Ziel des Bloggs

Dokumentation EZA Aktivitäten von Sven Schoderböck u. Sarah Namirembe in Kampala, Busia, Kayunga u. Luwero mit folgenden Zielen:
Armutsbekämpfung, Waisenhaus, Schulen, Abfall, Siedlungswasserbau; motivieren mitzumachen oder selber etwas zu versuchen
Kontoinformation Spenden: Bank Austria: Konto Nr.50293147800 (IBAN: AT70 1200 0502 9314 7800, BIC: BKAUATWW) Bitte Namen des Spenders angeben! Spenden
die nach Projektende eintreffen werden für eine Fortsetzung gesammelt bzw. nach Uganda bevorzugt für Maßnahmen im Waisenhaus überwiesen.

11.03.12

Abschlussworkshop bei Yes


Workshops und Schulstunde, beides war schon Programm innerhalb meiner 7 Wochen Aktivitäten in Uganda, also nichts neues. Beim Vortrag oder Workshop, wie immer man das nennt, es war wohl irgend etwas dazwischen, hatte ich mehr bedenken, als bei anderen Aktivitäten: Fachlich auf „heimischen Boden“ auch über verfügbare Technologien oder weiter formuliert angepasste Strategien viel Gedanken gemacht, mögliche Fragen oder Abläufe mehrfach im Gedanken durchgegangen, viel mehr als ich zu Hause für einen ähnlichen Vortrag (z.B.: vor einer Anlagenbesichtigung) noch  machen muss, da es schon Routine ist. Aber auch hier wären Verbesserungen möglich wenn diese gewollt sind (und bezahlt werden).

Kurz nach acht im Büro von Yes angekommen! Ein Raum wird aufgeräumt. Der Tisch landet in einem Hinterzimmer. Lauter aus Altmaterial gebastelte Kleider! Warum haben Sie mir das nicht auf meine Fragen über Aktivitäten gezeigt; ist ja nett und sicher kein Betriebsgeheimnis. Ich lasse mir die Begeisterung dafür anmerken, die Bemerkung, nichts für die Regenzeit löst angesichts des verwendeten Materials (kartonnahes Papier) Gelächter aus. Ich finde das trotzdem super und denke an die ganz frühen Müllmodeschauen der Wiener Abfallberatung auf der Donauinsel. Dass man damit die ganz großen abfallwirtschaftlichen Probleme nicht lösen wird können, nicht in Österreich und nicht in Uganda muss nicht immer mitgedacht werden. Mit den Getränken gibt es mit der ursprünglichen Variante Probleme und ich kaufe für jeden eine Flasche Wasser. Das ist hochquellenwasserverwöhnten Wien ein unnoetiger Luxus, in Uganda nicht. Größere Flaschen und ein guter verdünnbarer Saft wären abfallwirtschaftlich und „kulinarisch“ besser gewesen. Zu den Chabatis (Palatschinken ohne Marmelade) und Mandasis (Krapfen ohne Marmelade) gibt es Bananen. Alles aus lokalen Produkten und preiswert. Dann zum Sessel mieten! Es ist ein Haus ganz in der Nähe unsichtbar von der Hauptstraße und es gibt auch kein Schild. Hier hat jemand eine klevere Verdienstmöglichkeit gefunden die noch dazu abfallwirtschaftlich „ausborgen statt besitzen“ relevant ist. Ich nehme mir vor das in den Vortrag einzubauen „Sie sitzen auf einem Beispiel für Müll vermeiden“; wo Afrika in fast allen Bereichen den sogenannten entwickelten Ländern überlegen ist, weil……; ich glaube ich habe darauf vergessen, weil es so viele andere gute Beispiele gibt.

