Ziel des Bloggs

Dokumentation EZA Aktivitäten von Sven Schoderböck u. Sarah Namirembe in Kampala, Busia, Kayunga u. Luwero mit folgenden Zielen:
Armutsbekämpfung, Waisenhaus, Schulen, Abfall, Siedlungswasserbau; motivieren mitzumachen oder selber etwas zu versuchen
Kontoinformation Spenden: Bank Austria: Konto Nr.50293147800 (IBAN: AT70 1200 0502 9314 7800, BIC: BKAUATWW) Bitte Namen des Spenders angeben! Spenden
die nach Projektende eintreffen werden für eine Fortsetzung gesammelt bzw. nach Uganda bevorzugt für Maßnahmen im Waisenhaus überwiesen.

18.03.12

Zeit für Grundsätzliches und letztes Treffen mit Robert

Ich werde die chronologische Schreibweise bei meinem wahrscheinlich letzten Eintrag endgültig aufgeben und über ein paar Dinge berichten die irgendwie dazu gehören sollten, zu meinem Blog; die aber  nirgends erwähnt wurden. Es wird kaum mehr etwas über die Projekte dabei sein , da war das Vorgenommene schon nach der Halbzeit abgeschlossen und die Verlängerung war nur in den ersten zwei ein halb Wochen intensiv. Es soll wie schon beim letzten Eintrag etwas aus dem Leben gegriffenes dabei sein. Das nehme ich mir vor für die Nacht von Samstag auf Sonntag, weil es unmöglich ist zu schlafen; weil mit dem öffentlichen Raume in Uganda anders umgegangen wird als in Österreich; übrigens auch mit dem privaten; mir hat nachdem ich immer unvorsichtiger geworden bin, tatsächlich jemand das Handy gestohlen. Ich habe es mir ganz entspannt wieder zurückgenommen und mich; das war allerdings ungeplant und nicht zynisch gemeint sogar dafür bedankt, unabsichtlich bedankt; entschuldigt habe ich mich aber nicht dafür, für das unabsichtlich bedanken; aber alles nach der Reihe und nicht zu ausschweifend, sonst verbringe ich die letzten Tage mit schreiben. Nachtrag: Es wurden mir wahrscheinlich beide Handys gestohlen und das Fehlen meines i - Phones habe ich erst zu Hause bemerkt.

Bei der Nutzung des öffentlichen Raumes möchte ich kurz ausholen um eine Schieflage zu vermeiden. Wenn man den Begriff sehr weit interpretiert und die Atmosphäre als "öffentlichen Raum" betrachtet gehen die reichen Länder am Sorglosesten damit um. Ich meine nicht die nahe Umweltverschmutzung durch abgebrannte Kunststoffabfälle, das geht auf das Konto der „ärmeren“ Länder, ich meine die Verschmutzung durch Klimagase, die das Leben global verändert, ungerechter Weise dort wo am wenigsten davon produziert werden am Stärksten. Dass sich in Uganda die Regenzeiten verändern habe ich sicher schon erwähnt, dass mehr als 80% der Bevölkerung von einer Subsistenzlandwirtschaft leben auch; dass diese Kombination einen Einfluss auf grundlegende Aspekte der Daseinsvorsage hat, ist leicht nachvollziehbar.

Der öffentliche Raum, den ich hier meine und der diesmal der Grund ist nicht zu schlafen, sondern zu schreiben wird beschallt. Diemal ist es Techno; es könnte auch religiöser Singsang oder eine Werbedurchsage sein. Da werden Boxen hinausgestellt, gute und laute Boxen die die ganze Nacht lärmen. Es scheint niemanden zu stören. Um fünf Uhr, ich will damit nicht in eine religionsfeindliche Ecke gedrängt werden, bitte nur das lesen was da steht, ertönt laute religiöse Musik aus einem Megafon. Das war in Busia ganz schlimm. Ab 5 Uhr kein schlafen mehr möglich, der erste Singsang dann eine viertel Stunde Pause oder eine halbe und dann wieder. Eine andere Variante, mitten in der Nacht Techno aus lauten Boxen, auch am potentiell ruhigsten Platz meines Aufenthalts, am einsamen Strand am Viktoriasee in Uganda Muchangi beach oder so ähnlich, nahe an der kenianischen Grenze. Da werden wegen zwei Besuchern Boxen eingeschaltet. Die Elektrogeräte verkaufenden Stände überbieten sich mit lauter Musik. Ich muss immer fragen ob sie entweder lauter sprechen können oder alternativ leiser drehen können. Es gibt auch einen andern Umgang mit Respektabständen auf der Straße. Ich steige weit ausholend und schnell aufs BodaBoda und erwische einen Passanten voll in den Weichteilen. Er geht weiter als wäre nichts geschehen. Auch wenn man im Straßenverkehr jemandem touchiert wird das mit einer Gelassenheit hingenommen, die Vorbildhaft für Wien wäre. Bei uns ist der Aggressionspegel im Straßenverkehr, trotz wesentlich besserer Bedingungen viel höher.

