastung der prekären Wassersituation beitragen wird können. Besonders wichtig, auf das möchte ich an anderer Stelle noch genauer eingehen, war die Einbettung in ein größeres Ganzes vor allem was die Teilnahme der Personen (Eltern, Schüler) anbelangt. Das hilft die Akzeptanz zu erhöhen. Es ist Ihr Behälter und es ist auch mein Projekt  das ich finanziert und bei dem ich mitgeholfen habe. Das erzeugt auch Glaubwürdigkeit bei der Kommunikation in der Inlandsarbeit und man hat das Gefühl etwas Sinnvolles gemacht zu haben.

Die Plastikflaschenbauweise für Wasserbehälter ist aus diesem Blickwinkel nachahmenswert und kann ihren Platz in der Anwendung umweltfreundlicher verfügbarer Technologien finden. Die Bauweise wird aus meiner Sicht die überall anzutreffenden Stahlblechbehälter oder die bautechnisch ausgereiften Ferrozementbehälter  u.a.  auf Grund des Gesamtmaterialverbrauches und des Arbeitsaufwandes nicht in einem großen Ausmaß verdrängen können. Ich habe im praktischen Bereich viel dazu gelernt und den ganzen Ablauf dokumentiert.

Bei den Kindern ist die Solarspinne die in der Sonne zu vibrieren anfängt der Wasserball und hoffentlich die Schulstunde gut angekommen. Süßigkeiten zu verteilen ist keine gute Idee, da abgesehen von der nicht andauernden Wirkung sofort ein riesen Gedränge entsteht. Das Bilden einer Reihe würde zwar funktionieren, wäre aber das Verteilen von Süßigkeiten ist nichts wofür eine Reihe gebildet werden sollte. Schwer zu formulieren warum! Ich empfinde es als erniedrigend, als vermeintlich noble Geste die in Wirklichkeit an den ungerechten Reichtums und Machtverhältnisse nichts ändert. Das Bild anstehender Kinder mit großen Augen die auf ein Zuckerl warten erzeugt genau das Gegenteil ein Festschreiben von Asymmetrien.

Mit dem Netbook ist es ambivalenter. Viele Kinder glauben, dass das ein kleiner Fernseher ist. Das bewegen des Mauszeigers muss erst geübt werden. Das Problem ist ähnlich wie bei den Süßigkeiten. Es bildet sich sofort eine Traube von Kindern. Ein Computer würde außerdem für 600 Kinder nicht ausreichen. Schade, denn da wäre Potential und vor Allem ein riesiges Interesse vorhanden. Ob Computerwissen Kindern hilft, die in einer Subsistenzlandwirtschaft aufwachsen, ist eine weitere Frage. Da bin ich realistisch. Einigen nicht, anderen schon. Es gibt auch Lernprogramme zur Landwirtschaft. Es gibt Datenbanken „Bioinfonet“ und ähnliche die im ländlichen Bereich in Tansania in Form eines Internetfähigen Computers als Mittelpunkt und als Basis für einen Erfahrungsaustausch über biologische Landwirtschaft (eine andere ist bei geringer Finanzkraft ohnehin nicht möglich) dienen.

Am Freitag habe ich noch einmal Bier und Kracherl (sagen hier Soda dazu, meinen aber Cola, Sprite und anderes großindustrielles im Geschmack süßes, in der Sinnhaftigkeit nicht) gekauft. Es gibt übrigens ein Pfandsystem bei den Glasflaschen. Wie das genau funktioniert habe ich allerdings nicht herausgefunden. Meine derzeitige These ist, dass man, so ist es zumindest beim Bier, die Flasche wieder ins selbe Geschäft bzw. Lokal zurückbringt und der Pfand ausgehandelt werden kann.