Am Weg zum Sesselverleih; Kinder die mit einem Ball spielen. Das Alternativprogramm zur stressigen Kayungareise, nämlich ein Besuch in Dabany wo zwischen Schule und Baustelle immer Kinder Ball spielen ist gefährdet, denn den Ball den ich unbedingt haben will gibt es auch hier, ohne 10 minuetigem Moped oder 25 Minuten FahrradBodaBoda. Das unbedingt haben wollen ist eigentlich ein Mechanismus der viel Müll erzeugt, aber in diesem Fall ist es komplizierter. Der Ball ist von den Kindern gemacht und besteht aus alten Folien bzw. Plastiksäcken die geschickt mit Kunststoffbändern zusammengehalten werden. Zum Fußballspielen ein gutes Größen / Gewichtsverhältnis und das Elastizität / Dämpfungsverhältnis stimmt auch halbwegs. Ein Austria - Fußballfan oder Materialwissenschaftler würden das vielleicht anders sehen, aber von denen machen wenig in Uganda Projekte, also gilt vorläufig das was ich behaupte. Der Ball ist super! Er dürfte auch langlebig und von Kindern reparierbar sein. Ich brauche den Ball für die abfallwirtschaftliche und entwicklungspolitische Bildungsarbeit zu Hause. Er hat für mich hohen Wert. Was kann ich den Kindern dafür bieten? Ich Frage ob der Ball allen oder jemand Bestimmten gehört. Er gehört jemandem. Das macht es leichter. Ich Frage ob er, der Junge, den Ball selber gemacht hat. Er hat; das macht es auch leichter. Ich habe einen eindeutigen „Geschäftspartner“. Ich habe nichts für Kinder geeignetes dabei, als Tausch. Das macht es schwieriger. Mein letzter nicht verschenkte Wasserball wäre (obwohl er eine etwas andere Spielnische besetzen würde) kontraproduktiv. Wie lang hat er dafür gearbeitet “eine Stunde“ meint er. Das Gespräch ist gekuerzt niedergeschrieben, die Kommunikation ist nicht so treffsicher wie hier nacherzählt und es sind am Schluss wie immer in solchen Situationen plötzlich 12 Kinder da, die drängeln und sehen wollen was los ist und es kommen immer mehr dazu. Also schnell die Frage wie viel er in einer Stunde einmal verdienen wird. Der schon etwas ältere Junge durchschaut die Situation und nennt einen Preis der wesentlich über dem durchschnittlichen Stundensatz liegt. Ich akzeptiere sofort, habe aber kein gutes Gefühl dabei, nicht wegen der zu hohen oder zu geringen Summe sondern weil ich lieber etwas anderes als Geld gegeben hätte. Auch den anderen Kindern, die sich jetzt nicht mehr mit dem Ball beschäftigen können gebe ich eine Kleinigkeit. Es haette vieles gegeben, wovon die Kinder mehr profitiert haetten. Aber man kann nicht alles Ideal machen. Ich freue mich über meinen neuen, alten Ball.

Es geht los, nicht mit der akademischen Viertelstunde Verspätung sondern mit 3 Vierteln einer Stunde. Ob das typisch afrikanisch ist und ob Klischees auch Wahrheiten enthalten, ist nicht jene Frage mit der ich mich an dieser Stelle eingehender beschäftigen will. Österreich und meine Arbeit zu Hause kurz vorstellen; mache das was Yes auch macht, nur unter anderen Rahmenbedingungen; erklären der Abfallwirtschaft im Ländervergleich, ähnlich wie bei meiner Schulstunde zu Hause „Müll global“, auch das vorläufig polarisierende Besser (Technologie, keine Gesundheitsgefährdungen) und Schlechter (Mengen, Klimagasausstoß) lasse ich nicht ganz weg, obwohl es darum nicht gehen sollte, daher auch die Komponente voneinander lernen drinnen.