Verschiede Kulturen sind eine Bereicherung sagen die Guten, der andere Umgang mit Kulturen muss gelernt und toleriert werden sagen die Mittleren und man muss sich anpassen sagen die Schlechten, die mit anpassen oft nur jene Gäste meinen, die im eigenen Land sind und nicht sich selber in einem anderen Land; die schlauen Schlechten sagen übrigens statt anpassen integrieren, wobei in dieser Gruppe auch mittlere dabei sind oder sogar gute, die das System nicht ganz durchschaut haben. Ich zähle mich zu den Guten bis Mittleren wenn man schon unbedingt mit der vereinfachten Kategorisierung arbeiten muss, die eigentlich zu den Schlechten gehört. Mittel deshalb weil ich Kultur für überbewertet halte und Mittel weil es auch ein Instrument ist unnötige Grenzen zu ziehen also sogar eine schlechte Komponente beinhaltet. Ich glaube dass die Kulturgrenzen nicht mehr Ländergrenzen oder religiöse Grenzen sein werden sondern z.B.: die Konsumkultur, die mir Angst macht, auch in Afrika.
Außerdem gibt es Dinge die über Kultur stehen. Viele NROs kümmern sich um die Beschneidungskultur bei Frauen. Da könnte man kritisieren warum man sich nicht stärker darum bemüht, unsere falschen Verhaltensmuster wie das Konsummuster zu hinterfragen und  kritischer darzustellen, und warum es nicht gelingt andere nachhaltigere Ziele, Träume und Pespektiven zu vermitteln und vorzuleben. Inhaltlich gibt es an Maßnahmen gegen Beschneidung von Frauen nichts auszusetzen, man sollte dagegen intervenieren, auch wenn dadurch kulturelle Wurzeln verändert werden müssen. Mit dem Lärm ist es anders. Wenn er nur mich stört, sollte ich  mich in der konkreten Situation aufregen dürfen, mehr aber nicht. Eine Situation, die irgendwie dazwischen steht ist das mit der Bademode. Ich habe schon darüber geschrieben. Für den zweiten Schwimmlernversuch habe ich für Sarah einen gebrauchten Badeanzug gekauft, an dem Platz an dem sie mir das Handy fast gestohlen hätten, oder eigentlich kurz gestohlen haben; was ich damit aber sagen will, es war anstrengend auf dem größten Markt Kampalas, es war ein riesiger Aufwand einen Badeanzug zu bekommen und dann, er ist zu klein. Nach unseren Maßstäben ist er eher konservativ. Auch gegen meine Badehose hat er einen Einwand, der Bademeister. Bademode ist keine afrikanische Kultur sondern übernommenes, andere Mode oder Anstandsregeln haben vielleicht etwas mit Kultur zu tun. Trotzdem! Ich sage ganz klar, dass die Badesachen sicher nicht wechseln werden und lasse es darauf ankommen hinausgeschmissen zu werden. Wir werden nach dieser Klarstellung in Ruhe gelassen. Eine Sache, die mir unangenehm ist und tief verwurzelt zu sein scheint ist das nieder knien bei der Begrüßung. Vielleicht ist es nur eine Respektbekundung aber es hat auch etwas hierarchisches unterwürfiges an sich und wird auch in entsprechenden Zusammenhängen angewendet. Wenn es mir unangebracht erscheint gehe ich einfach auch in die Knie. Anderes Verhalten von Fremden wird, abgesehen von der Badekleidersache normalerweise mit einem Lächeln akzeptiert und warum soll man nicht zeigen, dass man Unterwürfigkeit für unangebracht hält.