Wir brauchen auch Hühner für das Essen. Ich nehme wie gewohnt den Weg Richtung Hauptstraße. Dort gibt es die Geschäfte. Falsche Richtung! Es geht zu einem Haus wo es mehr Hühner gibt als die Hand voll die überall dazu zu gehören scheinen. Vier Hühner werden gekauft, lebend zu einer Kochstelle neben den Schule gebracht, und…; ein guter Grund Getränke zu holen; zurückgekommen waren sie schon im Kochtopf. Mein Kombiwerkzeug bei dem auch ein Flaschenöffner dabei ist wird kaum verwendet, da viele noch gute Zähne haben.

Ein Mädchen mit einem Neugeborenen sitzt im Hintergrund und wird von drei Freundinnen bearbeitet; ihre Haare werden geflochten. Das scheint lange zu dauern. Zwei Stunden später sieht sie noch immer genauso aus wie vorher, was auch meinem ungeschulten Blick für so etwas zuzuschreiben sein könnte. Es ist, sollte es jemand genauer wissen wollen alles mit der Kamera fest gehalten. Die Ladys wollten es so. Zu dem Zeitpunkt war auch die Gummidichtung vom Objektiv noch drinnen und meine große Speicherkarte noch intakt. Das aber ist eine andere Geschichte.

Zurück in der Unterkunft wird gepackt, denn es geht am Samstag gut 30 Meilen in den Nachbardistrikt. Sarah verbrennt den Müll hinter dem Haus. Ich bin leicht verstimmt, weil sie weiß dass das für mich interessant ist. Sie hat nicht daran gedacht weil es irgendwie zum Tagesablauf dazu zu gehören scheint und wir nehmen ja auch nicht automatisch Besucher mit wenn wir mit den Vorsortierkübeln raus gehen. Ich gebe meine deutsche Beschreibung, vom verschenkten Handy dazu, zu dem noch glimmenden Haufen.

Am nächsten Tag früh raus. Wir warten auf einen Kleinbus der uns direkt in den Garten bringen sollte. Mit Garten ist die landwirtschaftliche Fläche gemeint, bei der Sarahs Familie mitwirkt. Wie sie rausgefunden hat, dass es eine direkte Verbindung gibt und wie sie es erreicht hat, dass wir mit unseren schweren Taschen vom Haus abholt, ist mir nicht klar. Wir warten. Mein Blick fällt auf eine halb niedergebrannte Handybeschreibung Swissmade (mit Solarrückwand Taschenlampe und Radio, baustellenfest und das besonders tolle daran mit sonst nichts unnötigem). Wir warten. Telefonate, Umdisponieren. Ich will nicht 2 km BodaBoda und dann einen Bus. Das Umladen mit dem vielen Gebäck ist mir zu umständlich. Ich setze mich durch, dass wir die 30 Meilen mit 2 Boda Bodas zurücklegen, eines mit Gepäck eines mit Personen. Es klappt weitgehend gut, trotz unbefestigter Straßen. Was mich zu einem Frühstücksstopp animiert ist so gar kein typisch afrikanisches Problem eher etwas westlich abgekupfertes, etwas positives im allgemeinen etwas aufrüttelndes im speziellen. Man muss um das folgende zu verstehen wissen, dass man in Uganda motorisiert der Boss ist, auf die Fußgänger keine Rücksicht genommen wird, und ein Schutzweg eine seltene Erscheinung ist und wenn doch vorhenden als Verzierung auf dem Asphalt wahrgenommen wird, der die selbe Wirkung hat wie aufgemalte Strichmännchen oder aufgemalten Wiener Würstchen. Da ist es sehr sinnvoll die Geschwindigkeit heraus zu nehmen.

Eine übersehene Bodenschwelle vor einer Schule hebt uns ordentlich aus den Sitzen; also Frühstückspause; am Garten vorbei zum Hotel; mehr Personal als Gäste für 8€ pro Zimmer, kein Intrnet, wenig Handynetzwerke, mein westliches Klo, Wasser aus Kanistern zum Spülen und Waschen, Stromanschluss, vom völligen Stromausfall bis Netzbetrieb bis Notstromaggregat, vom ländlichen Vogelgezwitscher bis zum Rattern des Aggregates ist alles möglich. Stromnetz ist schlecht, da dann laute Musik aus tollen Boxen mit richtigem Bass, um den sich 2 Jugendliche dauernd kümmern; Dieselaggregat ist schlecht denn laut; kein Strom ist besser. Das Problem haben wir bei der nächsten Station nicht; im Garten.