Mein Schwerpunkt wird Müll vermeiden. Nirgendwo anders wird so viel repariert wiederverwendet anders weiterverwendet, für mehrere Zwecke gleichzeitig verwendet und/oder länger verwendet wie in Afrika. Ein entsprechendes Kompliment ist ein guter Einstieg und ich zeige als Beispiel meinen gerade erworbenen Ball aus Plastikfolien. Bei den Plastiksäcken, die nicht als Ball oder in anderer Form weiterverwendet werden sieht es leider anders aus, auch gibt es kaum aufladbare Batterien.
Ich werde gefragt welche Ideen ich habe. Zuerst das ehrliche Eingeständnis, dass ich am vierten Tag keinen Weg vorgeben kann. Ich will es auch nicht und es wäre auch gefährlich. So entstehen Projekte, oft teure und große, die nicht verwurzelt sind und eine kurze Halbwärtszeit haben. Auch Ökofundamentalisten oder Sozialromantiker können den Bezug zur Realität verlieren, das ist auch eine Gefahr. Also der Apell einen eigenen Weg zu finden und da ich dann doch etwas eigenes konkretes und  lebensweltliches einbringen will, erzähle ich doch von meinen weiter vorne schon angeführten Projektideen.

Dazu gehören Tragtaschenverwendung, mit Synergieeffekten im Litteringbereich und die Möglichkeit Sammel und  Verwertungsstrategien von der Basis aus zu verbessern und nicht nur die ökologische sondern auch die soziale Komponente mitzudenken. Da es schwierig ist, die Müllgesetze so zu verändern, um gewisse Abläufe zu ermöglichen und Vergehen besser ahnden zu können gehe ich verstärkt auf  positive Anreize, Vorbildfunktion und Bildung ein. So kann man die Bevölkerung besser mit ins Boot nehmen und weniger andere Maßnahmen sind nötig. Verschiedene Länder mit unterschiedlichen Ausgangssituationen aber wichtige grundsätzliche Fragestellzungen und Probleme die identisch sind. Wo endet die Dienstleistung der Kommune und wo beginnt die Eigenverantwortung, oder besser wie kann man gemeinsam die Situation verbessern. Der Spielraum der Kommune ist gering, da keine Müllgebühr eingehoben wird und die Möglichkeiten dafür auch beschränkt sind. Im informellen Sektor, bei den Müllsammlern funktioniert das zum Teil. Beim ohnehin überfrequentierten Sammelfahrzeug auch noch während der Sammlung Geld einzuheben ist zu zeitaufwändig, es an irgend eine Steuer anzuhängen, die jeder zahlen muss ist im Haushaltsbereich ebenfalls schwierig, da viele gar keine Steuer zahlen (weder Strom noch Wasser noch Abwasser noch Grundsteuer).  Die Müllgebühr beim Produktkauf mit einzuheben ähnlich dem ARA System nur auch für Restmüll wäre vielleicht eine Möglichkeit, die man aber regional nicht umsetzen kann. Wahrscheinlich gibt es da noch andere Lösungsmöglichkeiten, die stärker mit Aktivitäten des privaten Sektors vernetzt sind. Da bräuchte man bessere Hintergrundinfos und Behördenkontakte.

Ich habe viele Beispiele mit, u.a. eine kleine Kunststoffflaschenmülltonne, eine beschriftete Tragtasche einer Vermeidungsaktion der Stadt Wien die ich zuerst auf Englisch übersetze um anschliessend, wie alles andere auch noch einmal übersetzt zu werden. Mein Tisch ist voll mit Akkus Batterien, Solarladegeräten, verschiedenen Beleuchtungskörpern, eine Pet Flaschen Anwendung zum desinfizieren in der Sonne, eine Anwendung als Tageslichtbeleuchtung bei Blechdächern, einem kompostierbarem Sack, usw.. Ich spreche kurz über den Abwasserbereich und zeige einige Kleinsolar und Dynamolösungen für Licht und Handy. Meiner Meinung nach gibt es da im unteren Segment unter 30 Euro eine Marktlücke. Um auf einem zu Hause ausgedruckten Plakat etwas vorzuzeigen verwende ich als Zeigestab  einen der 4 unzerstörbaren Rechen die ich am Schluss für die Müllsammelaktion übergebe. 2 Mal gebe ich das Netbook mit Bildern durch. Das Bild mit den Wiener Kindern die mit Handschuhen Kapperl und Warnweste Müll sammeln stößt  auf besonderes Interesse. Wir haben Kisten voller Handschuhe in allen Größen in Wien, die wir für die Aktionen frei verteilen erzähle ich mit nachträglich etwas ungutem Gefühl und Verweise in diesem Zusammenhang auf finanzkräftige Sponsoren und Projektgelder. Im Bereich der Aids Prävention einem weiteren Standbein der Organisation ist das ja offensichtlich gelungen. Das (bescheidene) Essen, das anschließend verteilt wird, steht auf Kisten voller gespendeter Kondome.