Das letzte Treffen mit Robert gestaltet sich schwierig, da ein Kind zum zweiten Mal abgängig ist und er in die Innenstadt fährt während wir in die andere Richtung nach Natete fahren. Robert hat Kinder, die sehr gut in der Schule sind. Ein älteres Mädchen ist ohne Anstrengung mit Abstand die Klassenbeste und gehört eigentlich später auf eine Universität. Vielleicht ließt jemand diese Zeilen und kann die Finanzierung übernehmen!? Es gibt aber auch einige Kinder die viel erlebt haben und sich ungewohnt verhalten und /oder ungeschminkt ausgesprochen, geistig zurückgeblieben sind. Dazu gehört auch ein sehr junges Mädchen, das verschwunden ist. Robert setzt sich in so einer Situation voll für das Kind ein. Ich muss an die Straßenkinder in Busia denken, die da in einer wesentlich schlechteren Position sind. Warum gibt es da niemanden?
Robert besucht uns schließlich doch im Schwimmbad in Natete. Ich muss einen überhöhten Preis für ein Getränk zahlen damit er als nicht schwimmberechtigter Gast herein darf. Robert kann auch nicht schwimmen und ist zum ersten Mal an diesem Ort. Er hat bisher ein Schwimmbecken nur von der Weite gesehen. „Das wäre für seine Kinder auch toll“ meint er. Es gibt aber wichtigeres, es gibt immer wichtigeres und immer zu wenig Geld das auch für viel Wichtigeres nicht ausreicht; diesmal ist es das abgängiges Kind. Robert gibt mir die von mir verlangten Rechnungen und Bestätigungen über Arztbesuche von Joyce und dem schwangeren Mädchen. Über die Baukosten habe ich auch Bestätigungen, die  ich zugegebener Weise nie richtig kontrolliert habe, da man ja den Baufortschritt sieht und da vieles informell geschieht also ohne Rechnung.

Ich bekomme einen handgeflochtenen Korb mit meinem Namen als Geschenk und es wird ausgemacht, dass Sarah manchmal vorbei schaut, dass sie in meiner Abwesenheit Oasis im Auge behält. Nur wenn noch zusätzliche Spenden herein kommen ist auch finanziell etwas möglich. Das muss ich klar stellen. Aber und das ist ein Lichtblick die finanzstarke englische Gruppe kommt im Sommer wieder nach Uganda. Eine Art von Entwicklungszusammenarbeit von der ich nirgends etwas gelesen habe, von der ich aber viel halte. Nicht ein Zweijahresprojekt einer bezahlten Organisation, mit dem großen Risiko, dass es nach zwei Jahren eben nicht wie schöngeredet bzw. geschrieben alleine weiter läuft, sondern ein loses Netzwerk von Caretakern mit verschiedenen fachlichen Hintergründen, die miteinander in Verbindung stehen, die andere Leute motivieren und die wieder kommen, ihr Wissen zur Verfügung stellen, oder Spenden sammeln.

Matoke (Kochbananenzubereitung), Posho (Maiszubereitung fest), Porridge (Maiszubereitung flüssig), Cassava, Yam, Süßkartoffeln und Jackfruits, Reis, Nudeln und Tomaten Soße, darüber weiß man Bescheid wenn man an der Basis war. Es schmeckt auch gut und ist gesund. Manchmal Fleisch oder Fisch dazu mit viel Soße. In Kampala gibt es Konkurrenz, nämlich das westliche Essen, Hühnchen mit Chips. Wenn man die beiden Komponenten mischt landet man beim westlichen Essen. Zumindest ist es mir so ergangen. Es schmeckt intensiver. Man gewöhnt sich aber auch daran und dann braucht man Geschmacksverstärker und ähnliche Zusätze. Man hat nichts gewonnen, es hat sich nur eine Schwelle verschoben. Matoke mit einer guten Soße und Posho können genauso gut schmecken. Ein Problem des Kochens ist der Energiebedarf der durch Holz oder Holzkohle gedeckt werden muss. Man kann die einfachen Gerichte nicht kalt zubereiten und essen. Ich habe ein Bild von einer halben Holztüre beim Waisenhaus Oasis ins Netz gestellt. Es war weder Brennmaterial da noch Geld um etwas zu kaufen. Essen oder Klotüre. Diese Frage stellt sich nicht jeden Tag in einem afrikanischen Waisenhaus, nur fast jeden Tag ähnliche Fragen. Es ist an uns die Türe zu ersetzen oder den Rahmen zu verändern, damit Türen Türen bleiben können.

Wie es mit dem Blog weiter geht weiß ich noch nicht. Vielleicht werde ich eine überarbeitete Version, eine Art Dokumentation daraus machen. Vielleicht werde ich Ihn reduziert auch zu Hause weiter führen. Sollten noch Spenden herein kommen, garantiere ich dafür, dass diese zur Bekämpfung der Armut und / oder für ein kleines Umweltprojekt in Uganda verwendet werden. Übermorgen geht mein Flug zurück nach Wien. Beim Abflug habe ich gedacht dass ich so etwas das letzte Mal mache. Ich bin durch den erfolgreichen Verlauf selbstbewusster geworden. Bessere Rahmenbedingungen wären allerdings wünschenswert.

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