Aber zuerst wird eingekauft für eine Großfamilie. Ich entschließe mich für die 5 angesagten Kinder echten Fruchtsaft zu kaufen und nicht die Soda Kracherl, die nur aus Zucker bestehen, was sich als Fehler herausstellen wird, weil 5 Kinder eigentlich 6 Kinder sind und die Verwandte haben, die auch Kinder sind und Zucker wäre ja nicht so schlecht, denn der ist um über 100% teurer geworden u.a. wegen der Biospritkonkurrenz auf den Weltmärkten, hat mir ein Bauer gesagt; nur das mit den Weltmärkten ist von mir dazu interpretiert.

Die Kinder laufen laut schreiend hinter dem Moped her Sarah Sarah. Sie freuen sich und laufen barfuß dem Moped nach.  Die Hütte ist eine Lehmhütte, umgeben von einer Agrarzone, die gut und vor allem arbeitsintensiv geführt werden muss um den notwendigen Ertrag zu erbringen. Der Mann muss alleine auf 5 Kinder aufpassen. Die Frau ist gestorben. Der Mann bewirtschaftet eine eigene Fläche und als Art Lohnarbeit benachbarte Flächen. Das Land gehört laut Sarah niemand bzw. dem König. Da gibt es noch alte Strukturen die parallel zu den bestehenden politischen Systemen geduldet werden. Trotzdem gibt es Strukturen bei der Organisation der Landwirtschaft. Es gibt erkennbare Grundstücksgrenzen und es gibt ein Netzwerk von nachbarschaftlicher Hilfeleistung.
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 Ich bekomme einen riesigen Hahn als Einstiegsgeschenk und hoffe innig dass das Überreicheichen nur eine symbolische Geste ist. Irgendwie bin ich jetzt erst in Afrika angekommen, zumindest dort angekommen, wo es am meisten zu tun gibt, neben den Waisenhäusern natürlich, vielleicht hat es auch etwas mit einer Erwartungshaltung zu tun, die einsame Lehmhütte inmitten einer extensiv genutzten Agrarzone. Es wird gekocht.  Es wird mit den Kindern gespielt. Es wird der Garten besichtigt. Der Kohl ist wegen Wassermangels weitgehend unbrauchbar, bei den Süßkartoffeln gibt es noch die Chance eines frühen nächsten Regens, der kommen wird, aber das ist ein Vorgriff. Die Flächen werden regelmäßig abgebrannt. Der Boden dürfte trotzdem nicht ausgelaugt sein, da der zehrende Mais noch die besten Erträge erbringt. Da in den feuchteren Muldenlagen mehr wächst, dürfte die These mit dem Wassermangel nicht so falsch sein.

Ich würde gerne etwas Wissen von meinen besuchten tropischen Biolandbau Vorlesungen einbringen können, bin aber überfordert und finde keinen Ansatzpunkt, weiß zu wenig. Buschwerk zu entfernen um eine Fläche bewirtschaftbar zu machen ist geplant. Vielleicht sollte man einige stehen lassen, da diese beschatten und die Nährstoffe aus tieferen Schichten holen, vielleicht Mais + Desmodia + Naphirgrass, vielleicht andere Pflanzengemeinschaften, vielleicht kann man statt abbrennen kompostieren oder unkrauthemmendes Mulchmaterial verwenden, vielleicht eine Agroforstwirtschaft.  Vielleicht sollte man so weiter machen wie bisher. Vielleicht sollte man beobachten, lernen und den Dingen seinen Lauf lassen und dann eine Maßnahme setzen. Schade dass für diese Herangehensweise die Zeit und das Geld nicht reichen werden.