Dass wir von der 48er bzw. Abfallberatung auch Kondome bei einer Loveparade unter dem Motto „make love not waste“ in großen Mengen verteilt haben, erzähle ich nicht mehr, obwohl ich sehr gerne aus zufällig Vorhandenem abfallwirtschaftliche Kontexte herstelle. Es stehen in Afrika in diesem Zusammenhang andere Ziele im Vordergrund und man könnte das nicht in 5 Minuten erklären. „Im HIV Bereich gibt es im Gegensatz zu anderen wichtigen Themenbereichen wie dem Müll viele NROs die sich mit dem Thema beschäftigen und es sollte dringend auch anderes aufgegriffen werden“ höre ich von vielen Seiten. Es ist bei vielen Projekten auch Geld vorhanden, für gute Hotels und Autos und Koordinationsgespräche, für die administrative Ebene für Konkretes Offensichtliches wie einem Wasserbehälter einer Schule oder Arbeitsbehelfen fehlt dann das Geld. Das hört man auch öfters.

Es ist natürlich auch wichtig grundlegende Strukturen zu Verändern. Dafür benötigt man Fachleute die man in höhere Verwaltungsebenen „entsendet“, dafür müssen andere grundlegende Strukturen (Welthandelssystem, Agrarfördersystem) und auch das alltägliche Handeln  „zu Hause“ geändert werden. Um „dort“ etwas zu verändern muss man „bei uns“ etwas verändern. Das kann eine engagierte Einzelperson nicht alles abdecken. Man sollte das große Ganze aber auch bei kleinen Aktivitäten nicht aus dem Auge verlieren. Deshalb ist für mich die Verbindung meiner Afrikaaktivitäten zur Inlandsarbeit so wichtig. Ich möchte zu Hause eine Version des Blogs erstellen, die erlebtes mit diesen inhaltlichen strategischen Überlegungen stärker verknüpft und dafür tagesaktuelle Informationen wo es wie Strom, Wasser und Internet gibt weglassen. Für Leser, die etwas ähnliches wie ich machen wollen ist das ganz interessant um ein Gefühl dafür zu bekommen, mit welchen kleinen und mittleren Abenteuern man im Alltag rechnen kann. Ich habe aus ähnlichen Blogs bzw. Informationen mindestens genau so viel gelernt wie aus den Hompages großer Organisationen.

 Ich verabschiede mich von der Organisation mit einem guten Gefühl. Es wird vielleicht ein Abschied für länger oder für Immer sein. Ich habe zwar ausgemacht etwas proposalrelevantes zusammenzuschreiben und zu mailen, ich sehe aber im Gegensatz zu den anderen Kontakten weniger Möglichkeit und weniger Chancen etwas mit eigener Finanzkraft beizutragen, beziehungsweise würde ich mir in diesem Fall eine bessere Integration in finanzkräftige Organisationen erwarten. Versuche für eine Förderung zur reinen Projektgeldübernahme im für mich zugänglichen Umfeld waren wenig erfolgreich. Von so etwas wie einem bezahlten Job rede ich gar nicht. Aber vielleicht wird das in Zukunft durch die erfolgreichen Projektverläufe besser, oder es geschieht ein anderes Wunder. Es wäre mein Wunsch in diesem Bereich „richtig arbeiten“ zu können, (ohne die Abfallberatung in Wien aufgeben zu müssen,mit der ich mich sehr identifiziere). Vielleicht kann ich meine Auftraggeber bei der 48er für etwas begeistern. Immerhin gibt es jedes Jahr Sammelaktionen für einen guten Zweck, die nicht im abfallwirtschaftlichen Kontext verwendet werden und die nicht so effizient ausgegeben werden können, da ich mir meine Umkosten weiterhin selber Zahlen würde.

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