Auch die Kinder zeigen mir viel. Nach anfänglichem Zögern, ob das das Richtige in der gegebenen Situation ist, packe ich meine Solarspinne  meinen Solarradio und den Netbook aus. Wir üben mit einem einfachen Spiel und durch übermalen eines Bildes die Bedienung des Computers. Schade, dass ich keine angepasste Software gefunden habe. Das bei uns erhältliche Spiel „Landwirtschaftssimulator“ ist völlig ungeeignet. Nach der Radiomusik wird getanzt. Es gibt auch viele andere Beschäftigungsmöglichkeiten für die man keine „exotischen“ Dinge braucht. Für den nächsten Tag, für den Besuch bei Sarahs Mutter wird Mais mitgenommen, der vorher gemahlen wird. Das gröbere wird als Schweinefutter, das Feinere für Speisen verwendet.

Am Weg zur Mühle mache ich ein Foto von einer vermüllten Entwässerung. Ein Mann spricht mich darauf an, was ich da mache und ist sehr unfreundlich. Es ist der Behörde keine Aktivität gemeldet. Ich muss mich rechtfertigen dass ich in Uganda was mache. „Die Offiziellen und Großen in Uganda und Österreich könnten statt sich querzulegen auch einmal hilfreich sein“ denke ich mir und gehe nach einer sinnlosen Diskussion einfach. Beim Wasserbehälterbau war dauernd irgend ein offizieller dabei. Auf meine interessierten Fragen habe ich aber kaum Antwort bekommen.
Familienbesuche sind nicht so meine Stärke trotzdem verläuft der nächste Tag recht angenehm mit Einkaufen und gutem Essen. Es sind auch einige Schwestern von Sarah da, die nicht in der unmittelbaren Nähe wohnen und wie immer überall Kinder. Das Haus von Sarahs Mutter ist auch aus Lehm gebaut, aber stabil und relativ hoch. Da die umliegenden Häuser zum Teil noch höher sind wird es nicht ganz einfach mit dem Solarmodul, das ich versprochen habe. Es beginnt ein wolkenbruchähnlicher Niederschlag mit Hagel. Ich kann eine gute Aufnahme machen wie ein Haufen von weggeworfenen Plastikflaschen den Abfluss blokiert.

Die letzten 5 Meilen nach Kampala dauern ewig, da es Stau gibt. Das Gedränge und das Gepäck auf dem Schoss machen mir Probleme und die letzten Kilometer gönnen wir uns ein richtiges Taxi, mit Zwischenstopp bei einer Bank. Im Packpackers ist das gewünschte Zimmer nicht frei. Immerhin habe ich jetzt einen echten Schreibtisch auf dem ich etwas ablegen kann aber keine Steckdose für den Computer. Immerhin gibt es im Esszimmer abwechselnd Strom und WLAN und wenn es Wasser gibt gibt es bei den weit entfernten Duschen auch warmes Wasser. Ein verrückter Tourist regt sich fürchterlich bei einer Raumpflegerin auf, dass der Wasserdruck so niedrig ist und dass das für das Geld nicht sein dürfte. Ich denke, dass der Behälter den ich gerade mitgebaut habe auch keinen hohen Wasserdruck erzeugen wird, dass ich sicher dafür mehr bezahlt habe und ich spüre, dass mir das Urlaubsumfeld plötzlich ordentlich auf die Nerven geht. Ein Schreibtisch bei einer ordentlichen Organisation und umgekehrte Geldflüsse wären für ein paar Tage schon eine Feine Sache.

Geld von der Wiener Gruppe ist auf meinem Konto gelandet. Das und eine Anzahlung für die Dränagesache bei den Burschen und für nicht abgedecktes Hühnerfutter werden am selben Tag noch übergeben. Ich hoffe auf eine etwas ruhigere Woche in der ich auch Zeit finden sollte den Blog zu überarbeiten. Es wird sich nicht bestätigen, soviel weiß ich einen Tag später.
Ich bin mit dem schreiben des Blogs nur mehr einen Tag hinten, bei den Bildern sind es mehrere Tage.

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